runter verlegt vom wuk ins b72, an einem sonntag abend im hochsommerlichen august: das konzert der japandroids stand unter keinen guten voraussetzungen. dennoch zeigten sie der kleinen ansammlung an menschen, dass jeder tropfen schweiß es wert war, den weg in den wiener club auf sich zu nehmen.
ich finde es immer sehr wichtig, zu beginn eines berichts zu erklären, wie es mir ging – denn an jenem abend hatte ich sowas von überhaupt keine lust nochmal das haus zu verlassen, die kamera mitzuschleppen und bands, die ich privat eigentlich gar nicht höre, mir anzusehen. aber gleichzeitig war ich auch so neugierig: die vorband „warholes“ zum beispiel, versuchte ich bereits seit über zwei jahren endlich mal live zu sehen und die hauptband, die „japandroids“, war in einigen internationalen festival-line-ups soweit oben zu finden, dass ich als musikbloggerin diese gruppierung mir eigentlich auch längst ansehen musste. somit zwei gute gründe, die absolut dagegen sprachen sich einen gemütlichen netflix-abend zu machen.
und dann war ich endlich dort, beim gürtelbogenlokal. ich huschte rein, holte mir einen stempel und musste feststellen, dass die „warholes“ bereits begonnen hatten. ich sah das positiv: wenigstens nicht auf den auftritt warten müssen. ich versuchte mich so sanft wie möglich in die erste reihe zu drängen, was mir auch gelang. und dann konnte ich endlich der band lauschen.
es war laut, schnell, kratzend, fast schon in krach übergehend und der schweiß meldete sich als treuer konzertbegleiter zum dienst. die gesänge erinnerten mich an operngesang. klar, rein und auch kräftig, ohne einem das stimmorgan penetrant aufs auge drücken zu wollen. ja, die warholes präsentierten sich definitiv sehr gewöhnungsbedürftig. das schnelle schlagzeugspiel aus dem punk war mir vertraut. die restliche garage-herangesehensweise, inklusive den glockenreinen vocals, musste sich aber erst in meinem kopf mit üblichen punk-assoziationen verknüpfen. am ende des sets stufte ich den gig aber definitiv als überraschend hörbar ein. vielleicht auch wegen den imposanten performance, die zwei drittel der band auch ins publikum trieb und dort weiter musizieren ließ. ich mag ekstase, vor allem in konzertform – und die warholes beherrschen diese disziplin hervorragend!
ich wusste den gesamten abend lang nicht was mich erwarten würde – vorbereitet hatte ich mich absichtlich nicht. denn überrascht zu werden ist schließlich viel schöner als wenn erwartungen nicht erfüllt werden. irgendwas musste die band aber haben – bevor die truppe startete vernahm ich im zuschauerraum, dass sogar leute aus deutschland angereist waren. nur wegen den „japandroids„. wow!
die show des duos war von anfang an wie ein rausch – sich langsam einzustimmen konnte man vergessen, drummer david dreschte in die felle und gitarrist brian brachte die saiten schon zu beginn in enorme schwingungen – und das alles in einer lautstärke, dass man gar nicht anders konnte als seine aufmerksamkeit auf die japandroids zu lenken. die verstärker türmten sich im hintergrund und gaben dem b72 ein bisschen proberaum-flair, die scheinwerfer wurden in alle möglichen ecken platziert und rückte die band nur noch mehr in den vordergrund oder um es klischeehaft zu sagen: ins richtige licht.
roh, wie ungeschliffene diamanten, kantig, scharf – in dieser art und weise schmissen die beiden mit ihren tunes um sich. was sich aufgenommen wie seriöser und vor allem melodiöser rock’n’roll anhört, zeigte sich live wie ein wildes tier, das nach jahrelangem zoo-aufenthalt wieder frei gelassen wird. energetisch ist vielleicht das richtige wort.
das gesamte bühnensetting und das dazugehörige lichtkonzept war mehr als passend für das, was sie auf der bühne boten. innerhalb kürzester zeit waren die leidenschaftlichen musiker patschnass vor schweiß, aber in diesem ambiente voller ekstase, energie und rausch hätte alles andere unnatürlich gewirkt. ich kannte keinen ihrer songs und war trotzdem hingezogen zu ihrer performance – es war mehr als schön ihnen zuzusehen, wie sehr sie sich on stage wohl fühlten und jede sekunde genossen.
mit „that house that heaven build“ wurde das set beendet und ich schlich mich zügig in die nacht hinaus um schnellstmöglich wieder zuhause in mein bett kriechen zu können. der ausflug ins b72 hat sich dennoch gelohnt: es gibt einfach nichts schöneres als einer gruppe wie den japandroids zuzusehen, wie sie das ausführen, dass sie am meisten lieben: musik machen vor einem begeisterten publikum.