man glaubt es kaum, aber auch ein gemütliches indoor-festival zehrt an den kräften. für den dritten und letzten tag auf dem blue bird festival im porgy & bess nahm ich mir ursprünglich vor etwas früher vor ort zu sein, im endeffekt kam ich aber erst gegen 21 uhr an und verpasste somit die ersten drei acts. aber ich war wirklich müde und irgendwie auch froh, es überhaupt in diesen schönen club geschafft zu haben. das alter, ihr kennt das.
der samstag am blue bird festival war ausverkauft, dementsprechend schwierig war es auch ein plätzchen zu finden um überhaupt die bühne zu erspähen. „neil halstead“ spielte bereits und ganz vorne rechts war dann doch noch ein schlupfloch. im holzfällerhemd, mit vollbart und gitarrenkoffer auf der bühne wirkte das setting von neil schon sehr geerdet. als er dann auch noch ganz sanft seine lyrics ins mikro hauchte und ganz behutsam die gitarre zupfte, war man plötzlich mitten drin in einer kleinen traumwelt. abschweifen und kurz mal gedanklich wegfliegen inklusive. schön war das.
zugegeben: wahrscheinlich am meisten freute ich mich auf die beiden letzten acts des abends und des festivals gesamt. „moddi“ aus norwegen machte den anfang. ein junger mann mit blonden, gelockten wuschelhaaren und gitarre betrat gemeinsam mit einer dame inklusive cello die bühne. wieder wurde es ganz besinnlich und geräuschlos im porgy & bess. und das obwohl seine stimme doch ein paar ecken und kanten hatte, und manchmal auch einen schnelleren rhythmus. gewonnen hatte er schon ziemlich früh, denn ziemlich am anfang seines sets spielte er bereits „house by the sea“ – wahrscheinlich einer seiner zauberhaftesten songs. mich musste er ab diesem zeitpunkt nicht mehr beeindruckten, ich war es schon.
ich konnte mir eigentlich keine steigerung mehr vorstellen, aber als „sarah jaffe“ aus texas ihren auftritt begann und sich gleich mal gegen donald trump aussprach wusste ich: da war eine powerfrau am start, das sollte noch gut werden! und so war es auch. ihr stimmorgan war eines der imposantesten während dem gesamten blue bird festival. glasklar und ungetrübt, richtig mächtig bohrte sich ihr gesang in meine gehirnwindungen. sie wechselte immer mal wieder von der akustikgitarre auf die e-gitarre und brachte somit noch mehr dimensionen in ihre musik. ihre von herzen kommenden ansagen und danksagungen wirkten so authentisch und greifbar, ich hätte sie am liebsten umarmt.
und das fazit nach drei tagen in diesem lieblichen, rot-gefärbten jazz & music club während dem blue bird festival? es war wunderbar. ein schöner ausflug in eine genusswelt in der musik wirklich noch was wert ist. die leute waren wirklich hier um der musik zu lauschen, um sich entführen zu lassen in klangwelten, die sie vielleicht noch nicht kannten. sie waren hier um vieleicht ein gläschen wein zu trinken weil die atmosphäre einfach so einladend war. aber das hauptaugenmerk lag ganz klar auf den tönen, auf den schönen gesängen. und auf der torte. die darf nämlich auch niemals fehlen. danke liebes blue bird festival, auf viele weitere musik-genuss-jahre!