die sleaford mods sind aus nottingham, einer englischen stadt, die man eher wegen robin hood kennt als wegen dem punk-hip-hop-duo. trotzdem schafften sie es, dass sich ihre qualität bis nach österreich herumsprach und der gig im flex doch schneller ausverkauft war als vermutet.

den ersten support „pisse“ ließ ich aus – aufgrund des scheußlichen bandnamens und weil ich nicht noch länger auf den hauptact des abends warten wollte. eine vorband ist manchmal echt ausreichend. und so kam ich rechtzeitig zu „mark wynn“, den ich mir, wie sich später herausstellte, eher sparen hätte können. denn bei diesem künstler handelte es sich eher nicht um musikalische finesse sondern um kraut-und-rüben-performance. der schmächtige typ machte nichts anderes als seinen laptop zu bedienen, hits aus dem letzten jahrhundert abzuspielen und dazu zu tanzen. manchmal zog er sich auch aus, legte sich auf die bühne und posierte mit der prinzessinnenkrone. anfangs noch unterhaltsam war es schlussendlich nur noch weird und „more of the same“. von „oh ist der typ lustig“ wechselte die stimmung rasch zu „der typ nervt“.

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das minimalistische bühnensetup änderte sich nicht, als die zwei herren von den sleaford mods die bühne betraten. auf makava-kisten wurde der laptop platziert und andrew mit bierdose in der hand bediente diesen eher emotionslos. eine nummer nach der anderen wurde runtergespielt, reduzierte, schnelle und sehr basslastige beats unterlegten den energischen sprechgesang von jason und animierten das publikum von sekunde null an zu wilden drängereien und pogotänzen. teilweise sogar so wild, dass ich die verschiedenen ellenbogen in meinem rücken fast schon anhand der stärke des stoßes unterscheiden konnte. zum glück fand ich dann links vorne einen geschützten bereich, der mich vor aggressiven körperteilen schützte.

die stimmung im publikum war rau und ungezähmt. trotz rauchverbot wurden zigaretten genossen und die reingeschmuggelten bierdosen zeigten einmal mehr, dass den anwesenden menschen „recht und ordnung“ nicht wirklich wichtig waren. was zählte war der wut freien lauf zu lassen. die sleaford mods hatten wohl eine ähnliche einstellung, boten dafür einen erstklassigen soundtrack und waren auch selber anhänger zügelloser verhaltensweisen. und so kam es durchaus vor, dass man einen spuckeregen in kombination mit herumwirbelnden schweißtropfen von sänger jason zu spüren bekam, weil seine aufgebrachtheit diese flüssigkeiten regelrecht von ihm weg katapultieren. man munkelt es war auch noch weiter hinten im flex ein leichtes nieseln zu vernehmen. das wiener publikum feierte diese pure form von entrüstung, war es doch großteils selbst in einer ähnlichen verfassung.

kommunikation zwischen den bühnenprotagonisten und der menschenmenge gab es trotz ähnlichem zustand aber (fast) keine. distanziert wurde performt, manchmal entfloh ein schnelles „viennaaaa“, das aber rasch wieder in den harten raps unterging. dann der erste „mainstream-hit“ „bhs“, der in mir zum ersten mal ein positives gefühl bewirkte und auch die leute etwas beruhigte. dieses runterkommmen war aber nur von kurzer dauer, schreie wie im fussballstadion heizten den ohnehin schon kochenden hexenkessel nochmal so richtig auf und jason sowie andrew bündelten nochmal alle energien und rasteten förmlich aus. „smash the fucking window“ schrie der frontmann, bis die kräfte nachließen, das mikro zu boden gefetzt wurde und die herrschaften abrupt die bühne verließen.

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