für den samstag am popfest hab ich mir eigentlich gar nichts vorgenommen. ich wollte nur bei der seebühne bleiben und mich anschließend wieder mit einem haufen leute auf den boden setzen und bier trinken. nur irgendwie kam der abend dann doch ganz anders. von anfang.
mit verspätung traf ich ein und fand bereits einen musizierenden florian horwath inklusive band bzw ensemble vor. ein paar hippies tanzten vor der bühne, ein paar menschen saßen auf dem boden und florian horwath sang sich die seele aus dem leib. es war irgendwie sehr ruhig, fast schon ein bisschen zu ruhig. nur zögernd wurde applaudiert. erst bei einem der letzten songs – nämlich „horse with no name“ – kam es mir so vor, als wenn endlich eine verbindung zwischen publikum und sänger hergestellt wurde, denn zu dem zeitpunkt wurde sogar der „lalala“-teil mitgeträllert. trotzdem konnte mich der auftritt und die musik nicht wirklich berühren – muss ich mir wohl nochmals mit anderen rahmenbedingungen anschauen…
als der nächste programmpunkt folgte, nämlich lylit, war ich gerade am essen und trinken. und: kennt ihr das, wenn ihr etwas von weitem hört und euch erst mal räuspern müsst, weil ihr überrascht seid? so ist es mir gegangen, als ich lylit zum ersten mal singen gehört habe. das hörte sich so unglaublich gut an, ich musste sofort alles stehen und liegen lassen und das gesicht zu dieser stimme sehen. also eilte ich hin zur seebühne und war gleich ein bisschen verzaubert.
mit ihrer makellosen, souligen stimme legte sie einem die eingängigen melodien in die ohren und ein blick in ihr gesicht verriet, die frau ist völlig in ihrem element. wie wunderbar ich das immer wieder finde, wenn man merkt, dass künstler während ihrem auftritt ein bisschen schwerelos werden und man richtig spürt, dass sie alles um sich herum vergessen. und genauso war es bei lylit, als sie die tasten ihres keyboards bediente und gleichzeitig ihr stimmorgan so perfekt über die musik legte. ich war hin und weg. da wusste ich, definitiv ein highlight auf dem popfest. der applaus, der immer heftiger wurde, gab ihr recht. sehr schön!
eigentlich freute ich mich ziemlich auf die herren molden, resetarits, soyka und wirth. aber als ich mich durch die menschenmassen kämpfen wollte um einen guten platz für ein paar fotos zu ergattern gab ich rasch auf und quetschte mich in eine mini-lücke im sehr gemischten publikum. und wenn man schon mal ungünstig steht und die menschen um einen mit ihren blicken töten, dann ist es auch schwierig ein konzert zu genießen. und so plätscherten die songs so nebenbei vor sich hin und ich, ich rang nach luft. vielleicht ein bisschen nach hinten gehen? puh. die menschen türmten sich nur so vor mir und ich hatte schon angst, niemals wieder aus der masse rauszukommen.
irgendwann war ich dann doch ein bisschen aus der gefahrenzone und die songs waren bis zu diesem zeitpunkt allesamt ein bisschen melancholisch und schwermütig in meiner erinnerung. und irgendwie wurde es nicht anders, nicht lustiger. ganz hinten verstand man dann auch nicht mehr so, was gesprochen wurde, da sich der sound sehr schnell verlor und so wurde das ganze sehr unspektakulär. schade, hatte ich mich doch so drauf gefreut…
also lies ich mich von den gemütlichen aber leicht traurigen wienerliedern zum donut stand treiben und anschließend zur bar. mein konzertabend war somit gelaufen und ich widmete mich meinen freunden. dachte ich zumindest.
alkohol, liebe menschen und einen abstecher ins vestibül. danach wollte ich nachhause und das popfest, popfest sein lassen. aber nach einem blick auf die uhr erkannte ich, es ist noch nicht zu spät um nicht noch kurz ins museumsquartier zu gehen, wo auch noch konzerte stattfanden.
und so stolperte ich um halb 3 uhr morgens in die hofstallungen und fand ein konzert von pianist martin klein vor. ein paar wenige menschen saßen vor der bühne und hörten aufmerksam zu. also so aufmerksam es eben ging. denn die hofstallungen sind sehr lärmempfindlich. nur ein kleiner mucks und man hört es im ganzen raum. ein paar menschen an der bar waren sich dessen nicht bewusst und plauderten munter weiter. selbst nach aufforderungen, den mund zu halten, nahm man immer noch störende tratschgeräusche wahr.
auch martin klein fühlte sich gestört. das ging sogar soweit dass er kurzerhand improvisierte und einen song für die lärmenden menschen performte. mit textzeilen die in etwa so waren wie „ich weiß es ist ein gratis festival und es ist halb 3 uhr früh und ihr wollt einfach nur saufen… aber eine ruhe bitte bitte eine ruhe…“ funktioniert hat die musikalische aufforderungen zwar auch nicht ganz, aber es war ruhiger als davor.
und dann konnte man endlich diese fabelhaftigkeit der songs von martin klein genießen. die stimme, das klavier, der zeitpunkt irgendwann sonntag früh. es war so wunderschön, dass es mich sogar zu tränen rührte. auch wenn die deutschsprachigen texte an musikerkollegen wie philipp poisel oder julian le play erinnern – bei martin klein passiert noch viel mehr. viel mehr tiefe, viel mehr gefühl, viel ehrlicher als ich es jemals bei einem musiker gesehen und gehört hab. und bitte, nennt mir einen musiker der soviel sicherheit und kreativität besitzt, dass er einen improvisierten song mitten in der nacht sogar doppelt spielt – die zugabe war nämlich wieder „a ruah bitte“. grandios!
nach meinem herumgeheule wollte ich dann wirklich nachhause und stieß aber dann noch auf den letzten teil des auftritts von monsterheart. ich blieb stehen und war auch von dieser quietschenden dame beeindruckt. denn auch sie performte mitten in der nacht, hüpfte und machte stimmung für die wenigen noch anwesenden leute. absolutes highlight war aber ihr letzter song: frau monsterheart saß am boden und performte eine ruhige coverversion von „born to be wild“ mit einem wunderbaren publikumsgesangs-fade-out. schöner hätte dieser konzertabend nicht enden können!
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