ausverkauft, seit monaten. so ist das eben, wenn eine kommerziell erfolgreiche band wie coldplay verkündet, nach vielen jahren einen tourstop im wiener ernst-happel-stadion einzulegen. unter dem titel „a head full of dreams“ tingelt die band 1 1/2 jahre nach veröffentlichung des gleichnamigen longplayers immer noch um den globus – bevor die trennungsgerüchte vom letzten jahr wahr werden, sollte man diesem abend vielleicht doch noch beiwohnen um „dabei gewesen zu sein“ – das war zumindest mein beweggrund 110 euro für ein stehplatzticket hinzublättern.

es gibt bands, die ich zumindest einmal im leben gesehen haben möchte. coldplay ist eine davon. als im jahr 2001 der song „don’t panic“ über meinen fernseher flimmerte, war ich fasziniert, von der melancholie der nummer und dem dazugehörigen, imposanten video. als ich aber die ticketpreise für das konzert in wien gesehen habe, verging es mir. nein, ich wollte ihnen nicht soviel geld in den rachen werfen, nur wegen ein paar alten songs, die ich hören wollte. dann war es ausverkauft und es war okay, dass mein leben wohl ohne einem coldplay-konzert auskommen würde. aber wer mich kennt, der weiß, dass spontanität ein großes thema bei mir ist. und so geschah es, dass ich zwei tage vor dem konzert beschloss, mich auf die suche nach einem ticket zu machen. und es war gar nicht so schwer, prompt hatte ich zahlreiche angebote und nach wenigen stunden sagte ich einer ticketverkäuferin zu. coldplay und ich, dass das noch was werden würde… unglaublich!

und dann war ich vor dem stadion, mit einem ticket, auf dem stand „eingang grün“. diesen erst mal zu finden war eine challenge. zum glück befand sich die eingangsschlange im schatten, im gegensatz zum „eingang rot“. die farben wurden anscheinend wohlwissend dem stand der sonne gewählt. der einlass wurde von 16 auf 17 uhr verschoben und ging dann, als es endlich soweit war, überraschend schnell. überraschend schnell vielleicht auch deswegen, weil ich mich dazugeschummelt habe… pssst!

im stadion angekommen und meine blicke blieben an dem wort „wavebreaker“ haften. der begriff wavebreaker bedeutet weit vorne sein zu können und bedeutet dass die chance auf ein halbwegs okayes foto mit dem handy gut möglich war. also nichts wie hin und abchecken ob mir jemand einlass gewähren würde. ein schattiger platz in der zweiten reihe, links von der bühne inklusive gratis trinkwasser von den securitys war nach kurzer zeit mein und dort ließ ich es mir auch einreden, noch ein paar stunden auf coldplay zu warten.

zur überbrückung gab es natürlich auch bei diesem stadion-konzert zwei supportacts. die erste band, oder viel mehr die erste künstlerin, nannte sich „lyves„. in samt eingehüllt wurde man mit experimentellen pop und einer weinerlichen stimme eingelullt, was das publikum zurecht als etwas langweilig empfand. ich würde sogar soweit gehen und sagen, das diese hassposter, die man aus dem internet kennt, rund um mich gestanden sind… so wie die geschimpft haben, war da der schlimmste act der welt on stage. in wirklichkeit war es aber astreiner pop, der mit ein paar beats aufgelockert wurde. das einzige, was wirklich fehl am platz war: der hässliche kopfschmuck. als zweites wurde „tove lo“ engagiert, die ich eine woche zuvor auf dem governors ball music festival verpasst bzw nur von weitem gehört hatte. und sie machte ihre sache erstaunlich gut: gleich zu beginn konnte sie einige menschen mitreissen. dieses mitreissende konnte sie im laufe des sets sogar steigern (es wurd im takt mitgegklatscht). was mich persönlich aber an dem auftritt gestört hat, war das schlagzeug: es hörte sich blechern an und passte irgendwie nicht ganz zum fancy pop-image. auch der autotune war etwas too much. „weniger ist mehr“ und „willst du gelten, mach dich selten“ sind schon sehr wahre sprüche, auch wenn es um musikalische belange geht.

dass nach stundenlangem warten dann doch noch die band coldplay auf die bühne kommen würde, wagte ich kaum mehr zu glauben. die gruppe rund um chris martin startete so fulminant, mit feuerwerk und konfetti, dass es mir fast ein bisschen zu schnell ging. es war ein bisschen so, als würde man den ganzen tag nichts essen und dann völlig ausgehungert alles auf einmal verschlingen, sodass man es am ende nicht mehr genießen kann. ja, so in etwa war das auch mit coldplay. zack zack zack, und dann wurde bei „the scientist“ kurz verschnauft weil der frontmann am piano klimperte und dazu eh keine bühneneffekte gepasst hätten. zum glück?

ich war mir nicht sicher, was ich für den stolzen eintrittspreis erwartet hatte. feuerwerk und konfetti sind ja grundsätzlich super, aber gleich mit einer überdosis empfangen zu werden? ich weiß nicht. denn nicht nur von der bühne kamen effekte, auch von den besuchern selbst. am eingang wurden armbänder ausgegeben, die ferngesteuert leuchten konnten. somit kamen viele lichteffekte auch aus dem publikumsraum, was ja auch grundsätzlich super ist – aber irgendwie zu gewollt und zu bunt. zu gewollt fand ich auch die ansage, dass sie so froh seien in der musikhauptstadt wien zu spielen und natürlich dass die crowd hier so unfassbar toll sei. wer’s glaubt… euphorie bzw wirklich laute jubelschreie konnte ich zu keinem zeitpunkt vernehmen. aber vielleicht wird der applaus ja eingespielt, in die in-ears der band um die illusion des erfolgs aufrecht zu erhalten… who knows.

chris martin wirbelte nicht nur über die bühne sondern auch über den catwalk. mit den augenkrebsfördernden desigual-klamotten mimte er den mega-pop-rock-star. und mega-pop-rock-stars brauchen auch mehr als herkömmliche bühnen. deswegen wurden für coldplay gleich zwei weitere stages installiert, irgendwo mitten drin im publikumsbereich. als zum ersten mal die b-stage bespielt wurde, war mir das noch herzlich egal, weil das eh nur songs waren, die ich nicht leiden konnte. aber als der ganze spass dann auch noch so abartig und schnulzig aus den boxen donnerte, wollte ich am liebsten „aufhören“ schreien. aber es hätte wohl niemand verstanden. dann, der große faux-pas: chris martin vergaß einige textzeilen und brach den song ab: „please don’t put this on youtube, we are professionals“ legte er nach und ich hoffte einfach, dass das wahr sein würde. dass coldplay nicht nur ein produkt von musikproduktionsfirmen seien, sondern dass sich dahinter echte menschen mit echter authentizität befinden würden (man wird ja wohl noch träumen dürfen!)

„clocks“ brachte die band zum schwitzen, die armbänder funkelten wieder wie wild. später brach dann wieder pyrotechnik über uns herein, mit riesigen luftballons wurde uns die sicht versperrt und ein paar trommelgeräusche gab es oben drauf. und so ging es weiter, ohne seele, ohne musikalische wow-effekte. sogar schlimmer: „fix you“ wurde fast ein bisschen zu schnell gespielt und verlor somit seinen ganzen zauber. nach „viva la vida“ und „adventures of a lifetime“ wurde dann zur c-stage gewechselt. eigentlich hatte ich mir ausgemalt, nun den höhepunkt der show zu erleben, in wirklichkeit empfand ich während dem dort stattfindenden akustik-set langeweile und überlegte schon frühzeitig nachhause zu gehen. vor allem als „don’t panic“ von allen bandmitgliedern ausser dem sänger selbst gesungen wurde. mein lied nicht im original zu hören, war für mich fast so wie ein swimming pool ohne wasser: leer und unbedeutend.

zurück auf der hauptbühne und das grande finale wurde eingeleitet. oder: noch mehr feuerwerk, konfetti und lichteffekte. ich machte mich bereits auf den weg zum ausgang. mehr seichtigkeit und bedeutungslosigkeit konnte ich mir nicht mehr antun.

endfazit: wenn man nicht viele konzerte besucht, dann war es durchaus eine tolle popshow, mit viel klimbim und eindrücken, die man eben nicht alle tage erlebt. wenn man es aber mit konzertbesuchen übertreibt und an eine band wie coldplay erwartungen hat, weil man im vorfeld überall hörte, dass die show so wahnsinnig toll sein würde, und man auch vergleichswerte zu anderen stadionshows hat, dann war es eine pure enttäuschung. coldplay, einmal und nie wieder.

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