der dritte festivaltag am reeperbahn festival präsentierte überraschungsgast „liam gallagher“, lange schlangen und einige weitere überraschungen.

am freitag ging ich es ruhiger an: ich stand später auf, hatte erst um 13 uhr meinen ersten programmpunkt und konnte gemütlich in den tag starten. ich besuchte am frühen nachmittag ein panel das sich „im zweifel fürs verreißen“ nannte und hatte dort meinen ersten höhepunkt des tages: ich stand auf und diskutierte mit, provozierte einen panel-teilnehmer und fand später heraus, dass viele der anwesenden sehr froh gewesen waren, dass ich einen wichtigen standpunkt einbrachte. man muss wissen, dass ich mich sonst eher zurück halte und lieber beobachte, statt auf die barrikaden zu gehen. mit diesem adrenalinkick ging ich den tag völlig anders an.

ich war am weg zu einem showcase-event im sommersalon, als mir plötzlich casper über den weg lief. da ich mein gerade gewonnenes selbstbewusstsein aber nicht überstrapazieren wollte und ich ihn auch nicht auf eine creepy art und weise ansprechen wollte, ließ ich ihn gehen. er verschwand irgendwo im poster-markt und ich im sommersalon. dort war „damian lynn“ gerade am musizieren und es überkam mich dasselbe gefühl wie bei aliocha: more of the same, austauschbar, leider irgendwie nichts besonders. selbst das käse-raclette bewegte mich nicht dazu zu bleiben. stattdessen beschloss ich noch ein paar panels zu besuchen. weiterbildung und so.

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als ich aus meiner weiterbildungshöhle wieder rauskam war es zeit für essen. die foodtrucks waren gerade nicht so extrem belagert und das nutzte ich aus. danach suchte ich die chikago bar. meine all-time-favorites „selig“ sollten dort nämlich ein konzert spielen. als ich am besagten ort aber ankam war mir ein bisschen mulmig: die schlange vor dem lokal war ewig lang, ich betone eeeeewig lang! durch einen geheimtrick kam ich rein, viele mussten aber leider draussen bleiben. die location war einfach viel zu klein…

ich sah nicht viel, ganz hinten am anderen ende der bar. aber ich hörte die angenehme stimme von sänger jan plewka und das reichte mir um in eine andere zeit, in meine jugend, versetzt zu werden. es war wunderbar anzusehen, wie alle von vorne bis hinten die rockmusik der hamburg-ansässigen band feierten. die temperaturen bewegten sich immer mehr nach oben, ich überlegte ob ich wirklich das gesamte konzert lang die gruppe nur hören möchte oder mich stattdessen auf den bevorstehenden wien-gig freuen sollte, bei dem ich bestimmt auch was sehen würde. und dann, dann erspähte ich casper in der menge…

wie als wenn er meine gedanken gelesen hätte schlich er sich an der bar entlang auch richtung ausgang und stand mir dann direkt gegenüber. jetzt oder nie, dachte ich. da er in keines der gespräche von seinen kumpels eingebunden war, nahm ich all meinen fangirl-mut zusammen und sprach ihn an. herausgekommen ist ein instagram-bild, für das ich soviele likes wie noch nie erhalten habe. ach verdammte social-media-welt!

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adrenalin-kick, die zweite. schon wieder was getraut. ich irrte durch hamburgs straßen und wusste nicht so ganz wohin mit mir. dann fiel mir ein, dass ich zu einem journalisten-get-together eingeladen war, wo ich auch die darauffolgenden zwei stunden verbrachte und mich sehr gut mit den kollegen von radio helsinki unterhielt!

danach ging es leicht angeheitert zu den lesungen des „international music jounalism award“, bei denen ich dann endlich mein persönliches idol linus volkmann ansprach, der übrigens zum musikjournalist des jahres gewählt worden war. auch hier entstand ein instagram-bild. ich fühlte mich wie in trance, genoss die lesungen der preisträger so sehr und verschwand dann aber, denn ich wollte „vance joy“ in den docks gleich daneben nicht verpassen. nun ja.

vance joy konnte ich vergessen. das docks vermeldete einlassstop und ich war irgendwo mitten in der schlange. eine ganze stunde stand ich da draussen und wartete und verpasste schließlich vance joy. das alternativ-programm konnte sich aber auch sehen lassen: die menschen rund um mich in der schlange erwiesen sich als äußerst nett, wir unterhielten uns so gut, dass es mir dann irgendwann sogar egal geworden war, den act nicht gesehen zu haben, auf den ich mich eigentlich am meisten freute. dafür war ich aber zur richtigen zeit am richtigen ort um „liam gallagher“ zu sehen. und damit konnte ich mich auch anfreunden.

meine oasis-lieb-hab-phase war in der vergangenheit nur von kurzer dauer, irgendwann nervte mich jeder song der gallagher-brüder. wie aber liam allein so sein würde? als er die bühne im docks betrat und alle menschen zu kreischen begannen, hatte ich keine ahnung warum sie das taten. er wirkte wie ein arroganter kotzbrocken, sah missmutiger aus als grumpy cat und versprühte überhaupt keine sympathie. auch seine performance war regelrecht zum gähnen – außer seiner stechenden stimme, die man entweder liebt oder hasst, gab es nichts, was ihn besonders gut machte. liams instrumente beschränkten sich auf rhythmus-hilfen wie ein tamburin und das wars. die immer selben, gelangweilten gesichtsausdrücke, die immer selben posen, die gar keine posen waren und der arrogante blick waren nicht gerade einladend zu bleiben.

ich blieb trotzdem und ging weiter nach hinten zur bar. mit mehr abstand war das konzert viel erträglicher. man sah den hass in seinen augen nicht so sehr, und konnte sich mehr auf das schöne bühnenlicht und die songs konzentrieren. kurz bevor ich dann gehen wollte, spielte liam tatsächlich „wonderwall“. normalerweise verfalle ich beim hören dieses songs in schockstarre und müdigkeit, aber seltsamerweise fand ich das lied in seiner interpretation, mit seiner stimme, zum ersten mal gut. vielleicht weil es so original war, so echt, so unerwartet nett von so einem arschloch-typen.

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eigentlich hätte ich nach liam gallagher heimgehen können. aber ich wollte meinen abend nicht mit „wonderwall“ beenden. das fand ich zu kitischig. ich musste noch etwas anderes erleben und entschied mich ins indra zu wandern und die am vortag empfohlenen „pixx“ zu begutachten. der konzertraum war nicht recht voll, aber mir war das sehr recht nach einem tag voller aus-den-nähten-platzenden clubs.

schon bei den ersten tönen von pixx aus england war ich glücklich über diese entscheidung, dieses konzert noch zu besuchen. sie erinnerten mich an austra, von der stimmfarbe her. die kombo war tough, wild, und stark geschminkt. ich feierte das erscheinungsbild. es fügte sich perfekt zum ausufernden, starken dreampop. eine gruppe mit wiedererkennungswert, eine gruppe die nicht wie eine übliche band agierte, eine gruppe, die ihren auftritt richtig zelebrierte. vor allem die frontfrau hatte moves drauf, die mich richtig fesselten.

und dennoch blieb ich nicht ganz bis zum ende. die cola war mittlerweile ausgetrunken, ich war müde und wollte schön langsam nachhause ins bett. nach einem kurzen gespräch mit einem blogger-kollegen, den ich zufällig draussen auf der straße traf, spazierte ich dann aber endlich zurück in mein schanzenviertel. nur passierte kurz vor ankunft in meiner unterkunft noch etwas ziemlich verrücktes: eine gruppe von menschen sang auf offener straße „wonderwall“. genau der song, den ich nicht als abschluss meines tages haben wollte. nun ja. ich summte mit und schlief schließlich auch mit diesem nervtötenden ohrwurm ein. liam, you won.

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