am letzten festivaltag waren es wieder acts aus österreich und belgien (genauso wie am vorabend), die mich positiv überrascht hatten: „mavi phoenix“ und „the guru guru“ sorgten für euphorische konzertbesucher!

okay, für mich war das kein gewöhnlicher showcase-festivaltag, für mich begann es mit viel aufregung, nervosität und keinen-appetit-haben, da ich zum allerersten mal als speaker auf einer konferenz vertreten war. am nachmittag war es dann soweit, ich durfte vor einem vollbepackten raum das beehype-panel „music and language“ mehr oder weniger eröffnen und über die situation, betreffend musik und sprache, in österreich sprechen. auf englisch. vor ganz vielen leuten. und irgendwie habe ich es überlebt, mit ganz viel zittern und hochrotem kopf wahrscheinlich. ich erinnere mich kaum daran, weil die anspannung so groß war. egal, nächstes mal wird es besser, denk ich.

danach rutschte ich immer wieder in irgendwelche gruppen, die mich durch den tag (und durch den schnee, der über nacht gekommen war!) mitschleiften. zunächst war ich mit den kollegen von beehype in der festivalzentrale am plaudern, dann traf ich wieder eine ganze menge an österreichischen delegierten, mit denen ich schlussendlich auch essen gegangen bin (die erste mahlzeit des tages mehr oder weniger, da ich vor dem talk keinen bissen runter brachte) und die ich dann allesamt zur ersten konzertlocation des abends, nämlich (mal wieder) zum „stara mestna elektrarna“ gebracht hatte (meine reiseleiter-skills sind ziemlich gut!).

einige unserer großen gruppe, darunter auch ich, trauten sich rein in den komplett stillen saal – „tolstoys“ waren gerade dabei ganz behutsam ihre sanften töne unters volk zu mischen. die mit lichterketten beleuchtete bühne und die band in engelsgewändern ließen einen fast ein bisschen glauben, man wäre im „himmel“. aber mir wurde das ganze schnell ein bisschen zu langweilig und ich entschied mich nochmal kurz rauszugehen und mit leuten zu plaudern. darin war ich sehr gut an diesem tag.

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der grund, warum soviele leute das alte kraftwerk als erste location ansteuerten, war ein weiterer, gehypter österreichischer act namens „wandl„. ich kannte ihn ja eigentlich nur aus seinen im-hintergrund-an-den-turntables-zeiten bei crack ignaz und konnte mit seiner eigenen musik in aufgenommener form zunächst nicht viel anfangen. auf der wenig beleuchteten bühne und mit seinem zaghaften gesang, machte das ganze dann schon mehr sinn für mich. aber so ganz wollte es mich auch nicht umhauen, mir passierte zu wenig in den gehörten klängen aber auch auf der bühne bei wandl selbst. unschuldig und schüchtern agierte er und wirkte auf mich wie ein kleiner, tollpatschiger hundewelpe. zwar konnte ich nachvollziehen, warum man seine musik gerne mag, aber für mich persönlich fehlte irgendwie das herausstechende, besondere.

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ich wanderte weiter zum kulturareal metelkova, was sich als sehr schwierig gestaltete, da es fast einer nordpol-expedition glich, soviel schnee lag da herum in ljubljana. aber irgendwann kam ich doch an, im gala hala, mit nassen schuhen und beschlagenen brillengläsern. „mavi phoenix“ war gerade dabei, den vollgestopften club von ihrer musik zu überzeugen und als ich endlich wieder durch meine sehhilfe sah, erkannte ich, dass alle anwesenden ziemlich am dancen waren!

in der vergangenheit nahm ich die oberösterreichische rapperin immer ein bisschen als poserin wahr, immer ein bisschen over-the-top, immer ein bisschen so, als würde sie es zu sehr wollen und ihre natürlichkeit dadurch verlieren. aber diesmal, in diesem engen, kleinen, abgefuckten club in slowenien kamen ihre tunes und ihre persönlichkeit zur geltung – sie strahlte richtig und gab jeden zu verstehen, dass sie eine kleine underground-sensation ist und dass sich jeder ihren namen merken sollte.

besonders angetan war ich von ihren ansagen – in internationaler umgebung kam ihr drang englisch zu sprechen endlich authentisch rüber und ihre geschichten machten spass. genauso wie ihre moves auf der bühne und die leuchtenden laufschriften im hintergrund. alles passte zusammen, alles wirkte stimmig.

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Mavi Phoenix, 2018

wie schon am vortag ließ ich mich treiben und befragte alle möglichen leute nach empfehlungen. eine davon war „hater„, eine schwedische indie-rock-band. zuckersüß in grunge-klamotten dröhnte ihre musik durch die boxen, aber so ganz wollte mich das nicht fangen. ich wartete auf einen knall, auf irgendwas, was mich aus den latschen heben könnte, aber es ging die ganze zeit weiter mit lieblichen honig-melodien. ich zog weiter, das war mir zu fad.

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das channel zero war beim ment festival 2016 eigentlich meine liebste location gewesen und als ich den club am freitag abend betrat schoss es mir wieder in den kopf, wie toll ich diesen ort eigentlich fand. auf der bühne standen gerade „manon meurt“ aus tschechien, die ihren shoegaze in voller konzentration von sich gaben. bekanntlich ist shoegaze ja auch nicht so mein ding und bis auf den imposanten gitarrist, der sein instrument eindrucksvoll immer wieder in die höhe zu schupfen schien, entertainte mich das gehörte nur wenig. ein bisschen planlos stürzte ich mich wieder raus ins schneechaos und versuchte einmal mehr empfehlungen aufzuschnappen.

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the guru guru„, sagte mir jemand, solle ich mir anschauen. eine belgische band, sagte die beschreibung in der hilfreichen festival-app. belgien ist immer gut, also schlängelte ich mich rein in den club und wartete auf den beginn.

und dann geschah es: die gruppe schien völlig wahnsinnig zu sein, jedes bandmitglied trug ein bisschen etwas befremdliches, furchterregendes in den augen und vor allem der sänger zelebrierte sein eigenes, verrücktes auftreten. wirre blicke in die ferne, geschrei und gesang, zitternde und aufbrausende bewegungen die in völliges erstarren mündeten und dann wieder in explosionen ausarteten. die musik dazu? irgendwas zwischen der stimme von billy talent, den takten von biffy clyro und die eigene, ganz besondere note, die den titel „besessen“ tragen könnte. trotz diesem irren auftreten fand ich aber durchgängig schöne melodien vor, und empfand die musik auch beim schließen der augen als ziemlich abwechslungsreich und gut.

besonders in erinnerung blieb mir aber das, was ich auf der bühne mit weit aufgerissenen augen sah: eine box mit einem gitter oben drauf, die verschiedene scheinwerfer beherbergte und die mit zwei verschiedenen schaltern wahnsinnig tolle lichteffekte fabrizierte. die kombination aus der präsenz der belgischen band, der unglaublich guten beat-rock-musik und dem eingesetzten licht formte ein unsagbar tolles konzerterlebnis für mich. kein wunder, dass ich nach dem auftritt sofort zum merchandise stürmte und eine platte kaufen musste.

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und dann? es war bereits weit nach mitternacht und nach dem auftritt von „the guru guru“ war ich mir sicher, dass den gig niemand mehr toppen konnte. also stapfte ich durch den schnee zurück in mein hotel mit der gewissheit, dass ich jeden tag sehr gut verbrachte hatte, sehr gute konzerte gesehen hatte und ich mir ruhe jetzt wirklich verdient hatte. alles in allem war es ein richtig tolles festival, das trotz wetter sehr viel spass gemacht hat, super organisiert war und zum leute kennen lernen einfach perfekt war. vielleicht komme ich nächstes jahr doch wieder…

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