grundsätzlich soll es in konzertberichten ja um konzerte gehen. um den gig von sohn zu beschreiben, muss ich aber weiter ausholen, sonst kann man meine gedanken möglicherweise nicht nachvollziehen. ich sah toph taylor zum ersten mal auf dem seewiesenfest vor sieben jahren mit seinem projekt „trouble over tokyo“ und war damals sofort hin und weg von der mischung aus stimme, erdigen instrumenten wie gitarre und schlagzeug und elektronischen hilfsmittel wie synthesizer und einem laptop. für mich und für viele andere menschen war das die perfekte symbiose, umso trauriger war ich auch, als dieses projekt im jahre 2012 aufgelöst wurde. denn toph taylor war ein aufgeschlossener typ, der die nähe zu seinen mitmenschen nicht scheute, manchmal sogar inmitten der menschenmasse performte und für einzigartige konzerterlebnisse sorgte.
2013 sah ich ihn zum ersten mal mit dem neuen projekt „sohn“ auf dem waves festival (darüber hab ich hier geschrieben) – mein erster eindruck damals? zu kühl, zu elektronisch, zu wenig der toph, den ich eigentlich so mochte. seitdem vermied ich es sohn-konzerte zu besuchen, ich wollte meine früheren erinnerungen nicht zerstören lassen, von der unübersehbaren coolness, die er samt kapuze nicht mehr ablegen wollte.
nun gut, ich war aber schließlich doch beim ausverkauften arena-konzert. warum? weil ich bereit war ihm nochmal eine chance zu geben, mich zu überzeugen, dass coolness auch super sein kann. ausserdem war ich neugierig auf die weiterentwicklung, die ich vorab schon in der musik bemerkte und die mich bühnenshow-technisch nun auch interessierte.
zu beginn des auftritts war ich noch eher damit beschäftigt, meinen relativ guten platz sehr weit vorne zu verteidigen statt mich sofort auf die performance einzulassen. erst beim dritten song „signal“ war ich aufnahmefähig, die instagram-story war gepostet und meine begleitung war auch wieder da. nach „the chase“ und „the wheel“ folgte die erste ansage von toph, der sich diesmal nicht mit kapuze sondern mit hut präsentierte. „lovely to be home, missed the cold wheater and the old ladys“ sprach er ins mikro, nachdem er den autotune ausgeschaltet hatte. auffallend schön waren von anfang an die geradlinigen lichtinstallationen. da hat sich jemand wirklich gedanken darüber gemacht, wenn der frontmann sich schon nicht bewegt sondern die ganze zeit über am synthesizer sitzt. die starre, die ein bisschen in den gig einfloss wurde mit dem leuchtenden hintergrund, neben der liveband wohlgemerkt, etwas aufgelockert.
bei meinem allerersten sohn-konzert vermisste ich den mitreissenden beat, der kam diesmal beim song „falling“ so kräftig um die ecke, dass ich innerlich laut jubelte. schlagzeug on fleek, notierte ich mir. als „paralysed“ etwas später ertönte hörte man an allen ecken und enden ganze viele „psssssst“ – das war so auffällig und gleichzeitig lustig, dass selbst toph sich ein kleines grinsen nicht verkneifen konnte. bei „lights“ war wieder ein ganz toller beat am start und das bühnenbild färbte sich grün – danach wurde es einige nummern lang etwas träge. da konnte selbst der sehr poppige song „conrad“ nicht viel ausrichten und das lied „lessons“ zeigte sich eher als ein kleiner tiefpunkt, der die leute zum tratschen animierte. no worries, denn kurz bevor „harbour“ startete, hörte man einen schrei aus dem publikum, den toph mit „pretty funny“ kommentierte. mit dieser wortmeldung lenkte er die aufmerksamkeit wieder richtung bühne – und dann? dann kam die wahrscheinlich hübscheste lichtinstallation, ein glitzer-sternen-sturm oder sowas ähnliches, auf jeden fall sehr ansprechend, fast ein bisschen verträumt. danach war’s erst mal vorbei oder sagen wir so, es folgte eine kleine pause bevor der zugabenblock begann.
mit „rennen“, „bloodflows“ und „artifice“ ging es in die zielgerade. dieses dreier-gespann überzeugte jeden anwesenden bis ganz nach hinten in der vollgestopften venue. wer bis zu diesem zeitpunkt noch nicht mitschwang, tat es spätestens zu diesem zeitpunkt. es war durchaus ein sehr gelungenes konzert, keine frage. ich persönlich bleibe trotzdem im herzen immer eher trouble over tokyo fan, nahbar ist mir dann doch lieber als cool.