abende, die ausgemalt werden und realitäten, die nicht mal skizziert wie die traumvorstellung aussehen: das konzert von „julien baker“ hätte wahrscheinlich das beste werden können, aber wurde schließlich dank einigen blöden umständen für mich persönlich eher genau das gegenteil.

ich war schon sehr oft auf konzerten im flex cafe, aber noch keines davon war ausverkauft. bis zu jenem abend mit „julien baker„. wieviele menschen würden denn in diesen raum mit der niedrigen decke passen? wie würden sie sich aufteilen, würde man überhaupt etwas sehen? ich hatte so einige befürchtungen, aber als ich während dem support-act ankam, waren die meisten menschen noch draussen, um zu rauchen und die kühle abendluft zu genießen. noch war es angenehm.

aber bald wendete sich das blatt: während der umbaupause füllte sich das flex cafe immer mehr und als ich mir schließlich auch einen platz ganz vorne suchen wollte, realisierte ich erst, dass es kaum mehr möglich war, halbwegs angenehm zu stehen und gleichzeitig etwas zu sehen. für ein paar fotos ließen mich ein paar menschen nach vorne, aber mir war von beginn an klar, dass ich nicht dort bleiben konnte.

julien baker startete ihr konzert, ganz allein auf der bühne stehend, mit dem song „sprained ankle“. ruhig und aufmerksam verhielt sich die dicht gedrängte menschenmasse, während sich (mal wieder wie auf jedem konzert) eine unangenehm hohe temperatur breit machte. nach der dritten nummer „funeral pyre“ versuchte ich mich langsam aus dieser ansammlung rauszuwinden, aber das war schwieriger als gedacht. als ich schließlich irgendwo ganz hinten stand und vor mir eigentlich nur viele verschiedene köpfe und frisuren sah, aber keine bühne und keine julien baker, war das für mich ernüchternd. ob sich dieser andrang noch lockern würde?

da man bekanntlich aus jeder situation das beste machen sollte, dachte ich mir: na immerhin kann ich sie gut hören. und wenn man „zuhört“ muss man nicht zwingend stehen, also setzte ich mich mit meinem freund auf die stufen (alle anderen sitzgelegenheiten waren belegt). wenn man sowieso nichts sieht, kann man sich auch gleich hinsetzen. dass deswegen jegliches konzertfeeling flöten ging, ist vermutlich nachvollziehbar. damn it.

baker spielte sich durch ihre setlist, mit gitarre, keyboard und einer zweiten dame an ihrer seite, die eine violine benutzte. irgendwo in der mitte des sets, wahrscheinlich während dem sehr passenden titel „go home“, begleitete ich meinen freund nach draussen, der sich anschließend auf den nachhauseweg machte. ihm ging es nicht gut und ich boxte mich nach erfolgreicher verabschiedung wieder in die flex-cafe-sauna um den letzten rest des konzerts noch zu hören. weil sehen konnte ich ja immer noch nichts. dass die anwesenden tatsächlich soviel durchhaltevermögen hatten, diese umstände (viele menschen + hitze) zu ertragen? oder bin ich selbst so extrem überempfindlich?

ganz am ende, als julien baker den song „turn out the lights“ performte und davor auch noch einige worte ans publikum richtete, erst dann hatte ich das gefühl, dass es sich lohnte, dass ich mich ins flex cafe mühte. zum ersten mal fühlte es sich so an, als bestand eine connection zwischen künstlerin und publikum, zum ersten mal stach ein lied für mich richtig raus, zum ersten mal wurde der raum mit einer richtig warmen atmosphäre geflutet (im positiven, nicht-im-temperatur-technischen sinne). ich machte mich (endlich wieder) gut gelaunt auf den nachhauseweg und wurde dann noch draussen am donaukanal – zum krönenden abschluss – von einem junkie-mädchen beschimpft und mit einer flasche bedroht. manchmal soll’s einfach nicht sein.

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