was man vom auftritt des deutschen rap-duos sxtn im wiener flex erwarten konnte: derbheit. was man schlussendlich bekam: eine derbe, aber wahnsinnig gute show!

ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich „sxtn“ zum allerersten mal gehört hatte. es war während einer autofahrt in die steiermark und ich dachte nur: „what the f*ck? was höre ich da gerade?“. einige interviews auf youtube später, waren mir die beiden damen richtig sympathisch geworden, trotz der nicht-jugendfreien texte. das konzert im wiener flex war pflichttermin – nicht nur für mich.

der gig war ausverkauft, seit wochen! das bedeutete, so früh wie möglich vor ort zu sein um meinen lieblingsplatz ergattern zu können. gesagt, getan. geplant war, schnell das konzert anzuschauen und dann ganz schnell wieder abzuzischen. aber ihr wisst ja, es kommt immer anders als man denkt.

der abend begann mit „fruchtmax„. vorgestellt hat er nicht nur sich selbst, sondern auch seinen deejay aus china, nämlich „dj handy“. demonstrativ wurde sein mobiltelefon in die höhe gehalten, dann steckte er das kabel in die buchse um seine musik von seinem telefon abspielen zu können.

„heute lass ich mir mein gesicht tätowieren“ cloud-rappte er, und zog nicht nur mit seinen witzigen texten die masse in seinen bann. er hatte irgendwie was sehr dämliches an sich, das einen aber sehr zum schmunzeln brachte. auch dass er sich selbst nicht so ernst nahm, machte ihn sympathisch. als „wie kann man sich nur so hart gönnen“ erklang, schoss es mir in den kopf: den kenne ich doch, dieses lied hab ich doch schon zig mal gehört! tja, schon gruselig wie sich virale internet-hits ins gehirn einnisten. „fruchtmax“ ist eigentlich schon ein superstar in seiner bubble, der unter anderem schon mit money boy zusammengearbeitet hat. wieder was gelernt.

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wie ein gewitter brausten sie an, die beiden hauptdarstellerinnen von „sxtn„, nämlich juju und nura. von null auf hundert steigerte sich die stimmung, schon beim ersten song ging es so ab, dass die gesamte halle hüpfte. bereits ab dem vierten lied kam dann das immer wiederkehrende highlight ins konzert-spiel: zwei trichter, zwei schläuche und viel bier, kurz bierbong. freiwillige konnten sich zur verfügung stellen um die saufmaschine in anspruch zu nehmen.

was mir ab diesem zeitpunkt besonders positiv aufgefallen war, war die durchdachte struktur, die geschichte, die sie in ihrer show erzählten. sie rappten zunächst noch von erhärteten geschlechtsteilen und fragten danach die anwesende crowd was wohl als nächstes kommen würde. richtig, die nächste „nummer“ handelte vom ausziehen und ging über in einen song („er will sex“), der thematisch das anbahnen und das verbieten des liebesspiels behandelte. ein lasziver tanz mit dem mikroständer und verneinende gesten inklusive der einprägenden zeile „aber du darfst es nicht, weil ich’s verbiete“ gab es als besonderen leckerbissen oben drauf.

was folgt nach körperlicher betätigung? richtig, die entspannung! die beiden damen nahmen jeweils in einem campingsessel auf der bühne platz, rauchten einen joint und besangen das „bongzimmer“. die gerüchte, dass kiffen blöd machen würde, wollten sie mit einer befragung des publikums bezüglich schulabschlüssen entkräften und gingen somit auch gleich über in den nächsten passenden song „schule“. schule bedeutet auch immer „etwas tun zu müssen“, die stimmen der menschenmasse waren gefragt und die kollaboration „sxtn feat. wien“ war geboren. zur belohnung für das lautstarke mitsingen gab es wieder eine runde bierbong. eh klar.

es ging weiter, weiter mit dem ersten, richtigen „partysong“. zum stichwort „party“ musste natürlich wieder vollends abgegangen werden und das taten die anwesenden konzertbesucher natürlich. darauf prosteten sich sxtn erstmal zu und verlautbarten zwischen tür und angel eine kleine politische botschaft, die bejubelt wurde. „refugees welcome“ rief nura und stimmte den song „ich bin schwarz“ an. wo wir schon bei politik sind: nura setzte noch eines drauf: „ihr habt zwei nazi-parteien in österreich? ist ja ekelhaft!“. vielleicht ist wirklich nicht alles so korrekt, wie sich die beiden ausdrücken, aber eines muss man ihnen lassen: die botschaften kamen an. für vielfalt, gegen rassismus!

nach all dem hass kam wieder das thema liebe. und zur liebe gehören romantische lichter. autotune wurde auf anschlag aufgedreht, die beiden ladies sangen „es weihnachtet sehr, doch ich hab kein feuerzeug“ und das flex funkelte: überall feuerzeuge und neumoderne handylichter. und dann kündigten sie die letzten drei lieder an, juju kommentierte das nur mit dem nicht so gut angekommenden „heul doch“. ein „panflötensolo“ später war aber alles wieder gut. sxtn forderten nochmal zum tanzen auf, bevorzugt zum latino-tanz. ein jlo-sample erklang und die halle brodelte nochmal kräftigt natürlich inklusive einer letzten bierbong-zeremonie und einer art moshpit. die teilung des publikums verlangten sie aber mit dem satz „macht mal einen schlitz“.

die beiden damen und ihre crew verließen die bühne, kehrten aber nochmal für zugaben zurück. mittlerweile waren alle anwesenden durchgeschwitzt, mit bier überschüttet und vermutlich auch am ende ihrer kräfte. zwei songs musste man noch überstehen, ehe man sich aus der wilden menschenansammlung befreien konnte. am ende bleibt mir nur zu sagen: gewöhnungsbedürftig dank der derben texte aber hey, was für ein konzert, was für eine show! wild, frech, unterhaltsam, strukturiert und völlig auf das publikum eingehend oder auch: tic tac toe auf autotune. anyway: mir hat’s gefallen.

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SXTN, 2017
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