klagende leidenschaft in einem weißen anzug: „kevin morby“ war im wiener wuk zu gast und hinterließ ziemlich großen eindruck.
ich war alles andere als vorbereitet auf jenen abend: ich hatte mich weder ausreichend in die musikalischen werke der auftretenden künstler reingehört noch war ich bereit mich in die ausverkaufte wuk-halle zu stürzen. und: es war es sonntag und eine anstrengende arbeitswoche stand vor der tür. aber zum glück war das zeitmanagement auf unserer seite: wir waren früh genug vor ort, konnten in ruhe getränke konsumieren und uns ganz langsam akklimatisieren. und dann stolperte auch irgendwann schon der support-act auf die bühne: „night shop„.
first things first: es gibt wohl kaum einen blöderen künstlernamen – oder findet jemand in diversen suchmaschinen wirklich sofort informationen über einen künstler statt einer liste von geschäften, die lange öffnungszeiten haben? ich bin in solchen momenten immer ein bisschen sauer weil sich künstler manchmal wirklich keine gedanken machen. jedenfalls stand da dieser typ mit seinem allerweltsgesicht und einer gitarre, und fabrizierte damit country-musik mit düsteren indie-nuancen. es war nicht schlecht was er machte, aber aufmerksamkeit bekam er nur wenig: der halbe saal war am quatschen, und das nervte mich. können die leute nicht rausgehen um sich über belanglose dinge zu unterhalten?
als „kevin morby“ irgendwann gegen 21 uhr die bühne betrat staunte ich nicht schlecht: er hatte einen sehr aussergewöhnlichen, weißen anzug an und schritt siegessicher zum keyboard. ein gewagtes experiment, wenn man bedenkt, dass er sich so die chance genommen hat, mit tänzerischen körpereinsatz gleich von anfang an mitzureissen. aber sein plan, im sitzen alle umzuhauen, ging auf, dank sehr eingängiger songs und unterstützung in form eines ziemlich großartigen trompeters.
ich war sehr glücklich als morby nach kurzer zeit zur gitarre wechselte und irgendwann schließlich „no halo“ anstimmte. für mich war das definitiv schon ein erstes großes highlight, das restliche publikum war allerdings noch ziemlich verhalten. aber gut – seine songs klangen nicht wie die fröhlichsten und positivsten der welt, aber sie klangen schön, ein bisschen klagend aber doch mit viel hoffnung bespickt.
kevin morby war sympathisch auf seine ganz eigene art und weise. er war kein freund großer worte, vielmehr zeigte er durch sein leidenschaftliches musizieren einen großteil seiner seele. er schmiss sich rein in seine melodien, er sang voller inbrunst, er schüttelte sein haar. der absolute höhepunkt befand sich – wie es eben üblich ist – am ende des sets, als er sein reduziertes gitarrenspiel in ein wahres inferno ausufern ließ. auch die unterstützung am schlagzeug als auch auf der trompete trugen dazu bei, dass dieser auftritt wohl noch länger in erinnerung bleiben wird. und ja – allerspätestens ab diesem zeitpunkt hatte kevin morby dann endlich das gesamte publikum von sich überzeugen können. schön war’s, gerne wieder herr morby!