samstag vormittag nach einer durchzechten nacht. ich schaffte es vor dem zu-bett-gehen nicht mehr das fenster aufzumachen, die hitze drückte in meine kleine 1-zimmer-wohnung und als ich verschlafen auf die uhr sah dachte ich nur: ich muss aufstehen. die popfest-sessions mitsamt seinen panels würden um 13 uhr beginnen und ich hatte mir das fest vorgenommen dabei zu sein. ufff! eine wahre herausforderung. denn alles drehte sich und auch der kopf brummte nicht gerade wenig…
aber wenn man etwas wirklich will, sind solche körperlichen zustände kein hindernis. ich schaffte es sogar noch frühstück zu besorgen und machte mich dann auf den weg ins wien museum. so früh schon am karlsplatz zu sein, während das popfest stattfindet, birgt immer eine ganz eigene stimmung. alle arbeiten, bereiten sich vor, soundchecken & bauen auf. reges treiben und vorfreude gemischt mit verkaterten menschen wie mir, die sich zur ersten podiumsdiskussion schleppen.
es war wirklich nicht viel los, und der blick in einige gesichter der anwesenden leute im wien museum ließ erahnen, dass nicht nur ich am tag davor etwas länger feiern war. nun gut. der erste talk beschäftigte sich mit dem vinyl revival, passend dazu gab es im foyer auch eine kleine plattenbörse. es folgte ein konzert von „fs:eins“ auf der podiumsbühne, was ich aber bewusst nicht wahrgenommen hatte. denn ich musste das wien museum kurz verlassen um bargeld zu besorgen, denn, was wäre wenn mich eine platte anhüpft und ich könnte sie dann nicht kaufen? eben. rechtzeitig zum nächsten talk über musikverwertung im film war ich wieder vor ort und ließ mich mit statements berieseln.
das feine an diesen sogenannten popfest sessions: sie bestehen nicht nur aus panels sondern auch aus kleinen konzerten. das nächste interessierte mich besonders, da ich diese band eh schon seit längerer zeit mal sehen wollte: „like elephants“. aber das beste: ich konnte den gig im sitzen genießen und die kopfwehtablette wirkte auch endlich – herz (und kopf) was willst du mehr?
nun ja. im ersten moment hört sich ein „konzert im sitzen“ voll super an, vor allem mit einem mordsmäßigen kater aber: ein konzert im sitzen in einem hellen raum hat dann doch irgendwie so den charakter eines vorspielabends in einer musikschule eines kleinen dorfes. dennoch: like elephants versuchten ihr bestes. mit zwei frontmännern am gesang, schönem gitarrensound und einem smoothen schlagzeugbeat konnte das schon einiges. aber nur bei den leiseren stücken. die akustik des raumes schien mir nicht wirklich ausgelegt für eine indie-rockband ihres kalibers. vielleicht das nächste mal wieder singer/songwriter auf die bühne stellen? aber naja – vermutlich kann man meine meinung eh nicht ganz ernst nehmen, da ich noch soviel restalkohol im blut hatte. wie auch immer: nächstes like elephants konzert besuche ich dann nüchtern und spät abends, wenn sie auf einer richtigen bühne stehen – jawohl!
da das wien museum ziemlich gut klimatisiert war, war der gang nach draussen zur seebühne ein ziemlicher klimaschock. es war bereits 18 uhr, avec war schon fertig mit ihrem set und von einem massenauflauf konnte man leider (noch) nicht sprechen. besser für mich, so hatte ich genügend platz um mich am boden niederzulassen und auf den auftritt von fuzzman zu warten.
fuzzman hatte ich zuletzt vor 10 jahren (oje ist das lang her) am seewiesenfest gesehen. natürlich kann ich mich jetzt nicht mehr dran erinnern wie die show damals war, aber den namen vergaß ich nie – irgendwas schönes musste also vorgefallen sein, sonst hätte ich nicht so gute assoziationen mit seinem namen. wie auch immer – ich freute mich sehr auf den auftritt, vor allem auch weil ich (und meine mama!) den song „für eine handvoll gras“ sehr feiere. einfach ein schönes, eingängiges lied!
als die herrschaften dann in bunten hemden und weißen hosen die bühne betraten, war ich zuerst mal skeptisch. sie wirkten auf den ersten blick schon sehr wie eine schlager band und ich war mir nicht sicher, ob ich sie sofort als uncool abstempeln sollte. aber nach drei songs und dem bereits erwähnten „für eine handvoll gras“ wusste ich dann, dass es komplett egal war, wie schlageresk sie äußerlich wirken, im herzen waren sie rock’n’roller und machten mit ihrer musik so dermaßen stimmung, dass mir klar war, dass es völlig in ordnung war, fuzzman and the singin rebels super zu finden.
fuzzman beweiste nicht nur einmal, dass er ein wahrer entertainer ist und ihm der showzirkus im blut liegt. kaum verwunderlich war es deswegen, dass eine dame ein kleidungsstück auf die bühne warf um ihre zuneigung kundzutun. besonders schön fand ich aber die abwechslung, die geboten wurde. angefangen bei dem schönen, dynamischen set aus schnelleren und langsameren nummern, der gastmusiker, der immer wieder mal auf die bühne gerufen wurde und eine gastsängerin, die auf die bühne sprintete und in null komma nichts wieder weg war. und fuzzman selber, der nicht nur einmal singend durchs publikum spazierte und die menge ein bisschen aufmischte.
und ja, manchmal klang es wirklich sehr nach schlager, aber ich beschloss für mich, dass das nicht schlimm sei. denn das konzert war wirklich schön und die musiker bildeten mitsamt fuzzman eine sehr glücklich wirkende einheit – wie kann man sich da nicht anstecken lassen und ebenfalls glücklich werden? eben. fuzzman & the singin rebels sind cool.
als die band robb als nächstes die bühne stürmte und gleich als dritter song „down with it“ gespielt wurde, wurde mir wieder mal bewusst, wie wichtig für mich eigentlich das medium radio ist und wie sehr es meinen musikgeschmack beeinflusst. als fm4-hörerin kannte ich das lied von eben diesem medium und dachte mir, ob ich diese band jemals für mich entdeckt hätte, wenn ich nur superhippe, kurarierte spotify-playlists aus den usa hören würde? und wie oft sitze ich abends da und weiß nicht welche musik ich hören soll und stoße dann immer wieder auf fm4, weil da eben auch wirklich immer sehr viel gutes aus österreich gespielt wird. und das schöne an österreichischen produktionen: man bekommt sie viel schneller live zu gesicht.
aber zurück zum konzert: gleich am anfang einen radiohit rauszuschmeissen auf einem event wie dem popfest befand ich für eine sehr kluge idee. man konnte sehen, wie alle besucher ihre aufmerksamkeit auf die band richteten und sich plötzlich von der musik tragen ließen und zu tanzen begannnen. sehr schön! smooth und groovig ging es weiter und ich war von song zu song überraschter, welche hohe qualität die musik eigentlich hat.
allerdings gab es auch einen kritikpunkt: die performance vom mann an der front. man merkte deutlich dass er kein freund der großen gesten war, bemühte sich zwar immer wieder auch seine hände einzubringen und das gesungene dadurch zu unterstützen – aber lieber tänzelte er herum und wirkte teilweise etwas distanziert zum publikum. klar, das machte er mit schüchternen ansagen wieder halbwegs wett aber: da würde noch so viel mehr gehen!
gefallen hat mir der gig natürlich trotzdem: vor allem auch weil sie zum perfekten zeitpunkt, nämlich in der abenddämmerung auftraten und sich ihre musik perfekt zur tageszeit fügte. und: es war einfach schön bei diesen angenehmen tönen ein bisschen hin und her zu wippen und an nichts zu denken. beste chill-out-musik, wenn man so möchte. besonders gut fand ich es dann noch, dass sie als zugabe nochmal „down with it“ spielten: gute lieder sollte man während einem konzert definitiv öfter als einmal spielen!
ich war schon sehr müde, aber nur drei bands auf dem popfest sehen war mir dann doch zu wenig. ich beschloss das brut aufzusuchen um „totgeglaubt“ meine letzte, vorhandene aufmerksamkeit an diesem abend zu schenken. gesagt, getan. die gefühlt 1000 grad in der indoor location hinderte die menschen nicht, reinzuströmen und gespannt auf den gig zu warten. sehr fein, sehr löblich.
zugegeben: ich kannte die geschichte rund um diese band und ihre mitglieder nicht, ich sah nur einen kurzen teil der doku, die vor dem auftritt gezeigt wurde. und: ich kannte auch nur eine nummer (vom radio). aber ziemlich schnell wurde dann klar: da handelte es sich um männer, in ihrem besten alter, die früher in verschiedenen bands spielten und sich nun zu dem kollektiv „totgeglaubt“ zusammengetan haben, eine platte aufgenommen haben und nun auch wieder die bühnen österreichs bespielen. auch diese band machte den klugen schachzug und spielte gleich sehr früh den song „leben ist blut“ – ein radiohit, zumindest in meinen ohren.
ich sah mir einige songs an, fand die auch alle gar nicht so schlecht, sah mich selbst mitschunkeln und verließ die location dann doch relativ früh. es war einfach zu warm und ich musste raus an die frische luft. ausserdem setzte nach und nach die müdigkeit ein. nachdem ich noch ein paar freunde traf machte ich mich schließlich auf den heimweg – aber mit dem guten gewissen, mehr gesehen zu haben als am tag davor.