marcus smaller, kopf der band „3 feet smaller“ und auch derzeit mit einem soloprojekt unterwegs. ich traf ihn zum interview um ihn zu fragen, wie er sich auf’s touren vorbereitet, woher inspirationen kommen und wie’s ihm eigentlich danach geht.
der 0815-weg ist ja normalerweise, dass man ein album rausbringt und danach damit auf tour geht. dein online-album „finally home part 1“ wurde ja bereits am 16. september 2013 veröffentlicht und da hast du ja direkt im anschluss keine tour gemacht. ist es absicht, dass diese tour nun so spät passiert? und wann kommt „finally home part 2“ endlich online raus?
also ja es war absicht, eigentlich aufgrund von part 2, weil es irgendwie keinen sinn ergibt mit einem halben album zu touren. es hat leider keiner damit gerechnet, dass sich der zweite teil so verzögert. es wär eigentlich noch im selben jahr geplant gewesen, am 16. september der erste teil und ich glaub dezember war angedacht – dann haben wir’s verschoben auf februar, mittlerweile sind wir im april. es kommt aber dafür jetzt, wir haben noch kein datum festgesetzt, aber ich hab die masters schon – es ist alles fix und fertig! und deswegen jetzt auch touren, weil’s jetzt auch sinn macht.
wenn so eine tour ansteht, wie oft probst du da allein und mit deiner neuen band?
ganz ehrlich, und das sag ich nicht zum angeben…also eigentlich will ich schon damit angeben, weil ich extrem stolz drauf bin – wir waren kein einziges mal proben. das ist kein scherz, wir waren nicht einmal im proberaum.
und wie lernt deine band dann die songs?
mit mp3’s, mit dem hören. es hat jeder sich zuhause die songs angehört, und selber rausgehört, was er zu spielen hat.
also auch keine notenblätter oder ähnliches?
nein nein, gar nichts. ich hab jedem einfach nur die songs geschickt, die ich halt live spielen will – also jeden, schlagzeuger und bassist – und ich hab ihnen auch gesagt, dass ich einfach kein fan von proben bin, weil ich find zuviel proben macht es zu perfekt und alles was zu perfekt ist, ist langweilig. aufgrund dessen hab ich auch gesagt, wenn’s nach mir geht, ich muss nicht proben, worauf von beiden zum glück die antwort gekommen ist – ja müssen wir auch nicht, es reicht vollkommen es anzuhören. und so war eigentlich der erste konzerttermin, wenn man’s genau nimmt, die generalprobe für die tour. und das eigentlich während eines konzerts.
nicht schlecht!
ja, ich bin wirklich stolz darauf!
und du selbst – du spielst die lieder einmal und hast die alle sofort voll drauf?
ja, das ist irgendwie auch so eine kleine begabung, wenn man das so nennen kann. ich merk mir lustigerweise auch fast alles. also du könntest mir jetzt auch ein lied sagen vom ersten 3 feet smaller album, das ich seit jahren nicht einmal mehr gehört hab, ich könnt’s trotzdem in- und auswendig spielen.
wenn du dir eine setlist zusammenstellst, nach welchen kriterien machst du das beziehungsweise es ist ja nicht immer das gleiche, was du spielst – kommt dir das einfach so in den sinn?
naja punkt 1 eben nicht immer das gleiche, weil es sonst langweilig wird. auswahlkriterium ist relativ simpel, ich spiel die songs die mir gefallen. ich mein, man hat immer so ein paar „fan-favourites“ – wie es so schön heißt – und die spielt man natürlich auch aber im prinzip besteht die setlist großteils aus songs, die ich spielen will. und ich ändere es halt bei jedem konzert, weil sonst schläft mir das gesicht ein 😉
also auch während der tour gibt es setlist-änderungen?
ja, also immer die selbe setlist spielen ist total langweilig.
wie wichtig sind für dich eigentlich die intro und outro songs, also mit welchen song du beginnst. überlegst du dir in dieser richtung etwas im vorhinein?
ja, das überleg ich schon sehr wohl egal ob solo oder 3 feet smaller, weil punkt 1 es stimmt schon, dass der erste eindruck zählt. ich kann nie davon ausgehen, wenn ich ein konzert spiel, dass die uns eh schon kennen. da stehen zu hundert prozent leute, die uns gerade zum ersten mal live sehen oder beziehungsweise da herumstehen und noch nie etwas von uns gehört haben – heißt für mich, okay der erste song muss in’s gesicht fahren, weil sonst gehen sie. und das ist eigentlich das auswahlkriterium für die ersten drei, vier songs, dass das einfach starke songs sind, wo ich weiß, da gehts ab, da kann man gas geben.
outro, würd ich lügen wenn ich sag, ich überleg’s mir, weil es gibt einfach songs, die bieten sich an. bei 3 feet smaller zum beispiel ist es „tonight“. das ist für mich so ein song, der würd meiner meinung nach komisch kommen oder nicht funktionieren wenn er mitten im set wär. das ist für mich so ein klassisches lied, mit dem man aufhört. und da gibts halt einige. und je nachdem wo wir spielen, stell ich halt die setlist zusammen. und zum beispiel bei einem festival, wo es darum geht, dass man party macht, da spielt man einfach keine balladen.
es gibt bands, die releasekonzerte veranstalten und dabei einfach nur ihr komplettes neues album einmal live durchspielen. würdest du so etwas machen, keine alten sachen sondern nur die neuen sachen zu spielen?
nein würd ich nicht. weil das erste, was mir einfällt, ist die spielzeit. ein album dauert im durchschnitt eine dreiviertel stunde und ich mach keine headliner-show die 45 minuten dauert, das ist einfach viel zu kurz. das ist das erste und das zweite, das album ist ja da und wenn ich’s 1 zu 1 live spiel ist es langweilig. darum gehts mir hauptsächlich bei konzerten, ich will nicht dass es langweilig ist.
die meisten machen es eigentlich so, dass sie mit neuen sachen anfangen und mal die ersten 10, 11 songs vom neuen album sind und dann am schluss kommen noch die alten klassiker – das würd ich zum beispiel auch nie machen. sobald was neues draussen ist, sind zwar neue songs im set, aber es wird trotzdem bunt durchgemischt.
überlegst du dir auch im vorhinein was du auf der bühne erzählst oder was du sagst?
nein, aus einem komplett simplen grund, weil alles was einstudiert ist – da sind wir wieder beim thema proben – alles was einstudiert ist und was ich weiß, find ich langweilig. ich will mir nicht irgendwie sowas ausdenken, was könnt ich da reden, was könnt ich da reden, was könnt ich da dazwischen machen bla bla, ich will dass sich das live einfach ergibt.
weil punkt 1, wenn ich mir was überleg, man weiß ja nie ob’s passt, man weiß ja nie wie die stimmung gerade ist. wenn du glück hast sind fünf konzerte hintereinander komplett geil und beim sechsten stehen die leute herum und schlafen ein. es gibt halt ein paar sachen, die sich irgendwie gefestigt haben über die jahre. zum beispiel bei „fade away“, dass halt vorher angekündigt wird, dass jetzt alle springen zum beispiel. das ist nur eine kleinigkeit. das war auch was, was ich mir nicht vorgenommen hab, das hat sich einfach so ergeben, bei einem konzert. da binich draufgekommen, he wart mal, ich glaub bei der nummer kommts cool, dass jetzt alle springen, ich sag das jetzt mal, ich probier das jetzt mal aus. gemacht und es hat funktioniert und aufgrund dessen hat es sich dann eingebürgert sozusagen. aber nichts von dem, was auf der bühne passiert ist absicht. es ist echt alles spontan und je nachdem wonach mir gerade ist, das wird auch gemacht.
also, diese ganzen mitmach-aktionen, kommt dir das alles spontan?
ja. ich hab’s irgendwann mal versucht, mir die songs anzuhören, was für mich persönlich schon eine qual ist, ich hasse es meine eigenen songs anzuhören. da zu überlegen, was könnte man machen, hab ich dann aber relativ schnell wieder gelassen, weil ich eben über die jahre hinweg die erfahrung gemacht habe, dass es meistens nicht funktioniert, sondern es funktioniert nur dann, wenn ich wirklich auf der bühne steh, vor leuten und das da ausprobieren kann. und man merkt auch, während dem spielen relativ schnell ob das jetzt überhaupt passt oder nicht. da gibts ein paar sachen, wo ich mir gedacht habe, das wär cool wenn die leute mitsingen, dann bin ich aber während dem song draufgekommen, so cool kommt das doch nicht. und dann gibts halt sachen, je öfter man ein lied spielt, da kommt man halt drauf, welcher teil eigentlich cool wär wenn die leut das singen. zum beispiel bei „alone in the dark“, das ist eigentlich nicht einmal der refrain sondern eine zeile aus einer strophe. vor der 3 feet smaller tour habe ich angekündigt, bitte tut’s mir einen gefallen und bereitets euch da vor, da will ich euch singen hören. das ist bei der letzten zeile „by yelling it’s ok“ – und wie gesagt, bietet sich im prinzip nicht einmal an, weil das ist ein teil einer strophe und normalerweise sagt man, singen die leute nur bei den refrains mit. und das mein ich damit, je öfter man was spielt, und eben auch sieht wie die leute reagieren, desto mehr merkt man irgendwie es funktioniert oder es funktioniert eben nicht.
hast du dir jemals gedacht, du willst jetzt einen song schreiben, bei dem man gut mitsingen kann?
nein, das mach ich nicht. ich schreib das wonach mir gerade ist. wenn sich was anbietet, dass man dann halt mitsingt, ja hab ich glück gehabt aber ich leg’s jetzt nicht drauf an.
wenn du merkst, dass das publikum irgendwie nicht mitgehen will und die stehen nur langweilig da, hast du da irgendein „geheimrezept“ wie du sie quasi „kriegen“ kannst?
kommt drauf an. das kommt echt auf die situation drauf an und was es für ein publikum ist. also es gab durchaus konzerte wo wir einfach fehl am platz waren sozusagen, wo es einfach nicht passt hat und wo uns die leute ignoriert haben. ich hab irgendwie ein händchen für ein publikum, ich kann es schnell einschätzen wie die leute drauf sind. und dann gibts halt konzerte, wo du einfach merkst, es ist wurscht was du machst, die interessierts nicht. das sind halt dann leider die konzerte, wo man einfach nur die songs runterspielt und danketschau.
also da versuchst du es nicht mal …
ich versuch es schon ein bisschen aber ich merk relativ schnell ob das sinn hat oder nicht und wenn ich dann einfach merk, okay mittlerweile sag ich zum dritten mal „mitklatschen“ und es machen immer nur 3 leute mit, dann hat es keinen sinn mehr. das zahlt sich einfach nicht aus, da mach ich’s mir lieber mit meiner band lustig. das sind auch dann die abende, wo wir zum beispiel auf die setlist scheissen. das ist das, wo wir wissen, das ist komplett wurscht das konzert, da testen wir dann zum beispiel auch songs. he, die neue nummer da, spielen wir die heut live, die können wir testen, es hört eh keiner zu.
dann gibts aber andererseits wieder komplette gegenteil-spiele und da hab ich ein beispiel, was da jetzt wirklich gut passt. ich weiß bis heute nicht warum wir dort gespielt haben. wir waren in deutschland auf einem hip hop festival. noch einmal, ich hab keinen plan warum die uns gebucht haben – hip hop festival – headliner war „das bo“, das weiß ich noch. und wir kommen dort hin, und wie wir dort ankommen steht schon einer von diesen hip hoppern auf der bühne und rappt, danach wieder ein dj und ein hip hopper. ich schau mir die leute an und wiklich es waren 600-700 leute – ein gangster neben dem anderen. also wirklich die hip hopper, wie du sie dir vorstellst. klischeehaft sind sie dortgestanden. wir sind alle als komplette band bei der bühne gestanden und schauen so runter und denken uns, oida, was machen wir da, wir sind da komplett falsch. haben aber trotzdem gespielt. aber da hats dann zum beispiel funktioniert. wir sind auf die bühne gegangen, waren die einzige band mit equipment, die anderen haben alle nur dj’s gehabt. ich hab ihnen von anfang an so gesagt „he entschuldigung, dass wir da sind, ich weiß nicht warum wir hier sind. wir sind eine rockband, das ist eigentlich ein hip hop festival, ihr hörts alle hip hop, ganz ehrlich, ich bin euch nicht böse, wenn ihr geht. ihr könnts euch jetzt alle was zum trinken holen, in eure zelte gehen und euch umziehen oder sonst irgendwas – wenn’s wen interessiert, könnts gern dableiben, weil dann geb ich euch jetzt unterricht in rock’n’roll“ – so auf die art. es sind alle geblieben und ich kann jetzt echt nicht behaupten, dass wir dadurch einen neuen fan dazugewonnen haben, weil das war dann wirklich einfach nur noch lustig.
anscheinend gibts extrem viele sachen bei „rock-konzerten“, die die hip hopper nicht machen. und das haben’s dann bei uns zum ersten mal gemacht. zum beispiel eine „wall of death“ – die haben nicht einmal gewusst, was das ist, ich hab das wirklich erklären müssen. ich hab gesagt: „hey, machen wir eine wall of death“ und die schauen mich alle an, als würd‘ ich hebräisch reden. da hab ich dann echt erklären müssen: „passts auf, ihr trennts euch da in der mitte, gehts auseinander, dann zähl ich bis vier und dann rennt ihr aufeinander zu und dann macht’s einen moshpit.“ okay, zweiter punkt, was ist ein moshpit? na ein moshpit halt, tanzen, herumschubsen, machts das mal, das ist lustig! und dann sind wir alles durchgegangen, stagediven und was weiß ich was noch alles – und es war einfach nur noch lustig, weil ich mir gedacht hab, okay, eigentlich geb ich jetzt eine unterrichtsstunde in sachen rock’n’roll konzerte für hip hopper und denen taugts auch noch. die haben wirklich spass dran gehabt. wie gesagt, ich kann jetzt echt nicht behaupten, wir hätten dort fans gewonnen, glaub ich auch nicht und würd mich wundern. würd mich echt überraschen…vielleicht einer. aber im prinzip war’s cool weil sich beide parteien akzeptiert haben. ich hätt ehrlich gesagt schon damit gerechnet, dass die uns ausbuhen, oder bewerfen oder dass es sie einfach nicht interessiert und sie gehen. aber dass sie dann voll abgehen und im prinzip eigentlich alles machen, was ich ihnen sag – eben stagediven, jetzt kommen mal 3 leute rauf und probieren wir das einmal, jetzt machen wir mal eine wall of death und ich zeig euch einmal was ein moshpit ist – die haben’s lustig gefunden, ich habs lustig gefunden und somit war’s am ende des tages ein extrem geiles konzert, was ich definitiv nie vergessen werd.
ist es schon mal passiert, dass ihr so richtig ausgebuht worden seid? bzw du allein?
ich allein nicht. gottseidank bin ich allein besser (lacht). 2002 irgendwo bei linz, glaub ich, weiß nicht mehr so genau. das war die phase – okay da muss ich kurz ein bisschen ausholen und die punkszene erklären. für die, die’s nicht wissen, dass die punkszene leider extrem engstirnig ist. ich weiß das, weil ich war selbst einer. und jede punkband, die underground ist, ist cool. jede underground-punkband die auf einmal erfolgreich wird sind auf einmal „oasch“ und mainstream und „wixer“. und bei uns wars dann so, dass es eben 2002 losgegangen ist: zweites album draussen, „one night stand“ war ziemlich erfolgreich… und wir sind akzeptiert worden und es waren sogar relativ oft richtige punks bei unseren konzerten – klassische mit iro.
und dann war irgendwann der wechsel von der klassischen underground punkband zur kommerzielleren bzw bekannteren band und dann haben wir gespielt auf einem 0815-punk-festl. terrorgruppe waren headliner und dort waren wirklich nur diese oldschool-punkbands, wie du’s dir vorstellst. schleimkeim und was weiß ich was alles. musikalisch waren wir jetzt nicht fehl am platz, wir haben da schon dazugepasst, das haben die punks aber anders gesehen. und ich bin noch nie – bis heute nicht und ich hoffe das passiert mir auch nie wieder – so oft mit bier abgeschossen worden wie dort. es hat keiner applaudiert, wenn ein lied vorbei war…also das war wirklich furchtbar! zum glück ist das erst einmal passiert, das war auch eins von den konzerten, da hab ich’s am anfang noch lustig gefunden..und im prinzip hab ichs nur noch mehr provoziert. als unschuldslamm will ich mich da jetzt auch nicht hinstellen. wer mich kennt, weiß, ich bin sehr gern provokant und das war für mich aufgelegt logischerweise. ich hab sehr schnell gecheckt, da sind die punks da, die mögen uns jetzt nicht mehr weil wir kommerziell sind, darauf reit ich jetzt mal ein bisschen herum. und das hat im endeffekt dazu geführt, dass die halt noch angefressener waren, weil deren gedankengang ja logischerweise war, sie tun uns was zu fleiss wenn sie uns mit bier bewerfen und ausbuhen und auf einmal steht da einer, dem das aber eigentlich wurscht ist, der die leut auch noch provoziert und sagt machts nur weiter, gebts euer geld dafür aus, dass ihr mich bewerfts. wer’s hat, der hat! habt’s schon recht, machts nur weiter…das haben sie überhaupt nicht lustig gefunden und dann ist es nur noch mehr eskaliert. ja und ich glaub das war bis heut auch das einzige konzert, dass wir abgebrochen haben. wir haben eine halbe stunde gespielt von einer geplanten stunde und ich hab nach einer halben stunde gesagt, na ganz ehrlich „leckts mich am arsch“ und bin gegangen.
viele bands überlegen ja, diverse überraschungen in ihre shows einzubauen, sei es ein konfettiregen oder luftballons. habt ihr euch das jemals überlegt, auch sowas zu verwenden?
überlegt ja, aber nur bei großen sachen – also wobei es da auch immer drauf ankommt. ich muss sagen, ich bin da nicht wirklich fan davon, ich find konfettikanonen am schluss … cool. weil das ist ein cooler abschluss, alles dazwischen ist irgendwie… wenn da bands auffahren mit pyrotechnik und da und dort explodiert auf einmal was… ich bin da deswegen kein fan davon, weil ich finde es lenkt zu sehr ab von dem, worum’s eigentlich gerade geht. wobei man da auch differenzieren muss: bei einer band wie rammstein gehts um nichts anderes. da ist die musik fast schon wieder nebensächlich. da gehts um die show.
bei anderen bands – das hab ich schon oft miterlebt – da ist die pyro sinnlos.. mehr als „boom“ macht das nicht, unterstreicht nichts, komplett sinnlos eigentlich. und aufgrunddessen, dass ich mir schon als zuschauer bei sowas denk, das ist sinnlos, unterstell ich jetzt einmal, dass ich definitiv nicht der einzige bin, der sich das denkt und deswegen will’s ich dann auch nicht haben. weil es stört mich da schon, da wird’s mich bei mir um das dreifache mehr stören. deswegen will ich das gar nicht haben.
ich find bei einem konzert geht’s um die musik und nicht um pyrotechnik. es ist cool, wenn’s passt, wie gesagt – das beste beispiel ist immer noch rammstein, da geht man hin wegen der pyrotechnik. und wegen einer konfettikanone am schluss hat sich auch noch keiner beschwert, aber alles andere ist, ganz ehrlich, überflüssig meiner meinung nach.
gibt es eigentlich live-show-vorbilder?
am ersten platz sind definitiv green day. was die live abziehen, das ist schon arg. und es ist auch jedes mal aufs neue bewundernswert, wie die das machen. ich gehör zu den dookie-fans. also ich hab das miterlebt damals, ich bin seitdem green-day-fan und hab das eben mitverfolgen können, wie es eigentlich bergab gegangen ist mit denen, wie die auf einmal nicht mehr in stadien gespielt haben sondern auf einmal nur noch in clubs vor 200 leuten, weils einfach die leute zu dem zeitpunkt nicht mehr interessiert hat.
und auf einmal machts „boom“ und „american idiot“ war dann der nächste erfolg und auf einmal spielen sie wieder in den stadien und das fand ich irgendwie auch sehr inspirierend im sinne von: okay, einfach nicht aufgeben! weil ganz ehrlich: green day zu dem zeitpunkt, wär für mich sogar eine band gewesen bei der ich verstanden hätte, dass sie sagen, sie hören auf. weil sie haben ein album gehabt, damit haben sie die welt niedergerissen, und sicher nicht wenig verdient dabei, jetzt interssierts anscheinend niemanden mehr – scheissen wir drauf. lassen wir’s sein, wir hatten unseren erfolg, auf wiedersehen. nein, haben sie nicht gemacht, haben dran festgehalten und weitergemacht und der erfolg gibt ihnen recht.
deswegen gehts auch mit 3 feet smaller immer weiter?
ja, ganz ehrlich, ich hab das früher auch schon oft gesagt, dass 3 feet smaller eine von den bands ist, die sich nie auflösen werden und ich halte mein wort. das ist für mich einfach so ein teil meines lebens, da gehts fast schon gar nicht mehr darum wie erfolgreich die band ist oder wie erfolgreich sie werden kann oder könnte. das ist für mich einfach – so blöd es klingt – ein bestandteil meines lebens, das gehört einfach zu mir und meinem leben dazu und das geb ich nicht her.
ich fand die tour jetzt extrem cool, weil fast alles war knapp ausverkauft. das hat uns irgendwie gezeigt: okay, obwohl wir ein jahr nichts gemacht haben, – wir haben nicht einmal konzerte gespielt – interessierts die leute und sie kommen trotzdem noch immer und das freut mich extrem. ganz ehrlich, ich hätt auch kein problem damit gehabt, wenn niemand gekommen wär, weils für mich einfach ein teil ist, der zu mir gehört und selbst wenn 3 feet smaller eines tages darauf hinaus rennt, dass wir nur noch eine bauernfestl-band sind, die alle zwei monate mit glück auf irgendeinem bauernfestl spielen darf für ein gulasch und eine kiste bier.. keine ahnung, vielleicht rennts drauf hinaus aber selbst das wär für mich kein grund, dass ich damit aufhör, weil’s einfach zu mir gehört.
gibt’s eigentlich noch irgendeine location, wo du gerne noch spielen würdest?
ich hab mir vor kurzem auf der warped tour meinen letzten wunsch erfüllt, das war die stadthalle. ansonsten… naja der klassiker wär new york, madison square garden oder… in england, wie heißt das, dieses stadion… wembley! madison square garden und wembley stadium. das wären zwei coole locations, wo ich gerne mal spielen würde. das sind ziele!
spielt du eigentlich lieber allein oder mit 3 feet smaller? bzw mit der neuen band?
so blöd das klingt, das wär als wenn du mich fragst, ob ich lieber masturbier oder sex hab. weil logischerweise ist sex besser, was den spass am masturbieren aber nicht verringert. man macht beides gern. und so ist es auch da, es sind für mich zwei unterschiedliche welten. vielleicht sollte man’s nicht vergleichen mit sex und masturbieren, sondern meiner ehefrau und meiner affäre. dann kann man sagen, 3 feet smaller ist meine ehefrau und solo ist meine affäre.
und jetzt zur letzten frage: wenn eine tour vorbei ist, verspürst du dann irgendwie große leere oder denkst du dann gleich schon wieder an die nächste tour oder die nächsten großen projekte?
also zumindest mir gehts nach jeder tour so, dass ich ein gefühl hab, dass eigentlich wirklich schwer zu beschreiben ist. weil du fühlst dich komplett glücklich, bist ur zufrieden, bist aber trotzdem leer, weil’s vorbei ist. und das ist ein arger zustand, also das kann man echt schwer erklären, wie es einem da geht. das klassische lachende und weinende auge, einerseits sitz ich dann am abend da und freu mich voll drüber, wie das alles verlaufen ist und das alles so gut gegangen ist und dass keine schwierigkeiten aufgetaucht sind und keiner gestritten hat oder sonst irgendwas. das macht mich glücklich. und im selben moment machts mich traurig, weil’s eben schon wieder vorbei ist.
und auf was ich auch draufgekommen bin über die jahre, keine tour ist gleich. vielleicht wirkts für einen aussenstehenden so, dass man sich irgendwann denkt, so ein konzert ist ein konzert…aber beim touren, die konzerte. also wenn jetzt eine band 2-3 wochen jeden abend spielt, dass man da sagt, die konzerte sind jeden tag die gleichen…. ja, ganz ehrlich, das gefühl kommt schon auf irgendwann, es ist zwar schon jedes konzert einzigartig, aber irgendwann bist du’s gewohnt, so blöd das klingt. das was diese touren einfach einzigartig machen, ist die atmosphäre. mit den leuten, mit denen man unterwegs ist… killerpilze, itchy poopzkid, 5bugs, guadalajara, vanilla sky… mit zig bands waren wir schon auf tour.
was ich gelernt hab: keine tour ist gleich. die stimmung ist immer wieder gut, aber es ist immer wieder eine andere. es ist immer wieder anders gut. und deswegen, glaube ich, schätz ich’s mittlerweile viel mehr als früher, weil ich mir dessen bewusst bin, sobald eine tour los geht, weiß ich ganz genau, das leben das ich jetzt hab, hab ich genau 1x, das wiederholt sich nicht. das heißt ich sollt jeden augenblick davon wirklich genießen und froh sein, dass ich ihn erleben darf. weil es sich eben nicht wiederholt. wir könnten jetzt noch 100 touren mit den killerpilzen hinlegen, so wie die tour war, wirds nicht mehr. soll nicht heißen, dass irgendwas schlechter wird. es wird definitiv gut werden, würden wir’s wiederholen. aber es ist definitiv nicht dasselbe. weil’s einfach nicht geht. das sind sachen, die kannst du nicht wiederholen. du hast genau eine chance in deinem leben, dass du’s genießt. wenn ich etwas gelernt hab über die jahre, dass ich die chance nutze.
ein sehr schönes schlusswort… dankeschön!
marcus smaller – finally home – tourdaten:
20.04.2014 – join.listen.help festival – tuk haslach
02.05.2014 – brandwagen – roxore rockstore – wolfsberg
08.05.2014 – rockhouse – salzburg
09.05.2014 – weekender – innsbruck
11.05.2014 – b72 – wien
24.05.2014 – freekout festival – wolkersdorf
26.07.2014 – unpluggfed im park – traiskirchen
25.10.2014 – kulturkeller – gleisdorf
web: www.marcussmaller.com