mal wieder viel zu übermotiviert bin ich am frühen samstag abend in die ottakringer brauerei aufgebrochen, statt das gute frühlingswetter im freien zu genießen. meine fürsorge für bands, die als erstes eine bühne betreten müssen und oftmals nur vor dem personal der location musizieren, war wieder mal ein kleines bisschen zu ausgeprägt. obwohl so manche gruppierungen bei ihren ersten auftritten wohl eher lieber auf meine anwesenheit verzichten würden – „weil die alte ja nur scheiss schreibt“. würde ja gerne sagen, dass das ein unprofessioneller blog ist, den niemand liest…aber mittlerweile ist dem nicht mehr so. der „scheiss“ wird tatsächlich gelesen. sorry. aber darum gehts hier jetzt nicht. ihr wollt ja was über die bands und den abend lesen.
vielleicht waren wir insgesamt zehn leute vor der bühne, es war auf jeden fall eine verschwindend geringe anzahl. und leere hallen sind nicht gerade förderlich für den sound. „the sellout“ aus salzburg legten zwar mit beeindruckenden power los, aber es klang in diesen gegebenheiten einfach nur wie unkoordinierter krach. mit ausgedienten gitarrenriffs und langhaarmatten versuchten sie rock’n’roll zu zelebrieren und gaben sich zugegeben echt mühe – aber dieser verdammte raum, in dem wir uns befanden, wollte ihnen nichts gutes. die zusatzinfo, die ich später aufschnappte, dass der sänger erst seit wenigen wochen dabei ist und alles in windeseile lernen musste, war zwar good to know, aber änderte meine meinung kaum. augen zudrücken und verständnisvoll sein, kann ich zwar, wäre aber einfach fehl am platz. war einfach nicht der richtige ort und auch nicht der richtige zeitpunkt um der wienkonzert-tante zu gefallen. maybe next time!
mit „matt gresham“ kam ein mir alter bekannter auf die ottakringer-stage. bereits am waves festival im vergangenen jahr hatte ich ihm gelauscht, diesmal war er sogar mit verstärkung auf der bühne vorzufinden. einer, der das drumpad bediente, einer am tasteninstrument und matt himself an der akustischen gitarre. diese kombination ist eher ungewöhnlich, zu elektronik mit klampfe vereint fällt mir spontan niemand ein. wie sich das anhörte? groovig, funkig und auch doch sehr schnulzig – romantisches geträllere mit einem saiteninstrument kam man halt schwer in eine andere ecke verfrachten. dennoch: die kombination klang auf unkonventionelle art und weise sehr groß und voll, ohne den schweren tiefen, aber mit diesen leichten elektro-tunes, die das ganze auf eine andere, coolere ebene katapultieren. höhepunkt war aber dann trotzdem ein gecoverter klassiker: „no woman no cry“.
wer kennt die geschichte rund um die „white miles“ nicht, die als vorgruppe der „eagles of death metal“ in paris fungierten und zeugen des terroranschlags im bataclan wurden? kaum jemand bringt die band nicht in verbindung damit. wie auch immer, ich wusste bereits dass sie mir musikalisch einfach gar nicht zusagen, blieb aber doch einige nummern und sah zugegeben eine starke frau, eine starke, energiegeladene performance und mittlerweile wirklich viele menschen vor der bühne. hohe qualität, keine frage und trotzdem einfach nicht „meins“. mir knurrte ausserdem der magen und ich machte mich auf den weg zu den beiden foodtrucks. die entscheidung zwischen pastrami, pommes und burger war schwer. ich entschied mich für die goldene und vor allem günstigste mitte – einmal brennheiße pommes und ein kleines batzerl ketchup. alles weitere nur gegen aufpreis. geschenkt wurde einem nichts!
orientierte man sich an der menschenanzahl war „faber“ einer derjenigen, der von allen gesehen werden wollte. richtig voll gefüllt präsentierte sich die location. die schweizer folk-band mit dem diy-charakter schien von der ersten sekunde an sehr viel spass zu haben. das lag natürlich am interesse des publikums, aber auch an ihren eigenen, witzigen texten, bei denen weder besucher noch bandmitglied sich ein grinsen verkneifen konnte. texte wie „jeder jäger träumt vom reh, jeder winter vom schnee… warum du nutte träumst du nicht von mir?“ sind halt doch wirklich irgendwie sehr lustig, oder? sänger julian, wie der faber-kopf in wirklichkeit heißt, hatte charisma und wirkte ein bisschen wie philipp poisel auf speed. schwermütig aber trotzdem aufgeweckt. ein song, der mir noch in erinnerung blieb, weil sympathisch und gut: „susanna“.
nach faber leerte sich der raum und meine gliedmaßen wurden langsam aber sicher unpackbar schwer. die suche nach sitzgelegenheiten verlief leider negativ, ich lehnte gegen wände, tische und bars und hatte noch nie so große sehnsucht nach etwas, auf das man sich draufsitzen konnte, wie zu diesem zeitpunkt. hospitality ließ ein bisschen zu wünschen übrig. irgendwann landete ich dann doch am boden, auch wenn ich mich davor ekelte, wenn ich an die millionen studenten-sauf-events dachte, aber es ging leider echt nicht mehr anders. ufff.
ich sammelte meine kräfte, da unten am boden, und schleppte mich wieder richtung bühne als „arcane roots“ endlich an der reihe waren. auf die hatte ich mich schließlich wirklich schon ganz arg gefreut. nach einigen minuten des begutachtens der wilden bewegungen der londoner band, schoss mir die erste assoziation ins gehirn: biffy clyro! ja, arcane roots waren eigentlich wie biffy clyro, nur noch ein bisschen mehr mit ärgeren riffs und moves ausgestattet. „it’s all about guitars!“ – und lauten, klagenden, aufbrausenden schreien. wie bereits bei der ersten band des abends, the sellout, zu beobachten war, ist ein etwas dürftig besiedelter raum nicht unbedingt die beste voraussetzung für schrammeligen whooms-gitarrensound. und arcane roots waren leider nicht mit einer großen besucheranzahl gesegnet. der einzige wirklich gute, sound-schmeichelnde lichtblick war dann während einem song, der ein bisschen beatlastiger und weniger auf gitarren basierend war – inklusive zweistimmigen gesang. aber das war irgendwann am ende des sets und danach war’s auch gleich vorbei. schade, in einer akustisch freundlicheren umgebung wär das wohl ein absolutes highlight gewesen, vermute ich.
ein großer müdigkeitsschub klopfe erneut an, aber ich musste unbedingt noch „joan as police woman“ gemeinsam mit „benjamin lazar davis“ sehen. unbedingt. weil ich die musik auch voll gern mag. aber danach wollte ich nachhause. ich war wirklich am ende.
wann genau der soundcheck endete und das eigentliche set begann war nicht wirklich herauszufinden. von der bühne gehen um eine minute später diese nochmal zu erklimmen sah die gruppe schlichtweg als überflüssig. dass deswegen auch noch keiner zur stage eilte, als der erste song ganz gespielt wurde, war irgendwie klar… „hat der gig denn jetzt schon begonnen?“. wie auch immer – ich war auf anhieb verliebt in die blauen overalls, in die lockenfrisur von benjamin lazar davis und seinen schüttelanfällen seines hauptes während seinen gesangseinsätzen. als dritten song bekam man dann gleich „overload“ vorgesetzt und ich tänzelte trotz müdigkeit mit. die doppelten synthesizer, die zweistimmigen songs – all das klang super frisch und aufregend. auch die neu interpretierten songs von joan as police woman stimmten mich mehr als zufrieden. nur allzuviele leute bekamen davon keinen wind mehr, weil sie scheinbar bereits den heimweg angetreten hatten. aber das war auch verständlich – mittlerweile war es wirklich spät und die nicht vorhandenen sitzgelegenheiten beschleunigten müdigkeitserscheinungen um ein vielfaches.
ja, ursprünglich wollte ich nachhause gehen – traf dann aber noch zufällig einen freund und verquatschte mich so lange, dass es sich noch auszahlte zumindest den anfang vom letzten act „dagobert“ zu sehen. obwohl, ob sich das letztendlich wirklich auszahlte? auf mich wirkte der künstler mit der niedergegelten frisur wie ein moderner schlager-sänger. ich ließ das ganze noch ein bisschen auf mich wirken, drehte noch eine tschüss-runde und machte mich schließlich auf den heimweg. ich schlief ja fast schon im stehen ein. ufff.
fazit: sitzgelegenheiten fehlten enorm, seriously. ein, zwei acts weniger. ein bisschen mehr essensauswahl. das ganze drumherum, das es ausmacht, dass man sich während dem ganzen event wohlfühlt, das fehlte dann doch ziemlich. faber war die größte überraschung und das eigentliche highlight, wegen dem die leute gekommen waren. new sound festival runde drei, eh okay, aber das könnt ihr bestimmt besser, wenn ihr die rahmenbedinungen ein bisschen anpasst.