„the 1975“ ließen in der wiener stadthalle herzen höher schlagen!
es war das konzert, auf das alle hingefiebert hatten: „the 1975“ machten inmitten von festivalterminen halt in der wiener stadthalle mit einer abgespeckten „at their very best“-show. schon tage zuvor campten fans im regen um sänger matty healy am besagten abend so nah wie möglich zu kommen. von überall waren die konzertbesucher angereist und die schlange war unendlich lang. an tagen wie diesen, war ich sehr froh, dass nicht jeder den einlass über die garage in die stadthalle kannte. und zack waren wir drinnen, ohne lange anzustehen.
der abend startete mit einer support-band, nämlich „wallice„. ich hatte mich vorab wieder mal nicht informiert und als die sängerin die ersten töne von sich gab, war ich schon sehr geflasht. sie machte gemeinsam mit ihrer band tatsächlich die art von musik, auf die ich in den letzten jahre reingekippt war. starke stimme, melodiöse songs und immer eine richtige dosis wilde e-gitarren. man kann vielleicht sogar sagen, dass ich fan von „wallice“ wurde (ich fügte jedenfalls etwas später gleich ein paar wallice-songs meinen playlisten hinzu).
es ging an diesem abend natürlich hauptsächlich um „the 1975“ und um ihre audienz in der österreichischen bundeshauptstadt. bevor es auf der bühne so wirklich los ging, sah man auf großer leinwand aufnahmen vom kopf der gruppe, nämlich matty healy im backstagebereich, der noch gemütlich eine zigarette rauchte, obwohl er eigentlich schon längst auf der bühne stehen hätte sollen. aber das war teil der show. das konzept war einfach und gleichzeitig ziemlich genial: ein kameramann hatte die aufgabe den sänger die ganze show lang zu begleiten, gleichzeitig wurden die aufnahmen auf die große leinwand projiziert und man hatte sozusagen immer zwei blickwinkel: den eigenen und den, des kameramanns, der sich immer wieder sehr nahe an den frontmann traute. es war fast ein bisschen so, als würde man gleichzeitig „behind-the-scenes“ aufnahmen zu gesicht bekommen.
der hype war riesengroß – die dichte an fans in den ersten 100 reihen war unglaublich. wenn man einmal das menschenbad verließ, fand man nie wieder zurück. mein größter aber leider unvermeidbarer fehler – ich hatte daraufhin keine chance mehr meinen freund in den wilden menschen wieder zu finden. wir schauten das konzert also getrennt weiter aber das war halb so schlimm, es gab immerhin viel auf der bühne zu sehen.
matty healy tänzelte von der ersten sekunde an lässig mit seiner augenklappe, in die knie gehend, den mikrofonständer herumwirbelnd, auf dem stuhl sitzend, rauchend, wein trinkend – er lieferte ab aus seinem improvisierten wohnzimmer und stellte seine band ziemlich in den schatten. aber wie sollte man auch mehr scheinen als matty healy, den mann der stunde, über den jeder auf der ganzen welt in der letzten zeit redete. und jetzt war er da, in bestform, in seiner vollen pracht, inbrünstig singend für das wiener publikum.
„oh oh caroline“ sang er, gefolgt von „i’m in love with youuuu, i, i ,i, i’m in love with youuu“ und alle sangen mit. und dann fing mein überdimensionale hype-gefühl langsam an zu bröckeln. aber was hatte ich erwartet? viele hits. und ja, die genannten songs sind hits, aber eher die sanfte version von hits. die, die zum gemütlich mitwippen einladen. ich wartete allerdings auf die überdrüber-knaller wie „the sound“, die einen mitreissen und zum tanzen animieren. aber wir waren noch am anfang, ich hatte also noch hoffnung.
zugegeben, ich war nicht 100%ig vertraut mit sämtlichen schaffen von the 1975, ich dachte meine grundkenntnisse und die verehrung einiger neuer songs würden ausreichen um diesen auftritt zu verstehen. sehr bald aber merkte ich, dass es um viel mehr ging. um viel mehr als nur ein konzert, um viel mehr als hits, die ein gestrandeter millennial wie ich hören wollte. ich las übrigens später, dass die setlist der absolute wahnsinn war – das führte für mich dann doch einen kurzen moment zu unverständnis, da ich den großteil des konzerts auf ein riesenhighlight wartete. okay, so schlimm war es nicht, es war eh alles sehr nett, wenn auch fast übertrieben sanft. als millennial freute ich mich dann später über das backstreets boys cover. ich kanns leider nicht ändern.
jedenfalls ging es, wie bereits erwähnt, um viel mehr als das, was ich erwartete (nämlich hits und gute laune). es ging um den „gott“ matty healy und wie er seine anhängerschaft behandelte (es kam bereits des öfteren vor, dass er fans in den ersten reihe küsste) und welche versteckten botschaften er mitteilte. eine ganz offensichtliche botschaft hatte er an eine dame in der ersten reihe, die bereits des öfteren in der ersten reihe auf der ganzen welt zu finden war – ihr vermachte matty healy einige seiner bühnenaccessoires, darunter seine augenklappe. mein herz begann zu schmelzen.
was an jenem abend auch noch ein thema war, welches die suche nach botschaften noch anheizte: healy hatte gerade sein techtelmechtel mit taylor swift beendet und einige fans waren wohl besorgt um ihn. er verkündete im zuge dessen, dass es ihm gut ging und dass er eine wunderbare band hätte, die gleichzeitig seine besten wären und dass es somit keinen grund gab, sich sorgen zu machen. das war schön. und somit hatte all der gossip auch endlich sein ende.
es folgten noch ein paar sanfte hits wie „love it if we made it“ und ein schnellerer, der all-time-hit „sex“ und zum abschluss schenkte uns the 1975 „i like america & america likes me“ und: eine ballade. ja, sie beendeten ihr set mit der ballade „102“. das ließ mich dann doch etwas ratlos zurück. vor allem weil sie ohne worte von der bühne verschwanden und niemand so genau wusste, ob noch etwas passieren würde oder eben nicht. es war wie ein ganz wilder, bunter traum, der ganz plötzlich abrupt endet weil man aufwacht.
es war dann schließlich ein eher unbefriedigendes ende für mich. aber in den gesichtern der anwesenden sah ich eine vielzahl an positiver emotionen. und somit war es wohl doch ein gutes konzert. ein gutes konzert, das ich zu jenem zeitpunkt noch nicht ganz verstanden hatte.