das festivalgelände in wiesen existiert seit nunmehr 40 jahren – eine wahrlich sehr lange zeit! von diesen 40 jahren bin ich seit 10 jahren treuer stammgast – und es verging beinahe kein jahr ohne einen besuch der location im burgenland. gerade deswegen war es für mich umso spannender zu sehen, was die neuen booking-partner mit dem areal anstellen würden.
schon im vorfeld hatte ich ein bisschen mühe mit der organisation: wie am besten und am günstigsten hinkommen und auch wieder heimkommen? in der vergangenheit war das easy: mit dem zug hin (um 12 euro oder so), mit dem shuttlebus nach wien zurück (kostete immer 15 euro). campen ist nicht jedermanns sache, ein auto besitzen auch immer weniger leute, weil’s einfach zu teuer ist. nun ja, der einzige bus, der angeboten wurde, war einer um 40 euro – hinfahrt gegen mittag, rückfahrt jedoch irgendwann um 3 uhr früh. puh. das war keine option für mich. glücklicherweise konnte ich mir ein auto ausborgen und hatte eine sorge weniger – wenn das nicht der fall gewesen wäre, hätte ich wohl gänzlich auf das festival verzichtet.
es ging also am freitag nachmittag ab nach wiesen mit dem auto – und schon setzte die erste verwirrung ein: parken „nur“ am campingplatz? wo war der tagesparkplatz unterhalb des geländes? ich parkte im ort, weil ich auf ein eventuell mit gatsch verziertes auto keine lust hatte und auch campingplätze lieber meide, als durchspazieren zu müssen, geschweige denn dort das auto abzustellen. bei großem besucheraufkommen ist es nämlich nicht lustig, von dort wieder rauszufahren – ich spreche aus jahrelanger erfahrung.
wie auch immer – parkplatz gefunden, auf den weg zur kassa gemacht. es war wie ausgestorben, nirgends waren leute, die stimmung war seltsam – und es war schon kurz vor 17 uhr, da müsste normalerweise schon die hölle los sein. erst als wir uns kurz vor dem eingang befanden, waren ein paar menschen zu erkennen. nun gut. die organisation bei der ticketabholung stimmte mich dann leider auch eher genervt, weil das nicht so funktionierte, wie ich mir das gewünscht hätte. ich war auf jeden fall schlecht gelaunt. nicht so cool.
schnell rein ins gelände, denn ry x war unser erster programmpunkt und den wollten wir nicht verpassen. ging sich knapp aus, gottseidank. publikumstechnisch war es sehr überschaubar als der künstler die bühne betrat. mit gitarre und synthesizer versuchte er zu betören. und mit einem schlagzeuger. und mit vielen ruhigen klängen. da ich noch etwas aufgewühlt von den ganzen troubles war, beruhigte mich der sound leider gar nicht. ich beschloss eine runde zu drehen und mir das kerngelände genauer anzusehen.
bei meinem rundgang fiel schmerzlichst auf: mein geliebter plattenladen wurde durch eine küche ersetzt. der ort, wo man kurz mal dem festival entfliehen konnte, andere musik hörte und sich mit musiknerds austauschen konnte – einfach weg. die klamotten-und-krims-krams-geschäfte auf der gegenüber liegenden seite durften bleiben. und auch die betreiber der essensstände in der halle waren noch die alten. denn man merkte an ihrer freundlichkeit, ihrer kompetenz und an der gottseidank-noch-existenz von dukaten chips, dass doch noch irgendwas vom „alten“ wiesen geblieben ist. ich hatte schon angst, dort nur noch wraps und anderen modernen schnick schnack zu finden.
apropos modernen schnick schnack: der war draussen, ausserhalb des geländes zu finden und trug den namen „wiesen village“. food-trucks, palettenmöbel, eine containerbar, design-märkte und so weiter. leider lud das wetter absolut nicht dazu ein, dort zu verweilen. es war windig und kalt. ich holte mir einen burger, der leider nicht mehr der frischeste war, und konnte dann dem pappteller zusehen wie er davonflog aufgrund einer kleinen sturmböe. die mistkübel waren leider irgendwo, nur nicht in reichweite, sonst hätt ich den teller gleich entsorgt. mäh. bitte mistkübel-situation ändern, danke.
ach ja, bevor ich mich auf die suche nach essen machte, war ich ja noch kurz bei der second stage um „postaal“ zu sehen und um nach einigen nummern die flucht zu ergreifen, weil sie mich vom sound her so an modern talking erinnert haben. der einzige unterschied war der ich-bin-so-mysteriös-gesang, der über die modern-talking-ähnliche-musik drübergelegt wurde. und der sänger hatte als bühnenoutfit einen regenponcho an. okay. besser mal weitergehen.
wieder zurück zur main stage. als nächstes waren „boy“ an der reihe. als ich die damen zuletzt live gesehen hatte, spielten sie am sehr frühen nachmittag ein set und das stand ihnen ausgezeichnet. sie waren die perfekte hintergrundmusik fürs in-der-wiese-herumlungern. diesmal mit späterem slot erhoffte ich mir auch eine dementsprechende show.
sängerin valeska und ihre zweite im bunde namens sonja waren gewohnt püppchenhaft anzusehen und beschallten die anwesenden mit ihren pop-nummern. mit einem breiten lächeln, theatralischen handbewegungen und sanftes hin und her tanzen bespikten die damen ihren auftritt auf der hauptbühne. die band, die vor vier jahren den hit „little numbers“ herausbrachte, zeigte auch, dass sie mehr in petto haben als „nur das eine lied“. da gab es durchaus andere, hörenswerte und catchy nummern. das publikum wippte sanft mit, richtige ekstase war bei diesem pop-gig allerdings nicht zu vernehmen.
für mich fühlte es sich generell immer noch wie früher nachmittag an, obwohl es eigentlich schon relativ spät war. hm. wie auch immer – boy waren schwer okay, auch wenn mir persönlich auf der bühne noch ein bisschen zu wenig passierte. wie wärs zum beispiel mit einem solo-gesang von sonja? oder einer sonstigen musikalischen einlage? das würde mich persönlich sehr erfrischen und es würden nicht alle nur „auf den einen hit warten“.
in früheren zeiten gab es in wiesen immer nur eine einzige bühne – wenn es also timetable-änderungen gab, merkte man das bzw es wurde entsprechend kommuniziert via schriftlichen aushängen. und selbst wenn man das nicht gecheckt hatte, wussten die menschen beim fm4 stand immer bescheid. ein vorgang, wie er seit eh und je gehandhabt wurde.
bei der neuauflage war es etwas schwieriger herauszufinden, warum der timetable plötzlich nicht mehr on fleek war. da ich akku sparen musste, war ich auch nicht daueronline auf facebook und beschränkte meine aktivität auf live-tweets auf meiner favorisierten plattform twitter (hier gehts zum wienkonzert-account!). nur durch zufall erfuhr ich etwas von einer flugverspätung und einer verzögerung des maximo park auftritts um 15-20 minuten. das ärgerte mich, denn diese info erfuhr ich viel zu spät. mein plan war nämlich: zuerst 2 nummern von maximo park anzuschauen und dann zur anderen bühne zu cigarettes after sex wechseln. im grunde konnte ich keine der beiden gruppen wirklich bewusst begutachten.
von cigarettes after sex nahm ich vermutlich nur 2 nummern wirklich wahr. aber die auch irgendwie nur zur hälte. weil cigarettes after sex eben sehr ruhige musik machen und einige anwesende menschen immer wieder das bedürfnis verspürten zu quatschen. und irgendwie war man durch das drumherum ständig abgelenkt. zumindest ging es mir so. tja, eigentlich kann ich gar nichts zu der band sagen – und ich bin ein bisschen froh, dass sie bald wieder in wien sind und ich dieses versäumnis nachholen kann (nämlich am 24.07. im b72).
weiter im programm, weiter zur nächsten geschichte. vor einigen jahren gewann ich einmal was ziemlich tolles: ein meet & greet mit maximo park. seither ist meine beziehung zu dieser band gestört. ja, ich mag einige songs sehr gerne, würde sie sogar zu meinen all-time-favorites zählen, aber die band selbst ist mir höchst unsympathisch. merkt euch eines: never meet your hero!
ich wollte nur ein paar nummern sehen, ein paar fotos machen und mich dann zurückziehen – beziehungsweise den auftritt von sicherer entfernung verfolgen. gesagt, getan. maximo park wurden ihrem ruf gerecht: sie sind eine festivalband, eine band, die menschen halbwegs zum party machen und feiern animieren können, die gute lückenfüller vor headlinern sind, da sie ein paar hits haben und einen gewissen namen. und der sänger gibt sich auch mühe mit seinen moves on stage. eh voll nett. hat voll gepasst. keine einwände. nur der über-drüber-mega-hammer werden sie nie werden. aber gut, das sag ich wahrscheinlich nur wegen der schrecklichen meet & greet-erfahrung mit der band. deswegen rufe ich euch nochmal in erinnerung: never meet your hero.
ich muss zugeben: ich habe in meinem ganzen leben nie aktiv tocotronic gehört. sie waren mir immer irgendwie zu hip, zu intellektuell, zu over-the-top. und mein einziges tocotronic-konzert hatte ich als furchtbar langweilig in erinnerung. aber: ich wollte ihnen eine neue chance geben. und diese bot sich am out of the woods festival hervorragend an.
glitzervorhang im hintergrund, deutsche stock-im-arsch-band im vordergrund: das war mein erster eindruck. let there be rock erklang als erster song und ich war überrascht, weil dieses lied kannte ich ja! und zu meiner verwunderung war das auch ein song, den ich sogar fast mochte. aber dann ging es weiter in ihrer setlist und meine aufmerksamkeit war wieder dahin. aber zum glück nur bis „kapitulation“ – wieder ein song, der mir sympathisch war. und ab da erkannte ich ein muster: es musste wohl eine hassliebe zu tocotronic sein. denn: entweder ich kann die nummern gar nicht ausstehen oder ich bin ihnen wohlgesonnen. ein mittelding gab’s nicht.
es war an der zeit sich mal wieder umzusehen. ich machte ein panorama-foto, weil ich meinen augen nicht trauen konnte: es war viel zu wenig los für die uhrzeit, für den co-headliner! ich blickte mich weiter um, um etwaige verstecke des publikums ausfindig zu machen, aber weder eine klo-schlange war vorhanden noch bei den essensständen ein stau. vielleicht waren auch alle am campingplatz um ein bisschen alkohol zu tanken, da hab ich nämlich nicht nachgesehen.
wie auch immer – tocotronic waren okay. und wenn man 2-3 lieder auch noch mag ist es auch zumutbar ein komplettes konzert zu sehen. vielleicht war ich aber auch nur deswegen so gechillt und mittlerweile sogar fast gut drauf, weil ich wusste, dass eine der liebsten, nettesten und lustigsten bands auf der second stage als nächstes auftreten würden. meine vorfreude war groß. und: tocotronic behalte ich auf jeden fall in besserer erinnerung als beim letzten mal.
ja, ihr habt es geahnt, die band friska viljor, die meiner meinung sogar heilig gesprochen werden sollte, durften als headliner auf der second stage fungieren. für mich das absolute highlight, weil ich bisher von jedem friska viljor konzert überglücklich nachhause gegangen bin. es konnte also nur gut werden.
schon beim soundcheck gaben sie so lustige sätze von sich, dass meine vorfreude immer größer wurde. schließlich fragten sie auch vereinzelt menschen im publikum, ob sie denn schon bereit für das friska-viljor-konzert wären. aber hallo, natürlich! mit „we are happy now“ starteten sie ihre gute-laune-show und rissen alle anwesenden mit. man muss aber auch zugeben, dass es ein leichtes spiel für die schweden war: denn bis zu ihrem auftritt kam noch keine band auf die idee, die menschenmenge mehrmals zum klatschen zu animieren und sie in ekstase zu versetzen.
gekonnt wechselten sich joakim und daniel beim singen ab, grinsten bis über beide ohren und genossen gemeinsam mit der band den heiteren auftritt. selten habe ich ein gruppe gesehen, die durchgehend so glücklich wirkte während einem auftritt. glücklich waren sie vermutlich auch, weil sie ein paar sehr besondere fans wieder begrüssen durften. denn eine gruppe von menschen organisieren seit geraumer zeit für jeden österreich-auftritt konfetti und schmeissen diese selbstständig in die luft, nur um friska viljor zu zeigen, dass sie willkommen sind und gern mit ihnen gefeiert wird! diese konfetti-einlage seitens der fans hat sich schon zu einem meiner persönlichen highlights entwickelt und ich überlege ernsthaft, beim nächsten gig der schweden auch konfetti mitzunehmen.
ein weiteres highlight: wunderkerzen, die während einem ruhigeren song angezündet wurden. was für eine liebe idee! nicht nur einmal bekam ich gänsehaut, der gesamte auftritt war so mit liebe getränkt! die fans sangen mit, die meute tanzte bis zur letzten reihe und die band konnte es ebenso nicht verheimlichen wieviel spass sie bei diesem auftritt hatten. daniel, der zweitwichtigste friska-mensch, konnte gegen ende gar nicht mehr aufhören zu hüpfen, weil es ihm so große freude bereitete.
das set wäre längst zu ende gewesen, aber sie spielten dann noch einige nummern akustisch – hab ich mir zumindest sagen lassen. ich musste indessen schon weiter ziehen aber kann auf jeden fall eines sagen: friska viljor waren gandios und verdienen eigentlich noch viel mehr aufmerksamkeit! sensationell!
auf die letzte band des abends und den „großen“ headliner two door cinema club freute ich mich zwar aber ich wusste nicht ganz, wie weit sie sich in den letzten jahren entwickelt hatten um meinen show-ansprüchen gerecht zu werden. meine große begeisterung für die band fing 2010 an, als ich extra nach london flog um sie in einem alten theater von der zweiten reihe aus zu sehen, weil ich angst hatte, dass sie niemals nach österreich kommen würden. zwischenzeitlich waren sie etliche male da, aber meine tdcc-österreich-konzerte beschränkten sich auf einen club-gig und einen nachmittagsslot auf einem festival – und die shows damals waren okay, aber nicht weltbewegend. okay, bis auf den gig in london, der war grandios, aber das war eben auch in london.
ich sprintete zur bühne und musste erst mal die frisur des sängers begutachten. was geht denn bitte gerade in allen männern vor, die sich die haare bis zum kinn und länger wachsen lassen und diese auch noch offen tragen?! das sieht nicht gut aus. tragt eine mütze, kappe etc wenn sich der hippe man-bun noch nicht ausgeht, aber diese frisur… puh. ich blickte mich weiter um und meine augen blieben erneut am sänger hängen, diesmal an seinem outfit. punkte und leo-muster in kombination mit jeansjacke… okay, er ist künstler, er muss irgendwie auffallen, ich lass es ihm durchgehen – obwohl er in einer indie-band ist und nicht in einer rock’n’roll band.
musikalisch setzten sie zu beginn mit „undercover martyn“ und „do you want it all“ auf ältere stücke und konnten mir somit imponieren. der heppi-beppi-sound zog sich weiter im set, zum glück. bereits ab dem vierten song „this is the life“ konnte ich nicht mehr ruhig stehen und tanzte mich bis nach hinten zum foh um dort meine endgültige stellung zu beziehen und um von dort das konzert-gesamt-kunstwerk auf einen blick zu haben. mit jeder weiteren nummer wurde mir klar, dass two door cinema club eigentlich eh sehr viele hits haben. unbewusst kannte ich eigentlich noch viel mehr als ich dachte.
besonders maßgeblich für ihre show waren die lichteffekte. ohne die videowand-aufsteller und dem licht-konzept wäre es wohl nur ein halb so gutes konzert gewesen. auch die leicht theatralischen bewegungen vom mann an der front wirkten in der lichtstimmung um einiges dramatischer. aber natürlich gab es auch noch einige song-highlights, wie zum beispiel „i can talk“, „something good can work“ und „what you know“. und ja es stimmt, man sollte spätestens jetzt merken, dass ich das erste album „tourist history“ geliebt habe. alles in allem, ein sehr tanzbarer und sehenswerter tdcc-gig.
und das festival gesamt? oder besser gesagt der erste tag? ein fazit? ja, ein fazit könnt ihr haben. verbesserungswürdig in organisatorischen dingen. schade, dass erst ganz zum schluss wirklich stimmung aufkam. das frühere wiesen-flair wollte nicht so wirklich ankommen. es lag wohl auch an den dann doch etwas geringeren zuschauerzahlen und dem unbeständigen wetter. und an der coolness. ich hab niemanden mit kostüm gesehen. es gab einfach keine verrückten leute dort. nur coole menschen. mit turnbeutel.