ein nachmittag auf dem c’est la mü festival ist eine wohltat für die seele: zwischen musik und worten für herz und hirn, ist es vor allem auch die idllye der cselley mühle, die einen nicht mehr loslässt.
terminkollisionen ließen mich im vorfeld etwas verzweifeln – würde ich es zum „c’est la mü festival“ schaffen? wie hinkommen, wie wieder heimkommen, welche möglichkeit ist die günstigste und vor allem effizienteste sowie zeitsparendste? ich wollte an jenem tag auf mehreren „hochzeiten“ tanzen und musste abends wegen einer geburtstagsfeierlichkeit wieder in wien sein. der angebotene shuttlebus war keine option (rückfahrt erst nach mitternacht), mit dem zug zu fahren war unfassbar zeitfressend (über 2 stunden pro strecke unterwegs sein, no way) und so blieb mir eh nur noch eines übrig: meine schwester anbetteln, ihr auto ausborgen zu dürfen. und das ging zum glück auch gut. ich düste also ins burgenland und konnte meine festivalsaison im beschaulichen oslip beginnen – auch wenn ich nur am nachmittag anwesend sein würde.
der hauptgrund meiner reise zum „c’est la mü festival“ war die mega-super-group „my ugly clementine„. zum glück kam ich überpünktlich an und konnte somit das erste highlight des tages wahrnehmen. und: es war wirklich das erste highlight des tages. im dunklen stadl am frühen nachmittag schritten die vier damen aufs rustikale bühnenparkett und sehr bald war klar, dass die frauenband jedem in erinnerung bleiben würde.
diese vier starken und einnehmenden stimmen stülpten sich über kratzigen und trotzdem melodiösen, reduzierten gitarrenrock, „never be yours“ war die hymne zwischendurch, die mehr als nur gänsehaut auslöste. sie wechselten sich beim singen ab, hatten von wild bis sanft, alles drauf. vor allem diese eine ruhige nummer drückte mir fast tränen ins gesicht – ich war ergriffen von diesen atemberaubenden stimmorganen und von dem was sie ausstrahlten. sie waren wie die girlgang, bei der jede heranwachsende frau einmal im leben mitglied sein möchte, sie waren sofort vorbild, sie waren sofort ins herz geschlossen.
ich spazierte immer wieder herum, saugte die gemütlichkeit der cselley mühle auf, ließ mir die sonne ins gesicht scheinen und plauderte mit freunden und bekannten. es war wie heimkommen: das c’est la mü festival gab einem tatsächlich das gefühl von geborgenheit. um nicht vor lauter tiefenentspanntheit an ort und stelle einzunicken, beschloss ich wieder in den stadl zu huschen, denn „gospel dating service“ waren dort nun anzutreffen.
auch bei dieser gruppe war es wieder diese stimme, die heraus stach. sänger christoph beeindruckte die kleinen staunenden kinder ganz vorne aber auch die supercoolen leute ganz hinten, die auf einer erhebung chillten. soulig, funkig, rockig – eine mischung, die bei allen anwesenden gute laune verbreitete.
ich blieb nicht bis zum ende von „gospel dating service“, ich wagte mich stattdessen raus, rüber in den garten, denn dort standen „mieze medusa“ und „yasmo“ auf der bühne. es war eine art einführung in die welt des poetry slams, und ehrlich gesagt: ich war mehr als nur begeistert! sie trugen wirklich die besten texte vor, die ich jemals bei einem poetry slam gehört hatte. mir wurde bewusst, wie wertvoller worte werden, wenn sie laut, bestimmt und in einem gewissen rhythmus präsentiert werden. ich war beeindruckt, von der kritik, von den themen und von ihrer sympathischen art und weise, poetry slam für jeden zugänglich zu machen.
ein weiterer grund, den nachmittag im sonnigen burgenland zu verbringen, war „bianca jankovska„. seit ich ihr buch „das millenial-manifest“ gelesen habe, suchte ich auch ihre informativen instagram-stories. natürlich lag es auf der hand, dass ich nun auch zu ihrer lesung pilgern musste. und das war natürlich eine sehr gute entscheidung.
ihr trockener humor umspielte die vorgelesenen passagen, ihre zwischenanekdoten rundeten ihren kurzen auftritt ab. eine fragerunde war inbegriffen, freudiges kichern über ihre witzigen aussagen ebenso. dass ihre eltern sich auch im raum befanden, als sie gerade über modernes dating las, war ihr wohl unangenehm, aber sie überspielte die situation äußerst professionell. am ende wäre ich gern zu ihr hingegangen und hätte gerne geplaudert, weil sie wie ein sehr sympathischer mensch gewirkt hat, aber erstens bin ich ein schisser was sowas angeht und will niemanden stören und zweitens war ich eh unter zeitdruck und musste weiter.
bevor ich mich wieder ins auto setzte und den heimweg antrat, schaute ich noch kurz in den stadl um ein paar wenige nummern von „lylit“ zu begutachten. wie eine königin saß sie inmitten ihrer tasteninstrumentenburg und sang zu uns herunter. schon wieder traf mich und das restliche publikum eine sehr einprägsame stimme. waren extrem gute stimmorgane eigentlich das hauptmotto des c’est la mü festivals?
schließlich konnte ich mich kurz vor 18 uhr losreissen von der idylle, und nach einem schweißtreibenden ausparkmanöver richtung wien gurken (bitte nächstes mal die parkplätze ein bisschen großzügiger gestalten!). mitgenommen habe ich jedenfalls ganz viele weiße blüten, die sich in meinen haaren und meiner kleidung festhingen, und natürlich sehr viele gute erinnerungen. was für ein schönes programm das aber auch war! danke für die musik und die worte in höchster qualität für herz und hirn!
ps: wer noch einen viel besseren eindruck vom festivaltag haben möchte, sollte sich dieses video zu gemüte führen.