die grelle forelle, die sich gesehen von meinem wohnort im gefühlten nirgendwo befindet, war an jenem sonntag mein place-to-be. grund meiner reise zum gruseligen standort am donaukanal: die hip hopper von „delinquent habits“. eine mittellange schlange befand sich vor dem lokal und das war mir sehr recht, so konnte ich meine wasserflasche noch genüsslich austrinken.
endlich drinnen, durch die einzelnen räume mit hippsten tapeten geschlendert und schließlich in diesen dunklen gemäuern, mit der fetten bar in der mitte und der leucht-röhrenkonstruktion an der decke, angekommen. auf der bühne rappte bereits support „skinny fresh“, meine aufmerksamkeit lag aber erst mal am getränkeangebot.
erst am ende des auftritts von skinny fresh bin ich nach ganz vorne gestürmt, nicht weil mich die musik derart berührte, sondern weil ich für den nachfolgenden auftritt einen guten platz erhaschen wollte. gesagt, gestan. um die wartezeit zu verkürzen wurden r&b-kracher eingespielt bzw von einem leidenschaftlichen dj auf der bühne aufgelegt (er lebte das so richtig!). die girls rund um mich begannen bereits mit wilden tänzen und ich träumte von einer welt mit konzertsälen, die plätze ohne körperkontakt anbieten.
bevor mit großer verzögerung die delinquent habits das bühnenparkett stürmten, wurden zuerst mal zig flaschen tequila auf einem stehtisch bereitgestellt. die plastik-stamperl wurden dahinter und darunter verstaut. und dann, dann ging es los. die beiden rapper samt dj präsentierten sich, hüpften herum und brachten die menge von anfang an in partystimmung. die girls neben mir ließen die ersten getränke fallen, die störten ja nur beim bootyshake. ich fühlte mich ein bisschen wie unabsichtlich auf einer ballermann-party gelandet zu sein. nur eben mit einem tick besserer musik.
die truppe wirkte anfangs ein bisschen genervt, monitorprobleme waren der grund. und was macht man, um diese probleme auszublenden und seine stimmung zu erhellen? die erste lokalrunde tequila austeilen natürlich. sorgfältig wurden nicht nur die ersten reihen mit dem alkholischen getränk ausgestattet, sondern es wurde auch darauf geachtet, dass die shots auch nach hinten gereicht wurden. cheerio!
neben exzessiver partystimmung, hip hop moves und tequila-shots gab es auch immer wieder höchst seriöse zwischenansagen. über das album und was es bedeutet hat, es aufzunehmen. und über weed. die wichtigen dinge im leben eben. hip hop klischees wurden zu 100% bedient, meine scheuklappen halfen nichts mehr. und wenn man schon mal bei weed ist, kann man auch gleich zum benachbarten reggae-genre wechseln, oder? die delinquent habits waren meister darin, plötzlich jamaica-feeling heraufzubeschwören. beschwingt und inklusive sing-a-long!
„make some noise for tequila!“ brüllten sie plötzlich ins mikro und machten ihren zuhörern wieder klar, warum sie eigentlich gekommen waren! um endlich wieder tequila zu trinken! die letzte lokalrunde war ja auch schon zu lang her. mir wurde das, als anti-alkoholiker an diesem abend, etwas zu bunt und auch zu feuchtfröhlich. ganz vorne, im wahrsten sinne des wortes, trocken zu bleiben war schwierig. ich schlängelte mich durch die crowd, erntete böse blicke, weil ich es wagte, den dichtgedrängten publikumskosmos zu verlassen und kam schließlich bei der ledercouch ganz hinten an, die mich freudig in empfang nahm.
die delinquent habits stimmten ihren hit „tres delinquentes“ an und nun war der gemütszustand der anwesenden augenscheinlich wirklich am explodieren. hui, gerade noch rechtzeitig auf die weiche sitzgelegenheit gerettet. ein mega beat dröhnte durch die boxen, skinny fresh rappte mit den delinquent habits und die ganze grelle forelle schien zu vibrieren. sing-a-longs am laufenden band und dann… dann wachte ich plötzlich auf. ich war tatsächlich eingenickt. und das am höhepunkt des gigs. schande über mich! wie kann ich nur. das kann ja nicht wahr sein.
ich bemühte mich dem ganzen treiben auf der bühne wieder zu folgen und ertappte mich immer wieder dabei, wie meine schweren augenlider mir einen strich durch die rechnung machten. peinlich. ich hoffte innerlich, meinen kampf mit der müdigkeit hatte niemand mitbekommen. als auch meine gähnerei, trotz wirklich ansprechender musik, kaum mehr zu verbergen war, tat ich etwas, was ich eigentlich noch nie gemacht habe: vor konzertende bereits den heimweg antreten. es ging einfach nicht mehr.
es tut mir sehr leid, falls ich euren ansprüchen bezüglich nachberichterstattung nicht gerecht werden konnte. die müdigkeit kam leider von einem viel zu verrückten party-wochenende in paris. mit wenig schlaf an einem sonntag nachmittag in wien landen und danach in der grellen forelle einem party-konzert beizuwohnen ist mittlerweile nicht mehr in meinem kraft-paket inkludiert.