„jan böhmermann“ war mit dem rundfunktanzorchester ehrenfeld in der wiener stadthalle zu gast und zog eine souverän aneckende show ab!
um „jan böhmermann“ auf einer bühne genießen zu können, empfiehlt es sich einen humor zu teilen und zu mögen. anderenfalls wird man enttäuscht oder fühlt sich fassungslos. zum glück sind mein partner und ich dem deutschen satiriker sehr gewogen und deswegen freuten wir uns auf einen abend, der unterhalten würde aber auch nachdenklich stimmen würde.
es gab keinen support-act oder ähnliches aufwärmprogramm. wenn man die stadthalle betrat sah man nur in riesigen lettern auf einem bühnevorhang den satz „böhmermann ist schuld“. kurz nach 20 uhr ging dann die show los, der bühnenvorhang fiel und es ertönte ein intro, gespielt vom rundfunktanzorchester eherenfeld. und dann erschien „jan böhmermann“ im lässigen look und mit einem ernsten thema: „faschismus is back“.
dazwischen gab es ansprachen, aufforderungen uns zu organisieren und humoristische anspielungen auf die politische lange in österreich und deutschland. mittlerweile ist die politische stimmung aber so ernst, dass es tatsächlich etwas schwer fiel, locker und leicht über den zunehmenden faschismus zu hinwegzulachen. also ging es mit musik und show weiter!
aber es war diesmal nicht so einfach, sich fallen zu lassen und unterhalten zu lassen. keine frage, die show war toll, vor allem als jan böhmermann in einer art ballett-tutu plötzlich in den bühnenhimmel flog. aber es fehlten diesmal die belanglosen hits, jene die politisch nicht relevant waren. selbst „warum hört der fahrradweg einfach hier auf?“ fühlte sich bedrohlich an, denn mit einer rechten regierung könnte es sogar passieren, dass fahrradwege irgendwann gar nicht existieren um den gesamten öffentlichen raum ausschließlich dem individualverkehr im auto zu widmen. „organisiert euch“ sagte jan böhmermann immer wieder, die politische überforderung aber lässt einen eher erstarren als organisieren.
und das war wohl durchgehend der grund, warum das wiener publikum diesmal nicht so warm wurde, warum die show teilweise mehr schmerzte als unterhielt. und so ging die show weiter, weil sie weitergehen musste, immer wieder mit instrumental-einlagen, immer wieder mit zwischenansagen. mein persönliches highlight war der song „licht an! licht an!“, weil er ein kleiner hoffnungsschimmer in der satiriker-show war. aber auch generell war der letzte teil der show unterhaltsamer und leichter bekömmlich als der großteil der show. „wirf ein ei“ und „allemagne zero points“ waren schöne hymnen, die am ende noch ein bisschen erleichterung brachten. das tanzende grundgesetzbuch „grundi“ war auch nett, aber netter wäre wohl der hit „menschen leben tanzen welt“ gewesen, der dem publikum aber verwehrt blieb.
„jan böhmermann“ zog seine show durch, mit weniger hits aber mehr politischen ansagen. wahrscheinlich war er mit seinen aufforderungen zum organisieren und bewegen zum richtigen zeitpunkt am richtigen ort aufgrund der politischen lage in österreich, aber es fühlte sich einfach nicht so an. beim nächsten mal wieder mehr leichte unterhaltung, dann klappts auch mit der besseren stimmung!