ein synthwave-abend mit hymnen und saxophon-solo-einlagen in dauerschleife: „the midnight“ waren im wiener flex und entführten in die 80er-jahre.
wir erwarteten nicht gerade viele besucher bei jenem mittwochskonzert der synthwave-band „the midnight“. doch beim betreten des flex staunten wir nicht schlecht, wie voll es bereits war. schnurstracks schlängelten wir uns nach vorne und schauten uns ein paar takte der support-gruppe „violet days“ an. wir fragen uns, wann synth-musik, die klingt als wäre sie aus 80er-jahre-filmen entsprungen, in österreich wieder modern geworden ist? die antwort war: die hälfte des publikums war gefühlt nicht aus österreich.
als „the midnight“ auf die bühne stürmten, war ich sofort ein bisschen enttäuscht: ich hatte mir viel auffälligere outfits erwartet, stattdessen erschienen sie in normalo-kleidung. nun ja – wenn schon die outfits nicht ins auge stechen, dann sollte die inszenierung wenigstens sitzen oder? ja, die inszenierung hatten „the midnight“ wirklich drauf. bei jedem song gab es ein saxophon-solo, inklusive typischen saxophon-posen. einmal stürzte sich der saxophonist auch in die menge, um umgeben von hunderten fans seine melodien hinaus zu blasen. das war sehr eindrucksvoll, denn auch beim bad in der menschenmenge verzichtete der musiker nicht auf seine typischen saxophon-bewegungen (nach vorne bücken, nach hinten lehnen usw).
während es sich der hartnäckige hit „days of thunder“ in meinen gehörgängen gemütlich machte, war die zweite hälfte tim mcewan von the midnight dabei, einen ausufernden solo-part am synthesizer zum besten zu geben. sänger tyler lyle bereitete sich inzwischen darauf vor, den nächsten ohrwurm in unsere köpfe zu planzen – es war der song „gloria“, der sich einnistete wie ein fieser schnupfen. das publikum war begeistert, brüllte lautstark mit und feierte ausgelassen. natürlich war auch bei „gloria“ wieder ein saxophon-solo inklusidert, aber auch ein gitarren-solo von der einzigen dame auf der bühne. sie amüsierte aber nicht nur durch ihr gitarrenspiel, sondern auch durch ihrem angestrengten blick. ich konnte ihr gar nicht zuschauen, ihr gesichtsausdruck vermittelte nichts gutes.
als „los angeles“ erklang, war der gig fast vorbei. es standen nur noch zugaben am programm, aber ehe die ausgeführt wurden, trällerten noch alle anwesenden die vielversprechende zeile „we live forever“ mit. ich fühlte mich wie in einem paralleluniversum, nur mit einem sanften 80er-jahre-filter drüber.
aber der beste filter verhindert nicht, dass wir im wahren leben gewissen örtlichkeiten aufsuchen müssen und so war ich während der zugabenblock nicht vor der bühne sondern am stillen örtchen und wollte bei meiner rückkunft den kampf nach vorne nicht mehr auf mich nehmen. was also noch passiert ist? keine ahnung, die menschen waren so groß, dass ich die bühne von ganz hinten nicht mehr erspähen konnte. was ich aber sagen kann: das konzert von „the midnight“ war schon sehr okay, trotzdem hatte ich mir irgendwie mehr gewünscht. mehr raffinesse bei der outfit-auswahl, oder dass der saxophonist zum beispiel einen robo-dance hinlegt. irgendwas jedenfalls, das man vielleicht nicht erwartet. die anwesenden synthwave-liebhaber waren aber natürlich trotzdem völlig aus dem häuschen, denn die musik ansich wurde gut rübergebracht. nur die bühnenshow muss sich noch ein bisschen entwickelt. because we live forever.