zwei britische tik tok stars im chelsea: „liang lawrence“ eröffnete den abend und „alfie jukes“ dirigierte das euphorische schrei-publikum durch sein indie-pop-set!
was man vorab wissen muss: ich hatte die nacht davor ganz schlecht und vor allem wenig geschlafen und dann war ich auch noch den ganzen tag in einem anderen bundesland unterwegs – ich hatte also wirklich nicht die beste laune und somit auch nicht unbedingt die besten voraussetzungen für einen konzertbesuch. natürlich hätte ich alles sausen lassen können, aber so bin ich halt nicht. ausserdem kann ich meine neugierde rund um tiktok-stars nur schwer unterdrücken. ich schleppte mich also ins chelsea, und war eigentlich früh vor ort, aber ich war trotzdem „zu spät“: der konzertraum im chelsea war bereits knackevoll. und es war unfassbar warm da drin. „augen zu und durch“ lautete meine devise und so kämpfte ich mich an den linken rand um die chance zu bekommen, doch noch irgendetwas sehen zu können (und fotografieren zu können). hui. allein dieser erste marsch ganz nach vorne in der chelseahitze fühlte sich wie ein workout an. kurze zeit später stieß eine freundin dazu und dann waren wir auch schon mehr als bereit für den konzertstart.
es dauerte nicht lang und die seitentür ging auf: support-act „liang lawrence“ huschte gemeinsam mit einem zweiten gitarristen auf die bühne und startete auch gleich ihr singer/songwriter-set. ich hatte mich ja so gar nicht über die sängerin informiert, aber irgendwann war klar, dass sie dem hauptact des abends wohl nicht unähnlich sein würde: wohnhaft in großbritannien, bekannt geworden über tiktok. anfangs war ich nicht unbedingt gleich gefangen von ihren songs und ihrer performance, aber als sie dann eine cover-version von „hotel california“ spielte, war ich dann doch ein bisschen beeindruckt. erstes, dass so ein junges mädchen noch so alte songs kennt und zweitens trug sie den song wirklich schön vor. gleich danach sang sie „use me“ und danach „(not) a love song“ – zwei songs, die mir dann doch im ohr blieben. vielleicht aber auch, wegen den dazugehörigen geschichten und das handy-lichter-meer. wer weiß!,
da es nichts zum umbauen gab, gab es nur eine kurze verschnaufpause zwischen den beiden auftretenden musikacts. sehr bald hüpfte der brite „alfie jukes“ auf die kleine chelsea-bühne, im gepäck hatte er nur seine gitarristin. zunächst war ich ein bisschen überrascht – ich hatte mir alfie ein bisschen stylischer vorgestellt, weil er in seinen sehr tiktok videos eben so rüber kommt. nun gut – aussehen ist ja zweitranging, wichtig ist die musik! und die musik war schon irgendwie ein kleines bisschen da, aber meistens eher im hintergrund. ja, ich hatte tatsächlich gehofft einblick in sein musikalisches repertoire zu erhalten, aber stattdessen erhielt ich einblick über die unterschiedlich lauten stimmen des publikums rund um mich herum. damit hatte ich nicht gerechnet.
ich dachte am anfang, dass sich die schrei-chöre bestimmt legen würden, und ich dann tatsächlich mehr von alfie jukes stimme und der gitarrenbegleitung hören würde. das beeindruckt sein über die euphorie des publikums schlug sich bei mir schnell in ein genervt sein um, und wir wissen (weil bereits eingangs erwähnt), meine laune war ja nicht die beste. ich hatte schon irgendwie das gefühl, dass seine gefühlvollen indie-pop-songs ganz gut waren, aber dem schrillen schrei-ton darüber, hatte ich echt mühe in meinem kopf das ganze zu filtern. selbst bei den ganz ganz ganz ruhigen liedern wurde mitgesungen bzw mitgeschrien. von anfang bis ende, immer geschrei.
ich wollte meine aufmerksamkeit auf andere dinge richten, nämlich auf seine performance, auf sein auftreten. er hatte kein instrument in der hand, er war nur mit singen und tanz-ähnlichen arm-bewegungen beschäftigt und das war auch sehr okay so, aber mehr hatte er nicht wirklich zu bieten. wenn er sich mal einen kleinen schritt näher zum publikum bewegte oder andeutungsweise in die knie ging, war die aufregung schon immens groß. nun gut – er ist ja noch jung, da kann sich ja noch einiges entwickeln. ich wollte mich wieder auf die einzelnen lieder konzentrieren, seine performance hatte ich ja bereits abgecheckt. aber dann fiel mir wieder ein, ich konnte seinen gesang ja gar nicht hören. selbst beim gemeinsamen song mit liang lawrence hörte man mehr publikum als duett.
ich glaube, dass gegen ende des konzerts wirklich ein paar banger dabei waren, aber ich konnte sie dank der schrei-chöre gar nicht wirklich wahrnehmen. wahrnehmen konnte ich nur fan-projekte wie zum beispiel ausgeschnittene papierherzen oder rotes papier vor der handytaschenlampe, um den raum in ein rotes lichtermeer zu verwandeln. eh gut. eh lieb. ich glaube für sowas bin ich leider zu alt. wie auch immer – nach einer stunde war der ganze spuk wieder vorbei und ich war nicht nur genervt von den schrei-chören, sondern auch ein bisschen traurig, dass ich die songs nicht in ihrer vollen pracht hören konnte. ich dachte nicht, dass mich die mitgesänge von fans so stören würde, aber tatsächlich hatte das meinen konzertbesuch erheblich getrübt.