garish, eine band die unvermeidlich eine gewisse art von wert ausstrahlt. vielleicht wegen der langen beständigkeit, vielleicht wegen der lyrischen wortkonstrukte, die sie verwenden. auf jeden fall war klar, dass das konzert in der wiener arena ein großes, mächtiges, eindrucksvolles spektakel werden würde. nicht wegen irgendwelchen spezialeffekten, sondern eben wegen dieser wertigkeit.

„little big sea“ hatten die ehre als vorgruppe zu fungieren – leider wurden sie vom bereits anwesenden publikum kaum wahrgenommen. es wurde munter weitergetratscht, die band wurde vom großteil einfach ignoriert. der stille sound, das leise dahinsummen… das war einfach zu wenig aufregend um dem aktuellsten gossip eine pause zu gönnen. auch ich muss mich da bei der nase nehmen – doch mein tag war zu bewegend um mich dem austausch mit meiner begleitung zu enthalten. sorry, little big sea.

littlebigsea1

als garish ins scheinwerferlicht traten, war die arena gerammelt voll. kein durchkommen mehr, ausverkauft. gut für die veranstalter, schlecht für leute, die ein bisschen persönlichen space benötigen. ich stand ganz links vorne bei der wand vor den boxen – also nicht von jeder seite von human beings eingekesselt. so ist mir das recht, ich war bereit für garish. als großer fan des neuen, minimalistisch gehaltenen albums „komm schwarzer kater“ war ich erfreut zu beginn nur neue nummern zu hören, die mir aber bereits sehr vertraut waren. in verbindung mit dem hübschen, indirekten licht und dem benutzen von klavierklängen und des akkordeons wurde man behutsam in die kleine garish-welt eingeführt. perfektioniert wurde der erste teil dann noch mit dem song „apollo“, der im duett mit der little-big-sea-sängerin marlene vorgetragen wurde.

es folgte ein stilbruch. „dann fass ich mir ein herz“ passte eher weniger zur bis dahin präsentierten klangwelt. aber auch abwechslung sei gut, so sagt man. der ausflug in älteres songmaterial währte nicht lange, denn das lied „matador“ stand bereits in den startlöchern. ein kleiner seitenhieb in politische gefielde durfte nicht fehlen, sänger thomas meinte: „hat unterhaltung auch etwas mit haltung zu tun?“ und kommentiere damit die aktuelle situation in der weltpolitik.

reduktion, weniger ist mehr, down-to-earth: garish nahmen das wörtlich. nur zu zweit auf einer gitarre und dem piano wurde „auf den dächern“ vorgespielt. das war schon schön, aber die steigerung und eines meiner persönlichen highlights war das lied „menschenfresserwalzer“. so kraftvoll wurde dieses schöne stück musik mit wenigen mitteln präsentiert. es ging weiter mit „spuk“ und dem folgte eine kleine tanzeinlage, die großen applaus erntete. „wenn dir das meine liebe nicht beweist“ glänzte mit einem akkordeonsolo ehe es dann wieder zurück ging, zum neuen, unverbrauchten material.

mit „eisenherz“ verabschiedeten sich garish, bevor sie in den zugabenblock starteten. „unglück trägt denselben namen“ wurde unplugged aufgeführt, mucksmäuschenstill verhielt sich die menschenmenge. das war so imposant, so mitreissend, so wertig. ich traute mich kaum zu atmen. erlöst vom luftanhalten wurde ich kurz darauf, die dankes- und abschiedsrede von thomas jarmer erlaubte es. er betitelte garish als „wanderzirkus“, und diesen ausdruck mochte ich sehr. ein zufriedenes lächeln und dann ging es aber wirklich auf in die zielgerade: „ganz paris“ ertönte. ganz viel applaus folgte. und wenn man schon mal ein begeistertes publikum in der arena hat, warum nicht auch noch eins draufsetzen? für ihre interpretation von falcos „junge römer“ betraten sie nochmals die bühne und ließen mich – und vermutlich auch alle anderen anwesenden – so richtig sprachlos zurück. das war umwerfend, zauberhaft, nicht in worte zu fassen. danke garish.

garish7
garish5
garish4
garish3
garish6

Kommentar verfassen

Diese Website benutzt Google Analytics. Bitte klicke hier wenn Du nicht möchtest dass Analytics Dein Surfverhalten mitverfolgt. Hier klicken um dich auszutragen.