„turn on the bright lights“ – im wahrsten sinne des wortes. es war ein kurzes gastspiel von interpol im open air areal der wiener arena, ehe die „richtige“ light-show inklusive wet-t-shirt-contest begann.
ich kann mich noch genau erinnern, als mir vor über 10 jahren mal jemand gesagt hat, dass „interpol“ die größte indie-band der welt sei. damals nahm ich alles für bare münze und speicherte das so in meinem kopf ab. als ich die band 2011 zum ersten mal sah, hatten sie gerade den hit „barricade“ am start. soweit ich mich erinnern kann, hat mir das konzert damals gefallen – aber ich hatte dringend eine auffrischung nötig und deswegen kam mir das arena open air gut gelegen.
als es dann am konzerttag am nachmittag kurzzeitig sehr stark regnete, wurde mir schon etwas mulmig. würde es auch am abend regnen, oder würde das wetter halten? im endeffekt war die frage aber unbegründet, denn wie ihr wisst: es gibt kein schlechtes wetter, nur falsche kleidung. mit regenjacke bewaffnet und freunden im gepäck ging es nach erdberg zum alten schlachthof-areal.
die vorband „froth“ spielte bereits als wir ankamen. die gruppe erinnerte mich an eine schnellere, rhythmuslastigere version von cigarettes after sex, jedoch auf voller lautstärke, sodass man regelrecht schreien musste um sich währenddessen zu unterhalten. ich weiß, normalerweise quatscht man aus respekt nicht während dem gig – aber die truppe konnte die aufmerksamkeit einfach nicht auf sich ziehen, more of the same und so. still sein hätte vermutlich auch nichts gebracht: gequasselt wurde an allen ecken und enden.
die spannung stieg, alle wollten „interpol“ sehen. kritisch beobachteten wir das bühnenumbau-geschehen. wann würde es denn endlich losgehen? mit 10 minuten verspätung war es dann soweit und die truppe marschierte auf die bühne. sie wirkten allesamt etwas steif, wie niedergegelte draculas (besonders der bassist, hui!), aber: don’t judge a book by its cover!
grund der zusammenkunft war ja bekanntlicherweise das 15-jährige jubliäum des debüt-albums „turn on the bright lights“. und genau wie die tracklist der platte sah auch die setlist aus: mit „untitled“ wurde begonnen und nach dem vierten song „pda“ folgte die erste, kurze ansprache und der hinweis, dass dieses konzert das zweite dieser tour sei. das wiener publikum fühlte sich geehrt. dann ging es weiter, es durfte keine zeit verloren werden: die etwas quietschende stimme von sänger paul banks trieb die gitarren vorwärts, stadionhymnen brausten durch die lautsprecher. was ebenfalls zu brausen begann war der wind. aber mit blick zur bühne konnte man das anfangs als nette abkühlung während der konzert-ekstase genießen! was wir konzertbesucher allerdings nicht wirklich bemerkten waren die blitze, die die ganze zeit schon am himmel herumjagten.
ich postete noch ein bild auf instagram mit dem hashtag #daswetterhält. nach wenigten minuten, gerade als „obstacle 2“ gespielt wurde, bereute ich diesen optimismus. die ersten regentropfen trafen auf unseren köpfen ein und ich, ich packte die regenjacke aus. sicher ist sicher. während „stella was a diver and she was always down“ ertönte, schüttete jemand sein getränk über meine hose. als ich anfangen wollte, mich darüber zu ärgern wurde der regen schlagartig stärker, meine begleitung kämpfte mit ihrem poncho und ich versuchte ihr zu helfen. die angeschüttete hose war plötzlich das geringste problem.
es schüttete. der song war vorbei. die band verkündete eine kurze pause einzulegen, da die situation gerade zu gefährlich war. ein typ von der veranstaltungsfirma kam danach ebenfalls auf die bühne und verkündete, dass alle hallen offen seien um sich unterzustellen. das open air areal war ziemlich schnell ziemlich leer. irgendwann beschlossen auch wir uns irgendwo unterzustellen. im regen auszuhalten und darauf zu hoffen, dass es weitergehen würde, erschien uns dann doch irgendwann unrealistisch.
wir harrten noch eine stunde am balkon aus, lernten neue leute kennen (übers wetter reden bringt die leute zusammen!), staunten über die grellen blitze und über die bäume, die sich durch den wind in alle richtungen bogen. und schließlich, kurz vor 23 uhr als die hoffnung auf eine fortsetzung längst erloschen war, wurden wir evakuiert. so nannte es die sicherheitsdame, die uns höflich bat, nachhause zu gehen. sehr schade, aber verständlich. das was ich gesehen hatte (abseits des wetterspektakels), war trotzdem super. als die größte band der welt würde ich interpol zwar nicht bezeichnen, aber als eine, die es drauf hat, stadionrockhymnen für intellektuelle zu fabrizieren.