das nationale supergroup-projekt „lili“ begab sich am dienstag auf die bühne des b72 um ihre ep „red sun“ vorzustellen. es folgte: ein verträumter clubabend.

ich stolperte an jenem dienstag übermüdet und frierend ins wohl temperierte gürtelbogenlokal, konnte sofort bekannte gesichter erspähen und blieb erst mal zwischen all den menschen, die ich mag. eine gefühlte ewigkeit später wagte ich mich dann endlich in den raum mit der bühne, denn das konzert von „lili“ sollte jeden moment beginnen.

die grazer band, die aus mitgliedern bekannter anderer projekte wie „polkov“, „granada“ oder „marta“ (und einige weitere) besteht, wusste was sie tut, als sie das bühnenparkett betraten. dieses selbstbewusste auftreten, inklusive dem durchdachten setting, welches laternen-ähnliche gebilde und den einsatz von visuals beinhaltete, ließ darauf schließen, dass das ganze projekt hand und fuß hat. gemütlich, wärmend und behaglich legte die gruppe los, den dream-pop geschmeidig aus dem rollkragen-longsleeve zu schütteln.

unbeschwert wurden die saiten- und tasteninstrumente bespielt, sanft wurde zum verschwommenden sound hin und her gewippt und man fühlte sich prompt in eine zeit harmonischer 80er-jahre-fernsehserien mit flackerndem bild an einem stürmischen abend zurückversetzt (wobei der stürmische abend gar nicht so weit hergeholt war). geflackert hat nicht nur der flackernde fernsehbildschirm in meiner fantasie, sondern auch das bühnenlicht bzw viel mehr die visuals, die immer wieder als abwechslung auf die band projiziert wurde. das war alles sehr schön aber auch ein bisschen träge. wie man weiß: die dosis macht das gift, und ehe ich mich innerlich beschwerte, dass mir die musik ein bisschen zu langsam dahintaumelt, schmissen sie ein etwas beat-lastigeres lied in die atmosphäre. das tat gut und bewahrte mich vor etwaigen nörgeleien.

zugegeben, ich bin nicht wirklich fan von nebeligen harmonie-pop, ich brauche immer etwas, das für sich steht, heraussticht, auffällt. etwas, dass das zugeordnete genre bricht, etwas was im ersten moment nicht dazupasst. im falle von lili kann man da ruhig die extended gitarren-melodien erwähnen (wobei die eigentlich eh dazupassen, aber trotzdem herausstechen!). das gab der gruppe charakter. aber die gewünschte auffälligkeit, die gewünschte eigenständigkeit fehlte mir etwas. das was lili machen ist verträumt und schön und herrlich für kaminfeuer und einer kuscheligen couch, aber für die bühne fehlte mir der extra-kick, der biss, der kleine ausbruch aus der gemütlichkeit.

am ende applaudierte ich aber natürlich mit mit dem begeisterten publikum. das niveau war hoch, die musiker verstanden ihr handwerk und entspannt konnte ihr können vorgetragen werden. wenn sie es schaffen, live noch ein bisschen mehr knistern reinzubringen, dann werden sie auch mich noch vollständig überzeugen. bis dahin lasse ich mein imaginäres kaminfeuer in meinem riesengroßen und gemütlichen fantasie-wohnzimmer knistern und höre ihren song „gutter“ in dauerschleife.

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