ein pop-punk-rock-abend in überlänge: „palaye royale“ und ihre drei support-acts zelebrierten schon fast ein mini-festival!
ich war neugierig. nein! ich war sogar sehr neugierig. sooo neugierig auf die gehypte band „palaye royale“, dass ich mich an jenem montag abend im gasometer einfand. aber eigentlich hätten die alarmglocken schrillen müssen, als ich den timetable studierte – palaye royale hatten drei vorbands im gepäck und ihre eigene stagetime war erst nach 22 uhr. es war also kein normaler konzertabend, es war eigentlich bereits ein festival. und für ein festival hatte ich nicht die nötige energie an jenem montag abend.
wie auch immer, ich war pünklichst vor ort als der erste künstler „huddy“ die bühne betrat. bei „huddy“ handelte es sich um einen tiktok-star mit über 30 millionen abonnenten und auch wenn er ganz nett wirkte, ich konnte mich im nachhinein an keinen einzigen song erinnern, ich prägte mir nur seine haube ein. huddy, haube, tiktok – aber von der musik blieb nichts hängen.
ich empfand es nicht so schlimm, mir nichts von „huddy“ und seinem pop-punk gemerkt zu haben, es gab ja noch ein paar bands an jenem abend zu entdecken. als nächstes kamen „i see stars“ auf die bühne und ich sah vor allem das glitzershirt und bewegungen a la taylor swift. aber es war nicht taylor swift, es war devin oliver, der sänger von „i see stars“, der so extravagant über die bühne tänzelte.
die musik war ähnlich pop-punk-quietschend wie die vom vorgänger, nur mit einem hauch von synthesizer-klängen, die dem ganzen eine elektronische note gaben. zugegeben, mein 14-jähriges ich wäre vor über 20 jahren völlig ausgeflippt. mittlerweile hatte ich meinen musikgeschmack aber weiterentwickelt und konnte kaum abwechslung oder nuancen in der musik finden. alles klang ähnlich, das einzige was die band auszeichnete war viel bewegung auf der bühne. aber will ich ein konzert sehen, nur weil der sänger kreuz und quer über die bühne läuft?
als dann „hot milk“ als dritte band des abends die bühne stürmten, konnte ich kaum änderungen merken. war es immer noch die gleiche musik und nur der gesang änderte sich? jedenfalls war da plötzlich eine dame mit bunt gefärben haaren, die genau dieselben bewegungen wie „i see stars“ und „huddy“ machte, der einzige unterschied bei diesem auftritt war die klangfarbe ihrer stimme.
ich war ein bisschen enttäuscht, ich dachte, wenn schon soviele bands spielen würde, würde sich ein bisschen diversität im klang ergeben, aber irgendwie wirkte alles wie ein einheitsbrei. naja, zum glück spielte jede band knapp unter einer halben stunde – wenn man also die toilette aufsuchte und vielleicht noch ein getränk draussen an der bar bestellte, konnte man einen auftritt ziemlich easy verpassen.
ich war unfassbar müde und schon längst bereits fürs bett, als „palaye royale“ endlich mit ihrem auftritt starteten. zum glück hatte die band nicht nur auf-der-bühne-herumlaufen und rock in all seinen variationen in petto (sie nennen ihre genres art rock, rock’n’roll, glam rock und garage rock), sondern sie hatten auch das bühnenshow-einmaleins studiert und brachten feuerfontänen, konfetti und riesenluftballons mit! damit hatten sie ziemlich easy gewonnen bei der frage, welche bühnenshow die beste an jenem abend war.
aber sie lieferten sogar noch ein bisschen mehr: einmal stürzte sich der gitarrist in den graben um der ersten reihe seine gitarre von der nähe zu zeigen – das fand ich nett! und einmal kraxelte der sänger auf einen lautsprecherturm und hüpfte von dort wieder runter. ich hatte in meiner vorstellung schon seine knochen brechen sehen, aber er sprang munter weiter! das war sehr beeindruckend, auch weil er es schaffte, trotzdem weiter zu singen, ohne auch nur eine sekunde zu schwächeln.
ja, palaye royale waren schon ganz in ordnung – aber die hits holten sie erst in der zweiten hälfte hervor, da aber dann so richtig! plötzlich war es auch musikalisch ein bisschen melodiöser, einnehmender und abwechslungsreicher. plötzlich hebten sie sich vom einheitsbrei ab! gleichzeitig wurden sie regelmässig von ihren feuerfontänen gegrillt, was irgendwie auch nett war. feuerfontänen hat man ja nicht alle tage. und das publikum? das publikum war sowieso motiviert von anfang bis ende – da wurde mitgeklatscht und mitgeschwungen und mitgesungen. das publikum war jedenfalls vorbildlich – nur ich nicht mit meinen gähnanfällen. als der letzte song angestimmt wurde, huschte ich und meine begleitung ganz schnell zu garderobe um kurz nach halb 12 endlich den heimweg antreten zu können.
schlussendlich muss man sagen, dass „palaye royale“ mit ihren vielen einlagen und den hits gegen ende den abend doch noch gerettet haben. trotzdem würde ich mir alle vier bands kein weiteres mal mehr ansehen – ich bin einfach zu alt und zu anspruchsvoll für diese art von musik geworden.