musikgenie chilly gonzales präsentierte sich in einem ausverkauften wiener konzerthaus gewohnt unberechenbar. warum genau seine kombination aus klassik, rap und comedywahnsinn ein hervorragendes dreiergespann sind, versuchte ich an jenem abend herauszufinden.

hätte mir früher jemand gesagt, dass ich mal obsessed mit klavierklängen werden würde, hätte ich das mit „kann ich mir nicht vorstellen“ beantwortet. ich war immer team gitarre – musik zum mitnehmen, musik, die man an allen orten der welt immer und überall machen kann fand ich cooler, als ein flügel, der ein wohnzimmer nie verlässt. aber als ich vor einigen jahren eher zufällig in ein klavierkonzert im linzer posthof gestolpert bin und sich der pianist auch noch als überaus witzig erwies, war es um mich geschehen. seitdem finde ich klavierkonzerte mit humor unglaublich grandios. wie gut, dass das wiener konzerthaus genau so eine reihe gerade im angebot hatte: „comedy & music“ nannte sich das ganze und ich entschied mich den besten der besten zu begutachten: chilly gonzales.

der abend begann ganz ruhig, mit klassischen klavierstücken, ohne gesang, unaufgeregt und entspannend. ganz langsam tastete er sich aber vor in unterhaltsame gefilde. ein lied bestehend aus tonleitern namens „treppen“ ging über in ein schwungvolles instrumental-cover von george michaels „faith“ – das gefiel und wurde mit großem applaus honoriert.

dann kam auch schon der programmpunkt, der ihn so richtig berühmt gemacht hat. chilly gonzales präsentierte sein metronom und demonstrierte, wie man aus so einem taktgeber einen beat basteln kann. „if you don’t like rap you don’t like today“ warnte er vor. er begann zum takt des metronoms zu rappen, erneut war lauter applaus zu vernehmen und er bedankte sich mit dem satz „thank you for the zuspruch“. langsam aber sicher ging das konzert in die gänge.

herr gonzales ist aber nicht nur für seine klavier- und rapkünste bekannt, sondern auch für seinen umgang mit dem ipad, mit dem er schon viel musikalischen schabernack angestellt hat. auch diesmal hatte er seinen elektronischen helfer mit, doch zunächst nicht um damit musik zu machen. mit einem animierten kaminfeuer auf dem ipad wollte er ironischerweise „intimität“ zaubern – nach missglücken dieses plans packte er das teil wieder weg und fuhr in seinem programm fort. als nächstes war er auf der suche nach einem freiwilligen bzw einer freiwilligen und die war auch schnell gefunden: eine dame namens allegra traute sich auf die bühne und chilly gonzales scherzte gleich mal, ob „allegra“ die feministische version von „allegro“ sei. oh man.

es folgte eine seiner weiteren spezial-disziplinen: musiktheorie. er erklärte, welche bedeutung c- und g-dur in der musik haben und demonstrierte das mithilfe von allegra auf dem klavier. anschließend spielte er verschiedenste hits quer durch alle genres an, eher er dann wieder beim guten alten rap landete. er übte den sprechgesang nicht nur zum 4/4 takt aus, sondern auch zu einem 3/4 walzer-stück. und er benutzte das klavier als drumset – „a drumset with keys!“ wie er meinte. sehr imposant!

vom klavier-drumset ging er wieder zurück zum ipad. er performte seinen hit „never stop“, remixte diesen mit seinem elektronischen begleiter und betonte immer wieder „look, i’m a producer!“. es waren mittlerweile 1 1/2 stunden vergangen, chilly gonzales verblüffte immer wieder mit seinen skills und lustigen zwischenmeldungen und trotzdem hatte er scheinbar immer noch nicht genug. er bat ein pärchen auf die bühne um mit ihm „eine band zu gründen“. als die beiden gemäß seinen anweisungen das klavier bedienen konnten, wurde auch noch eine weitere dame auf die bühnte geholt um die trommel zu bespielen. das setup stand, nun konnte sich chilly gonzales frei bewegen und das tat er. er spazierte durchs publikum, nahm immer wieder platz und rappte was das zeug hielt. „actually the show is over“ meinte er noch bevor er sich an die orgel setzte und noch ein allerletztes stück zum besten gab, welches am schluss natürlich lautstark bejubelt wurde.

mein fazit? es war großartig. chilly gonzales zeigte mehr als eindrucksvoll, dass humor ein universeller zugang zu musik ist. aber nicht nur kurzweilig und unterhaltsam präsentierte sich dieser abend, sondern auch unglaublich schön. es war ein konzert zum dazulernen, schmunzeln und genießen – ein komplettpaket, dass es nur selten in dieser form gibt.

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