grossstadtgeflüster waren mir vor allem ende der 00er-jahre ein begriff: mit „ich muss gar nichts“ waren sie von keiner indie-electronica-party wegzudenken und wirklich jeder konnte den einprägsamen text mitgröhlen. für mich persönlich blieb das auch über lange zeit so – andere songs von der gruppe? kannte ich nicht und zugegeben: interessierte mich auch nicht. erst mit „fickt-euch-allee“ veränderte sich der bekanntheitsgrad der deutschen band und plötzlich waren sie wieder in aller munde. „ich hör euch nicht ich bin in meinem wochenendhäuschen in der fickt-euch-allee, wo ich auf der veranda meine eier schaukle“ – diese textzeile allein reichte mir um beim zusatzkonzert dabei sein zu wollen. die vergangenen gigs verpasste ich immer, diesmal war der zeitpunkt genau richtig. und ausserdem war ich noch nie auf einem konzert in der grellen forelle – die gelegenheit war perfekt und der freitag abend gerettet.
bevor das spektakel aber startete, musste ich mich eine runde gruseln. schon als wir mit der ubahn auf dem weg richtung spittelau waren, spürte ich kalten schauer auf meinem rücken: würde ich diesmal zu grellen forelle finden ohne mich zu verlaufen? würde mich die totenstille neben dem donaukanal erfürchtig erstarren lassen? meiner meinung nach ist die gegend rund um die parkhaus anlage, der grellen forelle und dem werk direkt neben dem gewässer der perfekte ort für reale horrorfilme. just sayin. letztendlich ging aber alles gut und ich fand mich später an der bar an einer knapp 5-euro-teuren-limo nippen. man gönnt sich ja sonst nichts.
die location füllte sich relativ schnell, ich und meine begleitung konnten mit mühe noch einen platz in der zweiten reihe hinter zwei zwölfjährigen jungs ergattern. einige augenblicke später stand auch schon „grossstadtgeflüster“ auf der bühne. ein stroboskopgewitter brach herein, der partymood wurde förmlich jeden aufs auge gedrückt, von null auf hundert in wenigen millisekunden: so präsentierte sich die gruppe dem publikum. und: es wurde wohlwollend angenommen.
anfangs noch mit grüner adidas-weste bekleidet, entledigte sich sängerin jen bender dieser schnell. es war schließlich ziemlich warm im club und das ungenierte vodka trinken aus der flasche direkt vor der jungen anhängerschaft tat wohl sein übriges dazu. die partymaschinerie dampfte vollgas dahin, man fühlte sich vereint mit der elektropop-band, da sich der raum doch als sehr eng erwies und die lichtstäbe an der decke nochmal ein bisschen drückten und diesen ort kuscheliger machten.
garniert war der auftritt natürlich – abseits der partytauglichen setlist – mit zahlreichen highlights: ein song zum beispiel wurde von keyboarder raphael schalz performt, mit gold-glitzer-mantel und marsimoto-ähnlicher-pitch-stimme. die selbstgebaute konfetti-maschine, die man eventuell noch ein bisschen pimpen sollte, wurde bejubelt wie auch die grandiose idee, knicklichter ans publikum zu verteilen. manchmal erinnerte mich das treiben ein bisschen an die anfangszeiten von deichkind – tanzbare sounds mit teils wirklich gut durchdachten texten und der diy-bühnen-zirkus, das spricht die menschenmenge schon an. kein wunder dass auch dieses zusatzkonzert restlos ausverkauft war.
das einzige, was mich persönlich etwas störte: der humor a la mario barth. man muss wirklich ein freund davon sein. und: wenn sich kids im publikum befinden, sollte man vielleicht doch ein bisschen an vorbildwirkung denken. das geschlechtsverkehr-wort kommt zwar in einigen songs vor und darf auch gerne gesungen werden, aber man muss es ja nicht bei den zwischenansagen aufs übelste ausreizen. gilt auch fürs trinken. ansonsten top! songhöhepunkte? natürlich die klassiker „ich muss gar nichts“ und „fickt-euch-allee“ aber auch das neuere „ich boykottiere dich“ haute richtig rein. was ebenfalls reinhaute: meine letzte beobachtung an der bar. ein typ, der sehr stark alkoholisiert war, ließ es sich nicht nehmen, sämtliche damen und (!) herren anzusprechen. und einmal, cool und lässig an der bar lehnend, haute es ihn buchstäblich um und er kämpfte damit, wieder aufzukommen. hilfe? wollte er nicht annehmen. ein schauspiel! ansonsten war alles gut. alle schienen glücklich und zufrieden nach dem gig. und ich, ich zog weiter. es war eine early show und der abend war noch jung! fortsetzung folgt.