es ist das non plus ultra unter den entdecker-festivals: das „primavera sound“ in barcelona. direkt am meer gelegen bietet der sogenannte „parc del forum“ ein gigantisches festivalgelände, welches für alle (bühnen)geschmäcker etwas bereit hält, ohne dabei allzu überladen zu wirken.

alles begann am mittwoch, als wir die reise nach barcelona antraten. schon tage vorher gab im rahmen des primavera sound festivals konzerte zu begutachten, wir beschlossen aber, erst ab mittwoch das großevent auszukundschaften.

mit der ubahn ging es mehr oder weniger gemütlich zum gelände (sie war bereits zum bersten voll samt gefühlter 50 grad innentemperatur) und dann auch schnurstracks ans ende der anstell-schlange. denn der erste programmpunkt lautete „spiritualized“ im auditori rockdelux. ehrlich gesagt hatte ich wenig bis gar keine ahnung wer jason pierce ist, der die band 1990 gründete. aber dann, da drinnen in diesem immensen theater war er samt orchester und chor am sound erschaffen und das beeindruckte mich dann schon sehr. vor allem in kombination mit der lichtshow. ein sehr sehr ungewöhnlicher aber interessanter festivalauftakt, da drinnen in diesem dunklen saal.

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irgendwann huschten wir wieder nach draussen, dort gab es nämlich ebenso programm und das sogar bei freiem eintritt. „wolf parade“ und „belle & sebastian“ spielten auf der primavera-stage, die einzige, die an diesem abend bespielt wurde. da das aber aufgrund von nicht-optimaler-tontechnik ein bisschen böse fürs gehör war, beschlossen wir, zum wein-stand zu gehen. ja, irgendwie schien es, als wäre es ein guter zeitpunkt dafür (und vielleicht war auch die empfehlung von den kolleginnen von walzerkönig schuld).

am nächsten tag, am donnerstag, war dann der erste weg der, der in die aufgeheizte stadtmitte von barcelona führte. das sogenannte „cccb“, eine art zeitgenössisches kulturzentrum war austragungsort der musikbusiness-spezifischen konferenzen aber auch eine konzertvenue, denn im hof befand sich die „day pro“ bühne. kurze showcases sollten auf künstler aufmerksam machen, die in weiterer folge auch noch auf dem parc-del-forum-gelände auftritte absolvierten. in der theorie klingt das ja ganz gut, aber in der praxis? als „cari cari“ an diesem vormittag die bühne betraten, waren eher noch wenige menschen anwesend. das änderte sich zum glück im laufe der zeit und beim nachfolge-act „wandl“ war dann schon einiges mehr los.

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für mich waren diese, ich nenne sie einfach mal „frühstückskonzerte“, aber eher anstrengend als ansprechend. vielleicht auch weil ich noch nichts im magen hatte und mich noch gar nicht munter fühlte. vielleicht aber auch weil „cari cari“ und „wandl“ vielleicht noch besser in den abendstunden wirken würden? ich konnte die frage nicht beantworten und stürzte mich erst mal in den großstadtdschungel zum sightseeing und tapas essen (zweiteres ist wohl das beste in barcelona!).

am abend ging es dann wieder aufs festivalgelände neben dem meer. endlich waren alle bereiche geöffnet, endlich konnte man alles erkunden. sich zu orientieren war anfangs gar nicht so leicht, pläne sind verglichen mit der realität doch nicht immer übereinstimmend. dazu knallte die abendsonne unglaublich aggressiv vom himmel, und die angeblichen 22 grad fühlten sich viel heißer an, als angenommen. es war also ein ganz normales anfangsszenario auf einem festival.


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den ersten stop legten wir bei den „hinds“ ein. die spanische indie-rock-band bestehend aus lauter cooler frauen war schon einige male ein österreich zu gast und war mir deswegen ein begriff. endlich konnte ich sie sehen und mir ihren soliden eröffnungsgig zu gemüte führen. mit einem highlight rechnete ich noch nicht, denn in meinem ungeschriebenen festivalgesetz sind eröffnungsslots für gewöhnlich niemals so atemberaubend um als höhepunkt zu gelten. vielleicht war ich mit dieser these ein bisschen vorschnell…

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wir wanderten weiter und zwar zur pitchfork stage. nicht, weil hinds auf der seat stage (eine der hauptbühnen) schlecht waren oder so, sondern weil ich einfach soviel wie möglich sehen wollte. bei einem festival wie dem primavera sound wäre es schade, nur bei den großen acts auf den großen bühnen zu versauern, wenn sich bei den kleineren bühnen auch enorm viel tut.

und dann waren wir plötzlich inmitten einer feiernden menge, einer menge, die euphorisch „the twilight sad“ zujubelte. sänger james graham performte nicht nur, er fühlte jeden einzelnen ton, den er sang. er steigerte sich so sehr rein, dass ich alleine beim zusehen gänsehaut bekam. das highlight war aber erst am ende ihres sets angesiedelt: und zwar als die band den frightened rabbit-song „keep yourself warm“ coverte und graham schließlich zu boden ging, das jubelnde publikum betrachtete und zu weinen begann. das war so intensiv, so berührend! ich wusste eigentlich zu diesem zeitpunkt schon, dass dieses konzert schwer zu toppen sein würde. denn auch beim verlassen der pitchfork bühne war es so, als wenn jede last von den schultern gefallen wäre… ein unbeschreibliches gefühl löste „the twilight sad“ aus.

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ich hätte „sparks“ gänzlich ignoriert, hätte ich nicht vor ein paar wochen ein konzert von „franz ferdinand“ gemeinsam mit „sparks“ auf youtube gesehen. irgendwie musste ich zumindest kurz vorbeischauen und diese wirklich schon sehr lange bestehende gruppe zumindest flüchtig begutachten. gegründet 1972 von den brüdern russel und ron sind es auch heute noch diese beiden, die aus der band herausstechen. natürlich, russel als sänger war im rosafarbenen blazer und dem dichten, schwarzen haar sowieso eine erscheinung für sich, aber auch sein bruder ron am keyboard, der vor allem wegen seinem sehr speziellen oberlippen“bart“ auffällt, gab später auch noch eine sehr unterhaltsame tanzeinlage zum besten… wenn man daran denkt, in welchem alter sich die brüder bereits befinden, dann war alleine ihre anwesenheit auf dem primavera sound festival eine kleine sensation.

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alle meine freunde lieben „the war on drugs„, also wollte ich der band ebenfalls eine chance geben, als wir uns den weg vor die bühne bahnten. aber bereits nach kurzer zeit musste ich wieder weg. die stimme von frontmann adam granduciel erinnerte mich zu sehr an bryan adams und das war in meinen ohren alles andere als angenehm. ich kann mit dieser stimmfarbe einfach nichts anfangen und beschloss ganz ganz schnell das weite zu suchen. ich und the war on drugs… das wird nichts mehr.

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zum glück war der nächste programmpunkt bereits in reichweite und zwar der gig von „unknown mortal orchestra“ auf der primavera-applemusic-stage. die gruppe hat sich in den letzten jahren immer mehr in mein gehör gespielt, zuletzt wegen dem überdrüberhit „multi-love“. und zugegeben, der gesamte auftritt war einer, auf den man sich etwas einlassen musste. die performance war zwar geprägt von zwei ausflügen ins publikum des frontmannes ruban nielson, aber dazwischen waren es immer wieder ausgedehnte funk-psychedelic-jams, die nicht immer so eingängig daherkamen. aber spätestens als mein lieblingslied gespielt wurde, entwickelten sich publikumschöre und smiling faces überall.

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bevor wir uns wieder auf den weg zu den hauptbühnen machten, ging es nochmal auf einen abstecher zur pitchfork bühne, genauer gesagt zu „rostam„. der war zwar nett, aber schaffte es dennoch nicht, uns zum bleiben zu animieren. weiter ging es zu „nick cave„, aber aufgrund von viel zu vielen menschen auch bald schon wieder weg und wieder zu den kleineren bühnen, genauer gesagt zur ray-ban-stage, auf der gerade „vince staples“ zum party machen anstachelte.

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eigentlich war ich schon bettreif und hätte ohne weiteres bereits einschlafen können. aber nur noch kurz durchhalten und wir könnten noch ein paar bands „mitnehmen“ auf der abschlussrunde auf dem gelände. also machten wir halt bei der „night pro“ bühne und hatten eine tolle zeit während „client liaison“ die 80er-jahre aufleben ließen und vor allem mit den besten tanzmoves des tages auftrumpften. sensationell!

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der vermeintlich letzte programmpunkt waren „chvrches“ und eigentlich wollten wir nur kurz hinschauen und gleich wieder gehen. denn eigentlich dachte ich auch, ich kenne fast keine lieder der band rund um sängerin lauren mayberry. aber dann wurde ein hit nach dem anderen durch die boxen geballert und mit jedem weiteren song dachte ich „danke fm4, dass ihr mir das gesamte songrepertoire von chvrches völlig unterbewusst eingepflanzt habt!“. natürlich wollte ich dann nicht mehr sofort gehen, sondern jeden song zelebrieren. schlussendlich hat es dann echt spass gemacht dieser truppe zuzuschauen, obwohl es schon richtig richtig spät war und mein körper bereits nach hinlegen und schlafen schrie.

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und dann? dann spielte zufällig noch „niels frahm„, den wir sozusagen beim vorbeigehen noch mitnahmen. zwei songs und dann ging es richtung ausgang, richtung shuttlebus und viel später dann endlich ins bett. was ich am ersten tag gelernt habe? treiben lassen ist wunderbar, handyakku aufladen eher ein schwieriges unterfangen und bei der unterkunft-suche sollte man sich wirklich bemühen, diese gut auszuwählen… jeden meter den man nicht zu fuss zurücklegen muss nach einem anstrengenden festivaltag, ist gold wert!

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