schütteln, wackeln, tanzen: „seeed“ waren in der wiener stadthalle, brachten jede menge nostalgie mit und animierten zu bewegungen aller art.
„seeed“ war immer die band, auf die sich alle einigen konnten, egal aus welcher musikalischen ecke man stammte. und genau diesen eindruck hatte ich auch an jenem freitag, als wir die wiener stadthalle betraten. durchgemischt präsentierte sich das publikum, von jung bis alt, alle hatten sich versammelt um bei überdurchschnittlich hohen temperaturen die dancehall-kombo zu feiern.
doch bevor es mit „seeed“ los ging durften wir zuerst in den genuss von „nura“ kommen, die früher mal im nicht mehr existierenden duo „sxtn“ aktiv war. was soll ich sagen: alleine war sie nur halb so cool. im couchpotatoe-jogginghosen-outfit schmiss sie uns reime um die ohren, die sich irgendwie nicht so gehaltvoll anfühlten, wie gewünscht. zum glück sind support-auftritte ja nur von kurzer dauer.
„seeed“ starteten ihre show mit dem song „ticket“, welcher damals beim single-relase dem verstorbenen bandmitglied demba mabe gewidmet wurde. und: es war schon irgendwie komisch, das dreiergespann seeed nur zu zweit zu sehen. aber nach einer kurzen eingewöhnungsphase und dem cover-hit „wonderful life“ waren wir und auch die menschen um uns herum schon in guter stimmung. alle wackelten ein bisschen hin und her, und ich versuchte auf zehenspitzen die bühne zu erspähen, denn ab dem vierten lied enthüllte sich das wahre bühnenbild. riesige led-boomboxen waren da zu sehen, und „bam bam“ stand da in mega lettern.
„augenbling“, „molotov“, und „schwinger“ waren gemeinsam der erste richtige hitblock, aber so ganz wollte sich dieser teil des konzerts nicht entfalten, auch wenn es einen video-gast-auftritt von einem deichkind-mitglied gab. waren es die seltsamen remixes, die eingespielt wurden, oder lag es daran, dass wir alle in die jahre gekommen waren, dass wir nicht mehr so euphorisch reagieren konnten, wie erhofft? ich erwischte mich jedenfalls immer wieder dabei auf den großen knaller zu warten, doch irgendwie wollte er nicht kommen. besonders beim etwas späer erklingenden „dancehall caballeros“ war ich enttäuscht – die dargebrachte version war langsam und alles andere als mitreissend.
die rettenden songs stammten tatsächlich von peter fox, „schwarz zu blau“ und „schüttel deinen speck“ brachten textsicherheit, eine message („jeder speck ist gut!“) und bessere stimmung in die flairbefreite stadthalle. etwas später folgten die nummern „music monks“ und „ding“ und ich vertraute darauf, dass es nun richtig abgehen würde – aber stattdessen wurde wieder ein remix reingeschmissen und im publikum machten sich ein paar lange gesichter breit. warum konnten seeed gerade die guten alten songs nicht in ihrer guten alten form spielen? wie auch immer – zwischenzeitlich holten die leute ihre nächsten getränke und ein mutiger junger herr rauchte tatsächlich einen joint.
was auf der bühne inzwischen passierte? immer wieder durften auch sänger der entourage in den vordergrund treten, und bei einem song durften wir tanzeinlagen zweier österreicher tänzerinnen begutachten. das war gut und lockerte das konzert auf. als „dickes b“ im zugabenblock schließlich erklang, war ich happy. endlich ein lied in seiner ursprünglichen form – endlich ein bisschen ausflippen und abgehen! zu guter letzt folgte dann noch der song „aufstehn“ – warum genau dieser als abschluss gewählt wurde, bleibt mir ein rätsel. ein schnellerer, tanzbarer song wäre meiner meinung doch viel passender gewesen. wir nutzten das softe ende um unsere jacken von der garderobe abzuholen, becher zurückzugeben und die toilette aufzusuchen. beim letzten ton konnten wir schließlich die stadthalle verlassen.
der abend mit „seeed“ war schon ganz nett und ließ viele erinnerungen aufleben. aber irgendwie war das mit den remixes ein fluch und drückte oftmals anstatt die nostalgischen gefühle zu pushen. klar, wir sind alle älter geworden und die mitglieder von „seeed“ sind keine partymaschinen mehr – dennoch glaube ich, es hätte mit einer etwas anderen setlist (warum wurde „what you deserve is what you get“, „release“ oder „riddim no.1“ zum beispiel nicht gespielt) noch viel mehr heraus geholt werden können. und trotzdem: ich war froh dabei gewesen zu sein, denn „seeed“ geht immer und vor allem für alle!