unter strom stehen, herumzappeln, nicht zur ruhe kommen: das beschreibt mein befinden, welches ich an diesem abend hatte, ganz gut. ich stürmte das wuk regelrecht, traf gleich mal auf freunde und huschte nach kurzem gossip-update schnurstracks in die erste reihe um „chinah“, die eröffnungsband des diesjährigen ja ja ja festivals, nicht zu verpassen.

nach den ersten paar nummern hatte ich eigentlich schon eine ganz konkrete vorstellung, in welche schublade ich „chinah“ stecken könnte. meine erste assoziation war nämlich „mø“ – denn die chinah-frontfrau war vom aussehen und auch einigen tunes her der dänin sehr ähnlich. auch in den raum geworfen wurde die band „chvrches“ als vergleichsgruppe, meine gedanken waren aber dann doch eher bei der früheren „madonna“. innerlich wartete ich darauf, dass chinah „material girl“ anstimmen würden. hätte gut gepasst. aber: je mehr vergleiche man machen kann, desto mehr bestätigt das eigentlich die 0815-qualität. leider wirkte die formation sehr austauschbar auf mich. pop mit ausgelutschtem 80iger-jahre-beigeschmack und einer zarten stimme – eh nett, aber wo bleibt die innovation, das einzigartige? ein bar-besuch war fällig.

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als balladen-sänger hat man es nicht leicht: werden genügend feelings produziert, kann man herzen berühren ohne im schmachtfetzen-matsch zu versinken? als ich gefragt wurde, wie ich „axel flovent“ finde, fiel mir nur folgende bezeichnung ein: schnulzen auf hohem niveau. hohes niveau deshalb, weil er nicht versucht hat als einzelkämpfer den singer-songwriter-tümpel zu durchqueren, sondern mit guter bandbesetzung einfach ein bisschen wertiger rüberkam.

dennoch: die kitschgrenze war in greifbarer nähe, axel flovent hatte es aber geschafft, dass sie nicht zu nah kam. gewünscht hätte ich mir ein bisschen mehr pfeffer, manchmal war das ganze schon ein bisschen ermüdend, was da unter schönstem scheinwerfer-licht fabriziert wurde.

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die besten voraussetzungen das highlight des abends zu werden hatte „gundelach“. von allen ecken und enden wurde er im vorfeld als große hoffnung herumgereicht. die chance den erwartungen gerecht zu werden, lag bei 50%. es wurde gemunkelt, dass er „gern“ technische probleme hat und das sich natürlich eher schlecht auf ein synthesizer-lastiges set auswirkt.

diesmal schien aber alles glatt zu laufen: anfangs sehr ruhig und in-sich-gekehrt-wirkend wurde die musik minütlich offener, beatreicher und tanzbarer. selbst die grimmig schauenden menschen sah man mitwippen. die kombination synthesizer und gitarre ist eben doch ziemlich cool und ziemlich hörenswert.

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irgendwie schien niemand aus meinem freundes- und bekanntenkreis wirklich motiviert zu sein: alle wollten weiterziehen oder nachhause, und das obwohl auch ein ziemlich cooles dj-set angekündigt war nach der letzten band. aber selbst ich verspürte an diesem abend eher weniger drang die nacht zum tag zu machen. wie auch immer – eine tschüssrunde hingelegt und dann ins getümmel gestürzt um auch noch dem letzten act des abends aufmerksamkeit zu schenken.

bei „have you ever seen the jane fonda aerobic vhs?“ musste ich sofort an brode dally denken: eine powerfrau am mikro und ganz viel drive in der mitreissenden rock-mukke. eigentlich wollte ich es meinen freunden gleich tun und ebenfalls nach ein paar nummern gehen, aber ich konnte nicht. geschrammelte gitarren-sounds wirken auf mich wie ein magnet. ich konnte nicht anders als mitzunicken und headbangende andeutungen zu machen. um es in einem ganz schlimmen wort auszudrücken: der auftritt hat gerockt. nämlich so sehr, dass ich wirklich erst nach verstummen des letzten lauts den heimweg angetreten hab. ausserdem fand ich den mit lichterketten-verzierten drummer sensationell!

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