die terrorgruppe war von 1993 bis zur auflösung 2005 eine der bekanntesten deutschen punkbands. mit 9 studioalben und unzähligen singles begeisterten sie ihr publikum auf platte sowie vor allem live. dass es wieder zu einer reunion bzw neugründung kam, grenzt schon fast an ein wunder. ich hab die herren vor ihrem wien-gig in der arena getroffen und ein bisschen über ihre konzerte, andere konzerte und einflüsse gesprochen.
ich hab überall gelesen, dass ihr eine richtig gute liveband wart, und jetzt seid ihr zurück. unterscheiden sich die zukünftigen auftritte oder seid ihr immer noch „gleich gut“ wie damals?
johnny bottrop: das musst du sagen, wenn du das konzert angeguckt hast, keine ahnung. ich seh das ja nicht von aussen, ich steh ja selber auf der bühne.
archi „mc“ motherfucker: wir geben uns stark mühe, so gut zu sein wie wir früher waren. aber klar wir können jetzt nicht sagen, ob das bei den leuten noch genauso ankommt. also technisch gesehen, oder von der bühnenpräsenz her, haben auch schon viele leute gesagt, auf der tour und auf den konzerten die wir nach unserem comeback gegeben haben, doch schon als ob wir nie weg gewesen wären. ich hoffe das sehen viele leute so (lacht).
wie sieht eure setlist im gegensatz zu früher aus, hat sich die irgendwie verändert. und wer bestimmt was gespielt wird?
johnny bottrop: die setliste hat sich minimal verändert, dadurch dass im sommer 2 neue lieder und jetzt im moment 1 neues lied dazugekommen sind und ansonsten gar nicht. wir haben ja recht viele platten gemacht, 10 alben oder so, und dadurch haben wir einen unbeschränkten vorrat an stücken, die wir live spielen können. das heißt wir müssen mal einen block austauschen und was anderes machen, oder so. und wir haben immer zu jedem zeitpunkt so ein setup von ungefähr 35 oder 40 songs, die wir spielen könnten. die spielen wir aber nicht alle live, da wär das konzert 3 stunden lang. und wir spielen in wien ungefähr 27 lieder, das ist schon ne ganze menge denk ich. und man muss immer gucken, zu jeder tour tauschen wir ein paar aus und machen ein paar neue rein und schmeissen was altes vorläufig auf die halde was wir dann erst wieder ein jahr später spielen.
zip schlitzer: wir spielen ja auch, selbst wenn wir neue songs machen, dann spielen wir die auch immer erst dann, wenn die veröffentlicht sind. damit die leute dann mitsingen können.
archi „mc“ motherfucker: wir sind ganz schön schlau!
johnny bottrop: weil ein ganz neues lied, was die noch gar nicht kennen, spielen wir nicht.
wie oft probt ihr vor einer tour?
archi „mc“ motherfucker: wir haben überhaupt für das comeback 7 monate geprobt, 2x die woche. das lag aber daran, dass ich 10 jahre lang keine gitarre in der hand hatte, und komplett alle texte vergessen hatte. und wir hatten einen neuen drummer und wir hatten uns auch noch entschieden einen neuen musiker mit in die band zu holen, der orgel und noch ein paar andere instrumente spielt und wir mussten das alles von grund auf wieder neu einstudieren, deswegen hat das so lange gedauert. aber wenn das einmal drin ist, dann kannst du weniger proben, dann musst du das ja nur auffrischen.
weil du gesagt hast, ein neuer musiker ist mit an board, ist da auch etwas umarrangiert worden, oder etwas neues eingebaut worden in alte songs?
zip schlitzer: eigentlich mussten wir nicht wirklich umarrangieren, weil wir ja früher auch schon, also bläser zum beispiel hatten bei so ska-stücken, oder wir mal eine orgel drin hatten, war ja eigentlich auf den platten immer so, das haben wir halt nur selten live gemacht. weil es lohnt sich ja nicht jemanden mitzunehmen, der dann bei 2 stücken spielt, einen bläsersatz oder so…das ist blödsinn. jetzt haben wir halt versucht jemanden zu finden, den man halt irgendwie immer einbauen kann, weil er halt mehrere sachen macht.
johnny bottrop: da haben wir den perfekten gefunden! eros razorblade – der kann nämlich orgel und klavier und saxophon und akkordeon, und nebenbei auch noch gitarre, bass und singen und…
archi „mc“ motherfucker er ist sowas wie der mozart des punkrock mit deutschen texten. mozart kennst du doch?
jaja, den muss man hier kennen!
archi „mc“ motherfucker: mozart und falco. ganz wichtig für österreicher. mozart, falco und adolf hitler. (lacht)
was macht ihr normalerweise vor auftritten ausser interviews geben und essen? schaut ihr euch die stadt an oder schlaft ihr?
archi „mc“ motherfucker: also zwei von uns sind wirklich gerade in der stadt und gucken sich die an, ich guck sie mir nicht mehr an, weil ich hab sie schon so oft gesehen. ich war gefühlte 50 mal schon hier.
zip schlitzer: unser schlagzeuger unser neuer hier, der ist ja auch nicht aus deutschland, der guckt halt überall wenn wir wo hinkommen sich erst mal die sachen an, weil für ihn ist es ja einfach neu.
und ihr so?
johnny bottrop: und wir hängen hier so rum. wir hängen ja derbe hier rum in der arena. ist ja voll geil. es gibt schlimmere orte wo man rumhängen kann.
archi „mc“ motherfucker: ja, aber du hast ja auch einen sehr geordneten tagesablauf. du musst dich duschen, weil du noch verschwitzt bist vom abend davor oder dich erst mal wieder in form bringen, das dauert schon mal ne ganze weile. dann hast du soundcheck und noch ein paar interviews und dann ist auch schon wieder abend und es geht los.
gibt es noch irgendeine location wo ihr gerne spielen würdet? also überhaupt auf der ganzen welt.
johnny bottrop: ich hab noch nie ein konzert in der stadt bangkok gegeben, ich hab auch noch nie in peking gespielt oder moskau. natürlich gibts tausende. wir waren schon mal in brasilien immerhin, aber da haben wir nicht in der stadt rio de janairo gespielt. sondern nur in sao paulo und anderen städten. wir waren schon mal in der usa, aber da haben wir nur an der westküste gespielt zum beispiel, und nicht in new york oder florida. es gibt tausend sachen…
zip schlitzer: ich fands früher sehr interessant in nicht-deutschsprachigen ländern zu spielen, weil da die musik die wir machen ja völlig anders bewertet wird. weil die die texte ja nicht verstehen und deswegen nur auf die musik hören und wenn man dann da trotzdem ankommt, obwohl die die texte nicht verstehen, dann weiß man, dass nicht nur die texte stimmen sondern auch die musik. das fand ich immer sehr interessant muss ich sagen, weil wir auch in england gut angekommen sind. und in tschechien und in polen.
haben die damals auch versucht mitzusingen?
zip schlitzer: ne, die haben einfach nur getanzt und die musik gehört.
archi „mc“ motherfucker: ne, mitsingen tun die natürlich nicht. aber wenns ihnen gefällt, dann gehen sie schon ab. das ist schon gut, dann weißt du. dass die musik auch wirklich gut ist und die leute packt.
zip schlitzer: also in deutschland ist es ja immer so, sobald man auf deutsch singt, dann steht halt meistens auch immer die sprache im vordergrund, wenn man auf englisch singt, dann kritisiert niemand die texte, sondern nur die musik. wenn man auf deutsch singt, gehts auch sehr viel um die texte. und das find ich im ausland immer sehr interessant.
archi „mc“ motherfucker: man muss dazu sagen, dass der zip schlitzer nicht so gerne texte schreibt, bei der terrorgruppe hat er immerhin einen einzigen geschrieben.
johnny bottrop: schwarz und dunkel.
zip schlitzer: nein zwei, weil amerika…
johnny bottrop: das stimmt, das stimmt.
zip schlitzer: ich und unser alter drummer damals, wir waren da zum ersten mal in amerika in san francisco und wir haben dann im hotelzimmer unsere eindrücke verarbeitet. und da haben wir diesen song „hurra, hurra wir sind in amerika“ geschrieben.
geht ihr selber auf konzerte und wenn ja, welches war das beste?
johnny bottrop: das beste konzert dieses jahr… oh.
zip schlitzer: also ich weiß es, für mir war es black rebel motorcycle club. die fand ich echt großartig!
archi „mc“ motherfucker: das beste konzert meines lebens war slayer!
johnny bottrop: deines lebens?
archi „mc“ motherfucker: meines lebens!
johnny bottrop: das beste konzert dieses jahr, das weiß ich schon, das waren die obits. so ne gitarrenband aus seattle glaub ich, oder new york. und die obits haben gespielt im schokoladen, das war echt irre. voll geiler sound… und sonst fällt mir gerade keines ein.
zip schlitzer: also ich hab ja mit meiner folkband… wir haben zusammen mit garland jeffreys gespielt, den kennt halt hier in europa kaum einer, und der ist so eine alte legende, der hat schon mit bob marley zusammen gespielt, mit lou reed, mit paul simon und bruce springsteen… der typ war klasse, das war echt richtig geil.
johnny bottrop: ich kenn den!
zip schlitzer: der hat ja songs geschrieben wie „wild in the streets“, was ja auch unter punks ne legende ist weil den die „circle jerks“ gecovert haben… (singen)
hat es jemals musikalische vorbilder gegeben, oder wart ihr immer selber euer größtes musikalisches vorbild?
johnny bottrop: als wir selber ganz kleine teenager waren, haben wir viel punkrock gehört…
zip schlitzer: ich hab immer das gefühl gehabt, wenn was neues rausgekommen ist, was uns alles gefallen hat, dann hat man das auch an unseren songs, die wir neu geschrieben haben ein bisschen gehört.
johnny bottrop: meinst du?
archi „mc“ motherfucker: wir haben uns inspirieren lassen.
johnny bottrop: was meinstn jetzt konkret?
zip schlitzer: na zum beispiel diese ärzte splits, die wir mal gemacht haben, da kam gerade die äh, social distortion raus…
johnny bottrop: stimmt, das klingt sehr nach social distortion. das war absicht…
zip schlitzer: das passiert nicht immer bewusst, das kommt halt dann…
zur letzten frage: ist das jetzt die letzte tour oder was kann man noch von der terrorgruppe erwarten?
johnny bottrop: wir werden noch ein paar schöne konzerte geben.
archi „mc“ motherfucker: wir planen jetzt nicht krass vor…also den welteroberungsplan gibts nicht.
nicht mehr?
archi „mc“ motherfucker: nicht mehr. wir lassen alles auf uns zukommen.
johnny bottrop: ja, wir werden bestimmt im nächsten sommer das ein oder andere konzert spielen.
archi „mc“ motherfucker: aber so diese jahre da, mit hundert shows im jahr, sowas machen wir nicht mehr, da sind wir glaub ich schon ein bisschen zu alt dafür.
zip schlitzer: also ich hätte nichts dagegen, das zu machen, weil dann muss ich mir nicht noch einen anderen job suchen. (lacht)
johnny bottrop: dann kauf dir doch ein bisschen einen leichteren bass-verstärker. den schlepp ich nicht hundert tage im jahr.
zip schlitzer: das machst ja sowieso nicht!
ich danke euch für das interview!
web: http://www.terrorgruppe.com/