bis einen tag vor dem konzert war ich mir immer noch nicht so sicher ob ich überhaupt hingehen sollte. reine sitzkonzerte schrecken mich immer ein bisschen ab – ich mag’s mich auch bei ruhigen nummern zu bewegen und wenn es nur schunkelnd von rechts nach links ist. aber ich entschied mich dann trotzdem für den kauf einer karte.
die halle f der wiener stadthalle ist ein großer saal mit vielen weichen, komfortablen, roten sitzgelegenheiten. auf den ersten blick sieht auch alles supergemütlich aus – vor allem wenn man sich ein musical oder ähnliches anschauen würde. aber bei einem konzert? die location wollte mich nicht recht überzeugen. naja, wer nichts wagt, der nicht gewinnt!
daniel norgren samt bruder starteten pünktlichst um 20 uhr ihr set. beeindruckend fand ich gleich zu beginn ihre instrumentenauswahl und vor allem, dass daniel norgren gleich zwei instrumente gleichzeitig spielte (die gitarre und das schlagzeug). sein bruder am – auch nicht gängigen – kontrabass.
ganz einfühlsam und leise spielten die schweden ihre balladen und hauchten zweistimmig die texte über die melodien. das war natürlich alles äußerst nett, aber so ganz umgehauen hat es mich nicht. vielleicht weil ich zu weit weg gesessen bin und vielleicht weil ich normalerweise durch hin und her schwanken die musik besser wahrnehme, was hier nicht möglich war (die sitznachbarn waren sicher froh).
the tallest man on earth stand schon lange auf meiner liste – vor allem wegen seinem alltime-hit „the dreamer“. endlich war es soweit und ich war immer noch ein bisschen unzufrieden, dass mein sitzplatz so weit hinten war und der größte mann auf erden für mich nur ein kleiner punkt am horizont war.
und eigentlich ist er ja auch nur ein kleiner, zierlicher mann – kein wunder dass ich ihn nicht wirklich sehen konnte. aber es ging ja auch eher nur ums zuhören. der schwede hat eine bombastische stimme, etwas rauchig und angeschlagen aber so schön anzuhören. ich war völlig baff als ich kurz gesehen habe, was dieser mann auf der gitarre drauf hat. er musiziert vermutlich im schlaf, so sicher sitzt sein können.
schön war es, als er sich bedankt hat, dass alle so höflich sind und keinen mucks machen um ihm zuzuhören. aber bitte gerne doch! er erzählte von seinem ständigen reisen und dass er nun eine längere pause zu hause braucht – an dieser stelle dachte ich mir wieder, puh, gottseidank noch beim konzert gewesen!
nach etwas mehr als einer stunde verließ er dann die bühne – natürlich um sich wieder auf eben diese bitten zu lassen! standing ovations überzeugten ihn schlussendlich und die scharen stürmten alle weg von ihren plätzen und direkt zur bühne hin. was für ein schönes bild das war, als alle zu the tallest man on earth wuselten.
es folgte natürlich der superhit „the dreamer“ und einige andere gustostückerl. und: ich fühlte mich gleich viel wohler in der kleinen menschenmasse direkt vor der bühne. erstens, weil die fotos viel besser geworden sind und zweitens, weils einfach mehr konzertfeeling ist, zwischen menschen zu stehen als frierend ganz weit weg auf einem gepolsterten stuhl zu sitzen.
er bat am ende noch seine gesamte crew auf die bühne um sich vor dem wiener publikum zu verneigen und dann war der größte mann auf erden auch schon weg. alles in allem, ein schönes konzert – wäre der schlussteil nicht so auflockernd und angenehm gewesen, wäre mein fazit etwas schlechter ausgefallen.