es war ein großes spektakel, eine offenbarung, ein musikalisches ereignis, welches noch lange nachhallen wird: „soap & skin“ beehrte das open air areal der arena mit ihren fantastischen tönen und ihrer eigensinnigen performane.

tja – es war tatsächlich eine sehr sehr sehr spontane entscheidung, das konzert von „soap & skin“ zu besuchen. erst am vormittag des veranstaltungstages beschloss ich nämlich überhaupt hinzugehen. ich organisierte mir eine eintrittskarte und machte mich dann etwas später auf den weg zum besagten ort. erst am vortag war ich an selber stelle, als ich mir jose gonzalez zu gemüte führte. vielleicht wollte ich nicht mit der traurigen bilanz von nur einem arena open air dieses jahr, diese saison, beschließen. vielleicht trieb es mich deswegen nochmal nach erdberg. wer weiß, wer weiß.

„soap & skin“ hatte ich noch nie gesehen und meine erwartungen waren niedrig. ich befürchtete es würde mir alles zu speziell, zu künstlerisch, zu abgefahren werden. aber ich wollte auch endlich mitreden können, und wissen, wie anja plaschg (wie sie mit bürgerlichem namen heißt) denn nun wirklich auf der bühne ist. aber bevor ich diese erfahrung machen durfte, musste ich zuerst mal durch die hölle gehen und innerlich explodieren. denn als support-act „jungstötter“ versuchte, seine musik zu präsentieren, war das publikum alles andere als aufmerksam. es wurde permanent laut geplaudert, es schien als würden die anwesenden gar nicht bemerken, dass da gerade ein künstler auf der bühne war. ich war so verärgert, und ich konnte nichts dagegen tun. jedem ein „psssst!“ ins gesicht zu zischen war leider bei der anzahl an menschen nicht umsetzbar.

ich versuchte den lärm irgendwie auszuhalten und die gespräche rund um mich auszublenden (eine detaillierte nacherzählung eines formel1 rennens eine woche später finde ich zum beispiel ziemlich sinnlos – warum tut man sowas während einem konzert?). jedenfalls hatte ich es irgendwann geschafft: das konzert von „soap & skin“ begann, ich hatte einen fantastischen platz und es kehrte endlich stille ein. zumindest vorrübergehend.

der auftritt begann sehr ruhig: das mittig platzierte klavier war tonangebend und wies langsam den weg in die klangwelten von anja plaschg. schon als dritter song ertönte das desireless-cover „voyage, yovage“ und somit war mein erstes highlight schon mal gesichert. ich liebe ihre interpretation von diesem stück, es war eindringlich aber nicht aufdringlich. ein lied genau zur richtigen zeit am richtigen ort. aber bald wurde ich herausgerissen aus meinem konzerttraum, denn zwei äußerst betrunkene damen konnten es nicht lassen, jede handlung lautstark zu kommentieren und wegen jeder kleinigkeit zu lachen, und dann hatten sie auch ihr gleichgewicht nicht mehr unter kontrolle und begannen die leute rundherum zu schubsen. ich wollte einfach nur diesen auftritt genießen, doch es schien, als würde mir dies verwehrt bleiben.

es war wirklich unheimlich schwierig, sich auf die intimen geschichten von soap & skin einzulassen (zum beispiel den song „vater“ betreffend), während respektlose geschöpfe nebenan mit ihrer lautstärke einem das leben schwer machten. aber irgendwann, einige lieder später, irgendwo in der mitte des sets, geschah es: ein anderer besucher wies die beiden damen zurecht und erklärte ihnen die dringlichkeit von ruhe im publikumsbereich. es schien zu wirken, denn plötzlich nahm der auftritt eine ganz andere dimension an, plötzlich konnte man sich wirklich darauf konzentrieren was auf der bühne passierte. ich war fasziniert, von anja plaschgs behutsamen klavierspiel aber auch von ihren tänzen, die ausuferten und wie wellen über uns hereinbrachen. das konzert nahm an fahrt auf und wurde immer prächtiger, immer größer, immer eindrucksvoller.

das allergrößte highlight folgte dann im zugabenteil: soap & skins version von louis armstrongs nummer „what a wonderful world“ war so zauberhaft schön, ich wollte weinen, aber mein körper war vor ehrfurcht erstarrt. ich saugte noch einmal alles auf und erfreute mich über die tatsache, dass ich doch erstaunlich viel von ihr kannte und vor allem mochte. meine bedenken, dass es mir zu abgedreht werden könnte, waren völlig umsonst. als schließlich noch eine weitere zugabe gespielt wurde, und noch einmal die verabschiedung zelebriert wurde, klatschte ich euphorisch mit. es war wirklich eine der besten spontanen ideen, die ich je hatte. unter freiem himmel diese lieder genossen zu haben – daran werde ich mich noch lange erinnern.

Soap&Skin Setlist Arena, Vienna, Austria 2019
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