wieder ein konzerttag, an dem ich lieber im bett geblieben wäre. die temperaturen waren äusserst unfreundlich und natürlich war mein erster stop beim waves festival der red bull brandwagen. outdoor im oktober – oh yeah. doch nach einigen versäumten konzerten wollte ich es endlich schaffen die österreichische band „gospel dating service“ zu sehen. bis auf die kälte, eine sehr weise entscheidung.
das erste, was sofort herausstach war die unglaublich hohe, fast schon engelsgleiche stimme von sänger christoph ertl. in bester multitasking-manier bediente er das keyboard und trällerte ins mikrofon. die musik selbst hörte sich sehr soulig an – beziehungsweise nach souligem pop. eigentlich eine perfekte untermalung für gemütliche abende zuhause (und nicht für die klirrende kälte, brrr!). was mir auch noch besonders aufgefallen ist war, dass auch der mann am bass mit seiner melodie nicht im hintergrund verschwand, und man die basslines immer wirklich gut raushörte.
an manchen stellen vermisste ich zwar den einsatz einer gitarre, aber gerade diese reduziertheit hat die band ausgemacht. mit sympathischen ansagen zwischendurch war der grundstein gelegt um in den köpfen des anwesenden publikums zu bleiben. bin gespannt wie es mit der formation weiter geht, ich bleib auf jeden fall dran.
aufgrund der kälte schmiss ich meinen plan über den haufen und suchte das flex auf. dort war es wohlig warm und ich konnte endlich wieder ein bisschen auftauen. ausserdem war gerade „chris emray“ on stage im kleinen flex cafe. dieser junge herr hatte bereits im juni die ehre vor eric clapton in der stadthalle zu spielen – nicht schlecht. doch das was ich vorfand war mir einen tick zu poppig, zu schnulzig, zu hitradio-oe3. darum huschte ich ganz schnell in die große halle vom flex und wartete auf den nächsten act.
die polin julia marcell ließ nicht lange auf sich warten. gottseidank. anfangs war ich angetan davon, ihre zarte stimme, ihr alleiniges spiel auf der gitarre und ein schlagzeug, toll! minimalismus kann schon sehr cool sein, das haben schon andere bands bewiesen. aber je mehr songs die dame von sich gab, desto gelangweilter wurde ich. eine nummer glich der anderen und ich beschloss mich hinzusetzen um nicht umzufallen, vor lauter müdigkeit. auch das publikum war still und leise und konnte wohl auch nicht soviel damit anfangen – der applaus war nur zögerlich. doch die meisten leute blieben, denn nach julia marcell war bekannterweise „first aid kit“ dran, und da musste man sich einen platz sichern.
irgendwie hätte ich es schon fast versäumt, eine gute position zu sichern. unglaublich war es, welch zustrom das flex während der umbaupause hatte. anscheinend wollte wirklich jeder die schwedische truppe „first aid kit“ sehen. na gut, also wartete auch ich, voller hoffnung das konzert würde mich umhauen vor begeisterung.
die zwei schwedischen mädchen sahen aus wie puppen, in kurzen kleidern, stark beleuchtet und die band im hintergrund fast nicht erkennbar. die blonde hüpfte umher, die dunkelhaarige versank in ihrer gefühlvollen performance. irgendwas mit country war zu hören, irgendwas mit seeeeehr viel country. wäre ich ein country-fan, wäre ich absolut auf dem besten konzert meines lebens gewesen, aber ich kam mir einfach nur fehl am platz vor. unmengen an menschen drückten von vorne und von hinten, man konnte kaum luft holen, so vollgesteckt war das flex. das ist dann leider auch nicht angenehm, wenn man sich nicht mal mehr bewegen kann.
sie waren supersüss, tolle musikerinnen, tolle interaktion mit den anwesenden menschen, aber es war einfach nicht mein musikgeschmack. selbst das highlight ihrer show – eine unplugged performance ohne mikrofon – konnte mich nicht wirklich vom imaginären hocker reissen. ich entschied vorzeitig die location zu verlassen – auch das gestaltete sich schwieriger als erwartet. bis nach hinten zum zigaretten-automaten standen die leute, selbst da wo man gar nicht mehr zur bühne blicken konnte…unvorstellbar.
die nächste location, die ich besuchte – wieder einmal das brut – sollte nicht weniger voll werden. wie auch. thees uhlmann wurde erwartet und die menschen stürmten zu beginn der umbauphase zur bühne um die pole position nicht mehr zu verlieren. ich hingehen machte es mir am balkon gemütlich – da war noch platz und ich war nicht in gefahr, erdrückt zu werden.
als die ersten töne erklangen wurde es unglaublich laut. die menschen schrien und jubelten ihren thees von der ersten sekunde an zu, als wär er der größte superstar aller zeiten. man kam sich vor wie auf einem fussballplatz – aber diese assoziation dürfte es ja öfter geben. thees wirkte sehr glücklich, sprang ein bisschen verkrampft herum und riss seine arme immer wieder nach oben, als wär das publikum sein hauseigener chor. es entstand ein richtiges zusammengehörigkeitsgefühl, so eine kraft ging durch den raum. unglaubliches konzert.
deutsch-rock wird einfach nie uninteressant, dieses fazit kann ich eindeutig sagen. wahnsinns stimme, wahnsinns band. für mich war der abend aber dann relativ bald vorbei, eine runde mit der rave tram (mit der muss man einfach einmal fahren) und dann sehr bald ins bett. waves festival, du warst anstrengend, aber schön!