ein mann, der allein mit einer gitarre auf einer riesengroßen bühne sitzt, ist vielleicht nicht das konzerterlebnis, das sich ein besucher im jahr 2019 wünscht… – auch wenn der mann auf der bühne jose gonzalez heißt.
ist das zu glauben? das konzert von „jose gonzalez“ im open air areal der arena war tatsächlich mein erstes arena open air in diesem jahr. aber deswegen waren wir trotzdem nicht pünktlich bei einlass vor ort, sondern viel später, nämlich dann, als die zweite vorband „black sea dahu“ aus der schweiz schon mitten in ihrem set war. und auch wenn ich die musik der support-truppe ganz nett fand, die geschichten, die sie zwischendurch erzählten, fand ich anstrengend. vielleicht wanderte meine aufmerksamkeit deswegen immer wieder weg von der bühne.
als „jose gonzalez“ überpünktlich das bühnenparkett betrat, hatten wir uns bereits einen platz in der ersten reihe gesichert. nicht weil wir die allergrößten fans auf der welt sind, eher weil man sich am geländer ganz vorne super anlehnen kann. müdigkeit war nämlich auch an diesem tag unser begleiter und nicht die beste ausgangssituation für ein super-ruhiges gitarrenkonzert von herrn gonzalez. naja, aber jetzt waren wir schon da, jetzt „mussten“ wir da durch.
ich hatte soviele gute konzert-erinnerungen betreffend jose gonzalez, dass ich meine erwartungen ziemlich hoch schraubte. vielleicht zu hoch. aber anfangs war alles sehr gut. denn sehr früh performte er den song „crosses“, welcher für mich von wahnsinnig großer bedeutung ist. vielleicht war dieses lied sogar mal sowas wie ein persönlicher soundtrack für eine zeitspanne in meinem leben. jedenfalls feierte ich es sehr, einen meiner lieblingstracks schon ganz zu beginn der setlist zu hören.
doch schon bald drehte sich der wind. bald klang sehr viel sehr ähnlich, zu romantisch, ja sogar ein bisschen zu einschläfernd. natürlich glänzte jose gonzalez mit hervorragendem gesang und noch besserem gitarrenspiel, aber er glänzte ohne zwischenansagen, ohne dieses konzert ein kleines bisschen aufzulockern und ohne es zu etwas besonderem zu machen. der lichtblick war ein beatles-cover, nämlich „blackbird“. es stach hervor, weil es positiver und freundlicher war, als die eher melancholischen stücke von ihm selbst. aber bald ging es wieder weiter, mit der schwere, mit dem dunklen schleier, der irgendwie über diesem abend hing.
gegen ende waren es wieder die cover-versionen, die ihn zu retten schienen. auf seine interpretation von „heartbeats“ warteten offensichtlich alle anwesenden und auch junips „line of fire“ war ein highlight. ebenso entpuppte sich al greens „let’s stay together“ als willkommene abwechslung. aber auch ein eigener song erwies sich als einer, der guten, nämlich „down the line“. trotz der guten wende zum ende hin, hinterließ der abend einen ernüchternden beigeschmack.
darf man ein konzert langweilig nennen, auch wenn es musikalisch eigentlich sehr gut war? darf man ein bisschen enttäuscht sein, auch wenn das konzert in der großartigsten umgebung in ganz wien stattgefunden hat? ich denke schon. das konzert hatte seine highlights, aber eben auch einige lowlights. so ist das eben. nächstes mal sollte er einfach in einem sitzkonzert-rahmen auftreten, und seine setlist nur mit hits spicken, dann glänzt sicher alles, auch die augen aller besucher.