wenn ich gute abende hab, dann kann ich einfach nicht nachhause gehen. der abend vor diesem konzert war so einer. deswegen fühlte ich mich am sonntag dem erdboden gleich und spielte bereits mit dem gedanken einfach im bett zu bleiben. andererseits wusste ich, dass eine unterhaltungsshow wie die von marcus smaller, es einfach wert ist, sich in die kalte, dunkle nacht zu quälen. und so fand ich mich tatsächlich kurz vor konzertbeginn der „killerpilze“ im flex cafe wieder.
zuallererst muss ich erwähnen, dass mein „verhältnis“ zu den killerpilzen ein gespaltenes ist. ihr image von damals, als teenie-band, ist immer noch tief verankert in meinem kopf, deswegen tu ich mir immer noch schwer, die neuen songs, die neue stilrichtung mit dem „alten namen“ zu verknüpfen und gut zu finden. und ja, es ist gemein, dass ich zu diesem gig nicht völlig wertfrei erschienen bin. aber das liegt wohl irgendwie in der natur des menschen, oder?
ich versuchte ehrlich und aufmerksam dem ganzen treiben auf der bühne zu folgen, begutachtete die hübschen instrumente und das hemd von frontmann jo, welches ein wahrer eyecatcher war. und ich saugte die musik auf, die im raum herumschwirrte. und immer wieder fand dieser innerliche kampf statt: darf in meiner welt eine band wie die killerpilze plötzlich indie-rock machen und gut sein, auch wenn sie den stempel „peinliche teenie-band“ tragen? wie der kampf ausging, kann ich nicht beantworten. ich verzog mich etwas später zu meinen freunden, diskutierte dieses thema und kam lediglich zum entschluss, dass sie ihre daseinsberechtigung haben, ich aber wohl immer noch zeit brauche, dem begriff „killerpilze“ etwas positives abzugewinnen.
ich wollte ursprünglich nur ein paar fotos machen und dann wieder nach hinten zu meinen freunden gehen und das marcus-smaller-konzert mit einer distanz beobachten. aber es ging nicht. das mastermind an der front verwandelte den gig nämlich in windeseile in einen entertainment-tempel. und so blieb ich ganz vorne, um die üblichen programmpunkte aus nächster nähe zu sehen: zum beispiel schlagzeuger nick zu hören wie er den eav-hit „märchenprinz“ trällert, oder die schnapsrunden mitzuerleben, die herzblatt-show für backliner „bottle“ zu verfolgen und natürlich das ganze blabla, welches herr smaller während einer show von sich gibt, zu hören.
ja, eh, das klingt nach einer ganz normalen 0815-smaller-show. und dennoch war dieses mal etwas anders: das publikum tanzte nämlich. oder sagen wir besser: irgendwer hat die ersten paar reihen dazu animiert, eine klatsch-choreographie einzustudieren und diese vorzutragen. das war schon irgendwie ganz cool, dieses movement zu sehen, diese bewegung, diese gruppendynamik. ausserdem: wieviele künstler können von sich behaupten, ihren eigenen „macarena-tanz“ zu haben?
mein highlight der show war aber der song „sick to the core“. nicht deswegen, weil sich marcus für diesen song immer in eine pfarrerskutte wirft, sondern weil dieser song live einfach eine granate ist. der geht rein, durch mark und bein, und lässt einen nicht stillstehen. zweites highlight war die gemeinsame performance mit killerpilz jo: inmitten der am boden-sitzenden-menge wurde völlig unverstärkt der song „reflection“ zum besten gegeben. das war natürlich aufgelegt, dass dieses lied gesungen wird, aber es war trotzdem sehr besonders.
schlussendlich versammelten sich die killerpilze sowie der gesamte marcus-smaller-clan auf der bühne und sie feierten den tourabschluss gebührend. und ja – es war mal wieder ein schöner konzertabend und ich war froh, nicht zuhause geblieben zu sein. es ist zwar immer irgendwie das gleiche aber trotzdem immer irgendwie anders. schön war’s!