die hype-band „bar italia“ war im b72 – und performte mit einer überdosis coolness.

ich hatte in jener woche unfassbar viel stress – zeitlich aber auch mental. nicht jeder in meiner umgebung verstand meinen geliebten „freizeitstress“ und ich musste mich ständig erklären, warum mir konzerte so wichtig sind. und wahrscheinlich wollte ich deswegen umso mehr an jenem abend unbedingt in b72. und ich wollte ins b72 weil der hype um die band „bar italia“ zu jenem zeitpunkt am überkochen war – und hypes zu begutachten die gerade passieren, das ist meine spezialität!

ich war früh vor ort und sicherte mir ganz vorne einen platz. das frühe ankommen war eine gute entscheidung, denn das b72 war ausverkauft und füllte sich unfassbar schnell. bald war auch ganz vorne im eck eigentlich schon platzmangel. ich war aber trotz aller umstände unfassbar glücklich und dankbar im b72 stehen zu können, denn nichts lieb ich mehr als vor einer bühne zu stehen, das knistern in der luft zu spüren und vorfreudig auf das musikalische programm zu warten (also nur, wenn das warten nicht allzu lang dauert).

wie auch immer – bevor es mit der hauptband losging, war support-act „sakura“ für einige songs auf der bühne und machte das, was sie am besten kann: sehr schön singen und sehr schön musizieren.

irgendwann bahnten sich dann auch „bar italia“ den weg durchs dichtgedrängte publikum direkt zur bühne. die fünf-köpfige band passte gerade noch so auf das podium und sie wirkten auf den ersten blick unfassbar cool. vor allem die fronfrau in der mitte, mit gestreifter strumpfhose und high heels vermittelte erstklassigkeit. mit dem song „polly armour“ wurde das set gestartet, die band behielt dabei nicht nur ihre coolness bei, sondern setzte auch noch fokussiertheit und konzentriertheit oben drauf.

die musik erinnerte mich ein bisschen an „the notwist“ aber auch an so manche indiebands aus den 00er jahren – schnelles schlagzeug, verkopft, melancholisch, manchmal schiefer aber weicher gesang und ein schepperndes saiteninstrument. ich fühlte mich auf jeden fall aufgehoben, konnte gedanklich ein bisschen wegschweben und genoss vor allem den klang der gitarren. freundinnen, die ebenfalls mit mir im vorderen eck verharrten, waren nicht so angetan. wahrscheinlich auch, weil der sound ganz vorne nicht optimal war – die lautsprecherbox hing über unseren köpfen und spülte die töne nicht direkt zu unseren ohren. dafür hatten wir gute sicht!

das anwesende, doch sehr junge publikum, wippte mit, schloss die augen und verschmolz ganz stumm mit der band. und stumm ist ein gutes stichwort: „bar italia“ sprachen kein einziges wort. sie spielten lied für lied, aber verzichteten auf jegliche interaktion. das unterstrich am anfang noch ihre coolness und unnahbarkeit, aber irgendwann nervte es auch ein bisschen. wie soll man denn eine verbindung zu einer band aufbauen, wenn außer musik nichts einprägsames kommt?

meine gedanken rund um die nicht vorhandene kommunikation und interaktion waren bald wieder weggeblasen, als die gruppe begann, ihre hits aus den boxen zu jagen, darunter mein lieblingssong „nurse!“. tatsächlich war das auch schon die stille ankündigung, dass das set sich dem ende neigte. mit der nummer „glory hunter“ beendten sie dann ihr konzert, hauchten kurz „thank you“ ins mikrofon und verschwanden in der menge und anschließend im backstage bereich. und dann war der abend einfach vorbei, kurz und schmerzlos.

am nachhauseweg fragte ich mich dann, ob dasdenn nun ein konzert mit mehrwert war? eher nicht. und ob er hype berechtigt war? als reine album-band bestimmt, als live-band definitiv nicht. und dennoch hatte ich das konzert genossen, es war trotz allem eine gute flucht aus meinem alltag.

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