es waren viele hoffnungen da – aber der abend zeigte: der zeitpunkt für ein noelle-carroll-konzert war (noch) nicht der richtige.

die vorbereitungen für die beerdigung meiner oma liefen auf hochtouren und ich brauchte dringend ablenkung. zum glück war um die ecke ein gratis konzert im wombats hostel und eine freundin, die in der nachbarschaft wohnt, erklärte sich bereit mich zu begleiten. ich wusste nicht, ob ich bereit für musik war, und wollte es einfach versuchen. notfalls konnte ich ja einfach nachhause gehen und hatte es nicht weit.

das konzert fand in der hotellobby auf einer kleinen erhöhung statt. alle verfügbaren lampen leuchteten hell, richtiges konzertfeeling flammte deswegen nicht auf. eine dame vom hostel eröffnete mit einer kurzen ablaufserklärung den abend: es folgte also das konzert von „noelle carroll“, danach gab es eine pause, danach ein „open mic“, und danach wieder „noelle carroll“. es klang etwas mühsam.

ich hatte große hoffnung in „noelle carroll„, weil ich ihre musik von diversen streaming-anbietern eigentlich ganz cool fand. aber als sie die bühne betrat, wirkte sie etwas nervös und nicht besonders selbstsicher. leider wirkte sich das auf ihre musik aus: ihr gitarrenspiel war unsicher, ihre stimme manchmal etwas schief. mein schlechtes gewissen wurde immer mehr, weil ich meine freundin dort hin geschleppt hatte, aber auch gegenüber von mir selbst, weil ich musik genießen wollte, aber dies einfach nicht möglich war. ausserdem störte mich diese ed hardy weste, die ist bis heute nicht mal ironisch cool.

wir genossen die nachfolgende pause tatsächlich mehr als die erste hälfte des konzerts. irgendwann war es an der zeit für das „open mic“, aber natürlich war niemand so spontan, sich auf die bühne zu stellen, wobei die messlatte ja sehr tief lag. jedenfalls schnappte sich dann die hostel-dame die gitarre und trällerte ein paar lieder, und leider war deutlich zu erkennen, dass sie musikalisch viel mehr drauf hatte als „noelle carroll“. es war schon fast eine kollektive enttäuschung zu spüren, als die hostel-dame die bühne wieder verließ und sie wieder platz machte für den hauptact des abends.

im zweiten teil des sets verabschiedete sich „noelle caroll“ wenigstens von ihrer ed hardy weste, das war schon mal gut. aber die qualität ihres live musizierens wurde nicht besser. meine freundin fragte schon, ob es nicht besser wär, einfach zu gehen, aber es waren so wenige leute vor ort und ich wollte ihr nicht so offensichtlich ein schlechtes gefühl geben. erst nach einiger zeit, als es sich bereits nach „ende des sets“ anfühlte, schlichten wir uns raus. es tut mir unendlich leid, dass ich mich nicht drauf einlassen konnte – ich glaube, dass man irgendwann einen fast unmenschlichen qualitätsanspruch hat, je mehr konzerte man besucht, was gerade für junge künstlerinnen nicht unebdingt fair ist. aber ich war in akuter trauer und ich konnte „nicht noch mehr aushalten“. ich finde ihre aufgenommenen lieder trotzdem gut und ich bin mir sicher, dass sie irgendwann ihre stücke selbstbewusst vortragen kann!

noelle001
noelle002
Diese Website benutzt Google Analytics. Bitte klicke hier wenn Du nicht möchtest dass Analytics Dein Surfverhalten mitverfolgt. Hier klicken um dich auszutragen.