bis zur letzten sekunde war ich mir eigentlich nicht sicher, ob ich das konzert der libertines in der stadthalle überhaupt besuchen sollte. ich ging eigentlich fix von einer absage aus, weil pete doherty in der vergangenheit gerne seine eigenen gigs verpasst hatte. ich erinnere mich da an ein frequency im jahre 2008, als eigentlich die babyshambles spielen hätten sollen, ich aber ein extended set von kaisers orchestra sehen musste. das war schon bitter damals. und als ich die babyshambles im dezember 2013 im gasometer dann endlich auf der bühne sah, war das mehr schlecht als recht. warum also den libertines rund um pete doherty und carl barat eine chance geben? gute frage. vielleicht weil ich dachte, dass sich etwas geändert hat? vielleicht weil die libertines eine derart chaotische band sind und ich vielleicht sonst niemals mehr die chance hätte, die truppe zu sehen? was auch immer mich dazu trieb, doch noch ein ticket zu kaufen – im endeffekt wurden meine (schlechten) erwartungen erfüllt. aber beginnen wir beim anfang!
ich war bereits kurz nach 19 uhr vor ort und wollte diesmal auch den vorbands eine chance geben mich zu überzeugen. aber bis die jacke abgegeben war und ich eine entscheidung treffen konnte, wo mein favorisierter platz sein sollte, war die erste band auch schon wieder fast am ende angelangt. immer das gleiche. wildcats dave bzw voodoo jürgens war als erster act engagiert und ich habs einfach nicht wirklich mitbekommen. zum einen weil ich mich etwas umsah und erstaunt war, wie klein man die stadthalle anhand von „vorhängen“ machen kann und zum anderen war ich verwundert, wie wenige leute erst anwesend waren.
reverend and the makers waren die zweiten auf der bühne. superpünktlich begann das set. und ich hörte diesmal wirklich aufmerksam zu. aber als der sänger zu beginn noch mit jacke on stage stand, hatte ich eher das gefühl, dass die band diesen gig eher nur ganz schnell durchziehen will und dann gleich wieder gehen will. und etwas später wollte er die träge meute zum mitsingen animieren und meinte immer wieder „i can’t hear you“ und „you are too quiet“. naja, aber bei gefühlt 20 anwesenden leuten kann ja auch keine stimmung aufkommen. ich beschäftigte mich den rest des konzerts mit twitter. sorry guys.
weil bis zu diesem zeitpunkt alles pünktlich begann und wieder endete, hatte ich die hoffnung dass es so weitergehen würde. aber anscheinend hatte ich kurz vergessen dass pete dohertey bei den libertines dabei ist – pünktlich und libertines, das geht ja gar nicht! aber nach einer gefühlten ewigkeit ging es dann doch los – yay! da pete doherty damals im gasometer im jahre 2013 nach dem zweiten oder dritten lied die lust verlor zu performen, war ich diesmal besonders gespannt, wie lange er durchhielt. und siehe da: plötzlich waren wir bei song nummer vier und fünf und es schien, als hätte er immer noch bock. sein gesang hörte sich vergleichweise sogar richtig gut an. und auch die gitarre konnte er einigermaßen bedienen. ich war positiv überrascht! ausserdem war ich diesmal im richtigen „soundwinkel“ und hatte nicht das gefühl, dass sich die musik in der stadthalle verlor, so wie ich es meistens empfinde.
carl barat wirkte anfangs noch sehr gechillt und auch erfreut in wien zu sein, aber mit der zeit ging diese entspanntheit natürlich flöten. er bemühte sich meiner ansicht nach noch am meisten, ein halbwegs gutes konzert zu liefern. bis die zwischenansagen von pete kamen und einblicke in das chaos on stage gaben. ab dem song „gunga din“ ging es dann aber so richtig los und es artete ziemlich aus. nicht nur einmal flog der mikrofonständer mitsamt mikrofon ins publikum. zum glück stand ich relativ weit entfernt, puhhh! der arme backliner auf der bühne hatte wirklich mühe, die verlorenen sachen immer wieder aus dem publikumsbereich zu fischen. irgendwann standen dann schon ersatz-mikrofonständer bereit und das anfängliche grinsen war auch schnell weg.
die trunkenheit von pete wurde immer schlimmer, becher flogen und viele weitere male der mikrofonständer. bei „the good old days“ war es dann besonders schockierend. er lag am boden, carl kniete auf ihm drauf. die mahnenden blicke von herrn barat während dem gesamten konzert brachten einfach genau gar nichts. carl wirkte wie ein kindergärtner, der auf pete aufpassen musste und am schluss war beiden alles egal. da fing sogar carl an einen mikrofonständer umzutreten. es war eh nichts mehr zu retten.
dass zugaben noch möglich waren, hätte ich fast nicht gedacht, aber die band schleppte pete auf die bühne und sie versuchten es noch einmal. relativ gut sogar in anbetracht der umstände. inklusive deutsch-gesrpochener sätze („das ist nicht deutschland, das ist österreich“). aber natürlich folgte auch ziemlich schnell das nächste chaos-szenario, nämlich am ende der show. nackte oberkörper, eine fliegende gitarre ins publikum, ein tanzender schlagzeuger mit blume im mund und ein herzliches umarmen am schluss. ehrlich gesagt, hab ich das genauso erwartet. ich war amüsiert, fühlte mich gut unterhalten auf kosten der eigentlichen tragik on stage. aber da der babyshambles-gasometer-gig ähnlich in die hose ging, war das auch meine erwartung an den libertines-auftritt in der stadthalle. wie auch immer: alles in allem dürfte es dem publikum gefallen haben, zumindest hat ein teil applaudiert, ein teil während dem konzert wild getanzt und wenn man nicht mit zu hohen ansprüchen in die stadthalle geschlendert ist, dann war das gebotene auch absolut okay. man muss den ball halt flach halten, wenn es um pete doherty & co geht.
später ging es noch zur aftershowparty ins loft, denn dort legte libertines-schlagzeuger gary powell auf. ziemlich coole sachen waren das! und: bevor das dj set begann wurde noch im kollektiv von allen partygästen „fuck forever“ geträllert – das war irgendwie auch noch ein highlight an diesem abend. und ich schaute carl barat beim wuzzeln zu, lässig mit tschick im mund besiegte er seine gegner. solche szenarien hat man auch nicht alle tage nach einem konzert (merkt euch also die „after the show“-reihe im loft). wie auch immer – im endeffekt ein wie zu erwartendes verrücktes konzert und ein schöner ausklang im loft. gerne wieder, haha!